Blogeinträge (themensortiert)

Thema: beruflich

Konzert...

Gerade gewesen......



Das Foto muss so klein sein, man darf ja niemanden erkennen.
Man sieht so etwa 70% meiner Opfer. ;o) Und dann habe ich noch so ca. 60 Schüler in Musiktheorie.

Gut ist es gegangen, wenig ist passiert, gutes Publikum, guter Applaus. Stress pur für alle, eh wie immer... aber auch gute Gefühle nachträglich, somit gestärkte Jugendliche.... und abgehakt.

Wie überaus hart man manchmal zu sich sein muss. Meine Kollegin bekam gestern während des Unterrichtens die Todesnachricht ihre Mutter betreffend. Sie fuhr für eine Stunde ins Krankenhaus um sich zu verabschieden und unterrichtete dann weiter. Ich sah später kurz rein, die Schüler ulkten neben der armen Kollegin lustig rum, sie wussten ja nichts.

Für heute sagte sie das Konzert trotzdem nicht ab. Erstens hätte es keinen Ersatztermin gegeben, zweitens meinte sie, ihre Mutter hätte das so gewollt. Genau jene war es schließlich gewesen, die ihre Tochter zur Musik gebracht hatte, zu diesem so glückbringendem Beruf. Und sie besuchte auch, als sie noch konnte,  jedes Schülerkonzert!

Gedanklich widmete auch ich dieses Konzert jener großartigen Frau, die auch ich ein wenig kannte.

Nickname 14.05.2014, 01.13 | (0/0) Kommentare | TB | PL

Aus der Schule

Ein bisher wohlerzogener Schüler aus dem gehobenen Mittelstand in Alter von fast elf Jahren. Er tut bei mir nicht viel, aber ansonsten ist er tüchtig. Auch kritisch und aufgeweckt ist er, in der Volksschule war er sogar Schulsprecher.

Gruppenunterricht, am Anfang der Stunde.
"Heute müss ma aber sehen, dass das Duo endlich hinhaut, sonst ist der Ofen aus. Es ist ja schließlich schon zwei Monate lang auf!"
Es war einer dieser eher seltenen Momente, wo ich mal Druck machte. Schließlich ist ja bald Konzert.

"Sie können mich da lecken, wo die Sonne nie hinscheint!" bekam ich zur Antwort.

!!!

In der Schule sei so viel, lamentierte er anschließend mit nach unten gezogenen Mundwinkeln im Tonfall eines Juristen, der Tonfall von zu Hause.

Sowas ist mir in meiner ganzen Berufslaufbahn noch nicht passiert! Ich bin immer noch entsetzt.

"Du warst jetzt sehr frech!"

"Ich hab mich eh schon entschuldigt!" kam äußerst selbstbewusst zurück. Hatte er nicht. Breit treten vor dem anderen wollte ich dann nicht. Den Rest der Stunde hatte ich meine übliche Nettigkeit ihm gegenüber etwas eingefroren. Aber ob er meine neue Sachlichkeit überhaupt bemerkt hatte?

Kollegen meinten, ich hätte ihn rauswerfen sollen / ich hätte sofort die Eltern anrufen müssen.

Was ist pädagogisch richtig? Elternpetze und damit Vertrauensverlust? Da bin ich unschlüssig. Aber es auf sich beruhen lassen wäre für den Buben gar nicht gut. Er lernte sonst, dass man sowas machen kann.

Ich habe beschlossen, ihn mir nächste Woche unter vier Augen mal in einem ernsthaften Gespräch vorzuknöpfen.

Und jetzt noch: Nein, die Jugend ist NICHT schlechter geworden. Nur Einzelne sind problematisch, wie eh und je, wie es immer schon war. Sie zeigen das aber unbeherrschter als früher. Bei uns darf man solche übrigens nicht kritisch benennen, daher wurde das Ausdruck "verhaltensoriginell" erfunden. Aber das ist jetzt nicht auf den oben beschriebenen Fall bezogen. Der Junge war bisher immer in Ordnung, wenn auch nicht in der Leistung...

Tja.... vor zwanzig Jahren waren Schüler noch um Lichtjahre davon entfernt es zu wagen, ihrem Lehrer so etwas zu sagen! Überhaupt mit zehn! Solchen Anfängen gilt es zu wehren! Und Anfänge sind das! Denn meiner im Gymnasium lehrenden Freundin ist unlängst noch ungemein Schlimmeres passiert! Sie wurde von zwei 17-jährigen Schülern beim Supplieren einfach pausenlos nachgeäfft, mit Beinen auf dem Tisch. Und von der Direktion kam dann keinerlei Sanktion. Es bleibt ihr nichts, als es hinzunehmen.

Wir Lehrer haben ja keine Handhabe mehr. Da steht das Gestz davor. Und außerdem haben wir einen schlechten Stand in der Gesellschaft. Und dann passiert halt sowas.

Nickname 28.01.2014, 02.16 | (5/3) Kommentare (RSS) | TB | PL

Auswirkung negativer Öffentlichkeitsarbeit

Im letzten Halbjahr war der Lehrberuf fast täglich in aller Munde. Der Grund lag in Bestrebungen der Regierung, das Lehrerdienstrecht zu reformieren.
"Reform" bedeutet seit den 80er-Jahren bei uns fast immer "Rückschritt", in besagtem Fall muss man allerdings von drastischer Verschlechterung für den Lehrernachwuchs sprechen.

Den Politikern war klar, dass sie mit der starken Lehrergewerkschaft kein leichtes Spiel haben würden. Also wurde mit Hilfe starker Medienmitwirkung gegen die Lehrer gehetzt wie es die 2. Republik noch nicht erlebt hatte. Die gelernte österreichische Neidgenossenschaft, samt denen mit den schlechten Schulerfahrungen, und das sind wirklich nicht wenige, sprang dankbar bei dem Thema an und so wurde in sämtlichen Foren und mittels Leserbriefen auf Teufel komm raus gehetzt. Lehrer seien freche Privilegienritter, stinkfaul, schlecht ausgebildet, zu gut bezahlt, hätten unverschämt viel Urlaub und überhaupt und außerdem....
Es passierte dann schon mal, dass Lehrer in der Öffentlichkeit ihren Beruf zu verheimlichen trachteten. So weit waren wir gekommen.

Mein Thema jetzt ist aber, wie dieses allgemeine Lehrer-Bashing bei den Schülern ankam. Daran hatten die Brandstifter wohl keine Sekunde gedacht und auch nicht, wie sich das auswirken könnte.

Meine Schule ist ja keine der üblichen, trotzdem, auch bei mir kam was an. Und davon will ich jetzt erzählen.

Es war während einer Einzelstunde. Ein neuer Schüler, 11 Jahre alt, sehr liebenswert und stets hellwach, saß schräg neben mir, als ich mit ihm spontan ein neues Musikstück beginnen wollte. "Wo sind denn die Noten?" Ich sah mich um, aha, einen Notenständer weiter lagen sie ja, so etwa 1 1/2 Meter von mir entfernt. Ich stand auf und hatte sie nach zwei schnellen Schritten.

"Haben Sie das jetzt absichtlich gemacht?" fragte jetzt der Schüler mit ruhiger Stimme, seine Augen ruhten prüfend auf mir.
"Was denn?" fragte ich.
"Na, dass das Heft dort lag! Damit Zeit vergeht?"
"Wie meinst du das denn?" fragte ich erstaunt.
"Lehrer tun doch immer so die Zeit verbrauchen, machen sowas, damit sie uns weniger lang unterrichten müssen."

Ich war baff.

"Hast du das bei deinen Lehrern denn oft so erlebt?"
"Nein, ich nicht, aber man sagt das!" Und dann, nach meinem überraschten Blick nochmal im Brustton der Überzeugung: "Doch, das sagen alle!"

Verteidigungsstellung einzunehmen, was hätte das gebracht? Ich sagte nur kurz im ruhigen Ton, die Noten wären nicht deswegen dort gelegen und machte dann weiter. Hätte ich das Thema noch aufbauschen und es damit überproportional wichtig machen sollen? Sicher nicht! Außerdem, für mehr war auch gar keine Zeit, der Lehrstoff ging vor.

Dies als Beispiel, wie das Schlechtmachen der Lehrer in die Herzen der Schüler träufelte. Dass sich das bei der Arbeit kontraproduktiv auswirkt, weil die Lehrer mit nötigen Anweisungen jetzt noch schwerer durchkommen und ihnen viel Respekt abhanden gekommen ist, kann sich wohl jeder denken. Dass das auch den Schülern letztendlich schadet, nein, daran dachten die Herren und Damen Politiker nicht. Sie dachten bei allem nur an Einsparungen im Staatshaushalt.

Nickname 20.01.2014, 00.10 | (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Was man als Lehrerin so erlebt.

Der ca. 8-jährige Schüler verweigerte, sich wie alle anderen vorzustellen und ich akzeptierte das. "Ist gut, wenn du es halt so willst." Dann verweigerte er auch, auf eine kreativen, teils geschauspielerte Art, die Tonleiter mit zu üben. Jetzt aber musste ich was sagen, denn es wird das ganze Schuljahr hindurch Kreativität gefordert und wenn er dabei unglücklich ist, kann er ja zum sachlichen Unterricht des Kollegen wechseln, ist organisatorisch ein Klacks. Also schlug ich ihm das vor. Und zwar ihn zuliebe! Der Knabe hat derart nach unten gezogene Mundwinkel, das sieht regelrecht seltsam aus. So sah ich das bei einem Kind wirklich noch nie.

Gleich nach dem Unterricht stürmte die Mutter daher. Ich erklärte meinen alternativen Stil der wohl augenscheinlich nicht zu ihm passe und redete ihr zu, das Kind zum sachlicheren Unterricht beim Kollegen zu schicken. Auch sprach ich von Gruppendynamik, die im kreativen Bereich das Um und Auf sei und wie problematisch sich auswirke, wenn einer voll und ganz boykottiere.
Ich kürze mal ab, was ich mir daraufhin ins Gesicht werfen lassen musste:

"Was sind Sie für eine Pädagogin, wenn Sie mit sowas nicht fertig werden!!" schrie sie mich regelrecht an.
"Aber es geht doch nicht um mich, sondern um ihren Sohn! Er würde da nicht glücklich sein, beim Kollegen aber vielleicht eher!" ... so hätte ich antworten müssen. Aber ich war zu baff über diesen unerwarteten Angriff. Da blieb mir, wie immer in solchen Situationen, leider die Spucke weg. Und danach hätte ich mir in den Allerwertesten beißen können!

Aber jetzt kommts, warum ich das hier erzähle. Der nächste Angriff galt nicht mir und war sowas von hanebüchen!

"Seine Lehrerin (am Instrument) hätte doch wissen müssen, dass mein Sohn nicht zu Ihnen passt! Wieso schickt sie ihn dann??"

Ähm....

Jedenfalls blieb das Kind. Seine Hauptfachlehrerin erzählte mir später, was es ihr einmal gesagt hatte: "Ich weiß, das mich keiner mag, weil ich nicht lächeln kann!" Und sie erzählte auch: "Die Mutter schmeiße ich regelmäßig raus. Denn wenn die drin ist, kann er überhaupt nichts mehr, dabei ist er sehr begabt."
Na, da dürfte ja zu Hause einiges schief laufen.

Der Bub wird meine freundlichste Zuwendung erfahren, das habe ich mir fix vorgenommen. Und ich werde ihm alle Verweigerungen durchgehen lassen, vielleicht bekommt er sogar eine besondere Rolle, irgendwie eine andere als üblich. Mal im Hintergrund bleiben, mal Chef sein, oder Anleiter, hm, irgend sowas. Aber so, dass es den anderen Kindern nicht zu sehr auffällt. Hm, schwierig! Kinder spüren ja alles viel viel deutlicher als Erwachsene...
Wäre ja gelacht, wenn der so fehlplaziert bliebe. Kommt ja gar nicht in Frage, dass ich seine innere Problematik vielleicht sogar noch verstärke. Aber behutsam sein, das zuerst! Ich habe jedenfalls gute Vorsätze. Andersrum wäre ich ja wirklich unfähig!
Ich werde später mal berichten, wie es mit ihm läuft.

Nickname 07.10.2013, 01.24 | (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Heute war Konzert

Und zwar für die Schüler, aber nicht nur. Aufregend und stressig für sie, aber auch für die Frau Lehrerin.
Die letzten 14 Tage waren beruflich intensiv. Fast jeder Schüler bekam Extrastunden, bzw. Extraproben und in der Freizeit übte ich selbst mehr als gewöhnlich.

Wurde ja Zeit, dass ich wiedermal auf der Bühne stand. Denn wer nicht übt, verrrotttet! Gilt jedenfalls für uns Musiker. Das mehrsätzige Stück aus dem 20. Jahrhundet war für drei tiefe Flöten und Gitarre und nicht einfach, auch weil es so einige Solopassagen beinhaltete.
Ich erlebte mal wieder, welch nervlichen Stress das bedeutet. Hatte ich ja schon beinahe verhgessen! :-) Diesmal war es so, weil Eltern und Schüler kein normales Publikum sind. Sie sitzen ja nicht nur da, um zu genießen, vielmehr schauen sie genauestens, wie die Lehrerin nun denn selbst spielt. Und die weiß: Fehler sind in so einem Rahmen absolut tabu! Allein der Gedanke, dass man sich einfach keinen Fehler leisten darf, ist schon kontraproduktiv. Aber es ist halt wie mit der Sache mit dem blauen Elefanten an den man auf Aufforderung nicht denken soll: Man denkt unweigerlich an ihn.
Mir war Gott sei Dank nichts passiert, haaah. Und es gelang, nur vorher angespannt zu sein, kaum legten wir los, lief alles wie geplant.

Was ich grad schrieb, die Sache mit dem Lampenfieber, ist eigentlich unter Musikern tabu. Darüber spricht man unter Kollegen niemals! Niemals, niemals! Dabei leiden alle darunter. Auch in den Orchestern, speziell bei den Soloinstrumenten. Manche werden gar krank davon.
Also ich sage euch, Musiker die viel auftreten leisten wirklich was! Mit dem Lampenfieber wird man nie fertig, das hat auch der größte Profi und die meisten werfen im mittleren Alter das Handtuch, weil die Kraft, diesen immensen Stress zu verkraften, immer mehr nachlässt.

So bin ich halbwegs froh, kaum mehr auf der Bühne zu stehen, teilweise jedenfalls. Denn andererseits, tolle Momente im Ensemble mit der Renaissancelaute gab es unendlich viele.
Tiefe Freude beim Tun gibt es ja auch, das ist die andere Seite der Medaille. Meist, wenn mal der Anfang gemacht ist und es gut läuft. Dann versinkt man und ist ganz drinnen, man erlebt eine geistige und zugleich auch emotionalen Dichte, die ihresgleichen sucht. So ist also die schlimmste Zeit immer die vor dem Konzert.

Im Juni habe ich dann wiedermal ein Engagement, spiele öffentlich wo mit, aber das wird um einiges leichter sein.

Zum Abschluss noch ein Bild das meine Schwester in jungen Jahren mal von mir gemalt hatte, das passt ja jetzt grad so gut her. :-)

gitarrist_sibylle1975.jpg

Nickname 08.05.2013, 02.16 | (3/2) Kommentare (RSS) | TB | PL

Wie in der Geisterbahn...

... kam ich mir vor. Aber mal von vorne, die Geschichte ist leider nicht schnell erzählt.

Die Mutter, eine Französin, hatte mich in den Feiertagen angerufen und erstmal lang und breit und mit unendlich vielen langsamen Sätzen alles Gute für das neue Jahr und überhaupt gewünscht. Das mit den guten Wünschen macht sie immer so, da muss nicht unbedingt Jahreswechsel sein. Dann erst kommt sie zur Sache, nun aber kann es schon mal Aufforderungen, Anliegen, Wünsche und ich weiß nicht, was alles noch geben. Wir in Österreich nennen so etwas "schleimen". Ich will aber nicht ungerecht sein, vielleicht ist solches ja Usus in Frankreisch?
Nach dem langen Sermon an guten Wünschen ging es darum, dass ihr Sohn sich von der Schule abmelden wolle und wie da vorzugehen sei. "Er will zwar nicht mehr, aber wir zahlen ja, deswegen soll er aber schon noch die vier Mal kommen".
Tja, das wusste ich eh schon alles, war sogar schon abgesprochen. Außerdem hätte man es mir nicht mal sagen müssen, sowas merkt man im Unterricht doch sofort.

Der Unterricht war ja auch tatsächlich immer eintöniger geworden. Man weigerte sich nämlich, die nötigen Noten zu besorgen. "Ein Heft pro Jahr reicht!" sollen die Eltern gesagt haben. Ich entblödete mich nicht, dezent um weiteres Spielmaterial zu kämpfen. Nichts zu machen. Wobei ich mir nie ganz sicher war, ob das wirklich von den Eltern ausging, andererseits hatte der Vater sich ja schon aufgeregt, dass es Ferien gibt, er zahle ja schließlich. Da musste ich dann klarstellen, dass dies im Preis von 200 Euro im Semester aber schon berücksichtigt sei und der Staat eh das meiste zahle.

Kurz und gut, der 14-jährige tat nicht mehr viel, nicht einmal bei Popularmusik. Im Dezember fragte ich ihn pro forma, einfach, weil es sich gehört, ob er Weihnachtslieder spielen wolle. Er lehnte ab. Na eh klar, was soll ein gerade ganz arg Pubertierender mit Weihnachtsliedern anfangen? Üblicherweise eher nichts. Sowas hat man zu akzeptieren!

Nun die erste Stunde nach Weihnachten.

"Na? wie gehts? Hast du schöne Ferien gehabt?"
Unbestimmtes Achselzucken.
"Und hast du in der Zeit irgendwas gespielt?"
Mein Vater hat sich total aufgeregt, weil ich nicht mit ihm zusammen Weihnachtslieder spielen konnte. Er hat gesagt, wozu gehst du überhaupt in die Musikschule, wenn du nicht mal Weihnachtslieder lernst! Und dann hat er gesagt, wir sollen aus diesen Kopien hier jetzt bis Februar Weihnachtslieder 'machen'."
Er legte mir die Noten flappsig hin und etwas anderes hatte er erst gar nicht mit.

Oha! Ich dachte, mich knutscht ein Elch! Ich versuchte, ihm klar zu machen, dass man in unseren Breitengraden Weihnachtlieder nur bis 6. Januar spielt und dass man Liedbegleitung prinzipiell mit jeder Art von Liedern lernen kann.
Nichts zu machen, er blickte abweisend, der Vater hätte aber gesagt! Daraufhin blätterte ich mit ihm gemeinsam die Lieder durch, wies nach, dass man hier und dort gar nicht mit "Griffen" begleiten könne und dort wo es ginge, ständen eh Akkordzeichen. "Wiederholen wir halt die Akkorde,  schauen wir, welche zusammen passen, ich zeigs dir, gib mal dein Aufgabenheft her, damit ich´s einschreiben kann."
"Hab ich nicht mit!"
"Dann einen Zettel!"
"Hab ich keinen."
"Nichts mit?
"Nein."
"Wieso denn nicht?"
Achselzucken.
Hol dir halt einen aus meinem Kasten!"
Er suchte sich einen kleinen "Post It"-Zettel und ich fing halt an.

"Was ist 4 Töne höher als a?"
"Weiß ich nicht."
"Nach 4 Jahren wirst du doch Noten können? Ich sprach doch eh immer die Notennamen an?"
Wieder nur Achselzucken, "kann ich nicht, die Musiklehrerin ist soo schlecht...."
"Kannst du das ABC?"
"Nein."
Ich wartete.... "Ach ja, a... b, ... c d..."
"Na also, die Noten heißen doch gleich wie im ABC, was ist also der 4. Ton?
"Weiß ich nicht...!
Auffordernder aber möglichst freundlicher Blick... warten.... 
"Äh.... d"

Wir spielten dann D-Dur, da klopfte es, die Mutter trat ein.
"Grüß Gott! Nochmal aaalles Gute zum neuen Jahr! Darf ich dabei sein?"
Ich bot ihr einen Platz an und lehrte weiter.
"Nein, halte die Saiten nicht fest, weißt eh, du stoppst doch den Klang!" Ich machte es nochmal vor.  "Also nochmal." Er hielt die Saiten wieder fest. Ich wieder: "Nein, nicht die Finger auf die Saiten leg... Die Mutter: "Aber er hat doch gar nicht!" Ich: "Das können Sie doch gar nicht gesehen haben, Sie sitzen ja hinter ihm!" Sie: "Er hat ja nicht mal Weihnachtslie..." Der Sohn sprang auf, stampfte zornig auf: "Weil man dann ein Heft kaufen müsste, ich darf ja keines haben!!" Ich: "Weihnachtslieder wäre allerdings auch ohne Heft gegangen.. " Auweh, spontan keine gute Meldung von mir, aber zu spät...
Ich erklärte nun auch der Mutter, dass man jetzt keine Weihnachtlieder mehr spielt, und man auch andere Lieder... "Zimmerarrest" unterbrach sie in Richtung ihres Sprosses. Schimpfte weiter wegen Biologie, Mathe usw. und besonders wegen der Kosten für die Nachhilfestunden.

Die Stunde war aus.

Die Mutter: "Darf ich Sie bitte jetzt noch unter 4 Augen sprechen?"
Der Sohn stürmte wutentbrannt davon.

Es war nach 19 Uhr, ich hatte 7 Unterrichtsstunden hinter mir und versuchte nun, die Mutter während des Gespräches mit Körpersprache zum allmählichen Weitergehen zu animieren. Nichts zu machen, ihre Körpersprache sagte: Stehenbleiben!

Körpersprachenduell! *gg*

Ich erwähnte was von Pubertät, die sei doch bei allen schwierig, immer wieder erlebt und doch total normal. Von Umstellung der Synapsen bei Buben u.s.w. Sie: "Was soll ich aber machen!?" Da meinte ich, dass sie vielleicht die Leine länger lassen solle. "Gut, ja daanke, werde ich machen!", Wieder dieser unechte überhöflich Ton...
"Viele sagen später, die Pubertät sei die schlimmste Zeit ihres Lebens gewesen."
"...ach ja, isch war da augh schwierig...Sie sind pschüchologisch aber gebildet! Haben Sie das denn auch studiert?"  Nein, nur Pädagogik. PFFF! "Er ist geizig!" ....??.. Aber vielleicht hatte sie ja "ehrgeizig" gemeint.
Auf dem Weg zur Tiefgarage an Vater und Sohn vorbei. Vater am Bürgersteig, Sohn auf der Straße, mit dem Rücken zum Vater, ich schnell weg.
Später fuhr ich an den dreien vorbei. Tief im Konflikt verstrickt standen sie da und diskutierten.
Später hätte ich mich Ohrfeigen können weil ich nicht gesagt hatte:
"Ihr Sohn ringt um sein Selbstbewusstsein!"

Leider fallen einem die entscheidenden Dinge oft erst zu spät ein.

Nickname 09.01.2013, 01.12 | (2/2) Kommentare (RSS) | TB | PL

Power nötig....

Heute, beim "Tag der offenen Tür" mache ich in der Aula mit ca. 25 Kindern im Alter von 7 - 11 einen Flashmob. Muss improvisiert werden und sie wissen noch gar nichts davon. Weil Scheffe vergessen hatte, meinen Beitrag im Programm anzuführen. Ist ja ein bisschen riskant, kann auch schiefgehen, aber ich bin optimistisch. :-)
Daumen drücken nicht verboten! :-)

Nachtrag

Das war dann nichts. Rundherum zu laut und zu viel andere Aktionen, daher gingen die Kinderchen unter und man hatte sich höchstens kurz über mich gewundert, weil ich plötzlich GRAVE rief, das war nämlich das Startzeichen. Egal, nichts passiert.

Nickname 28.06.2012, 11.58 | (1/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Hannes mit der flotten Lippe

Sehr nacherzählenswert finde ich eine Unterrichtsstunde heute, ich hatte mich heimlich sehr amüsiert. Ich schwöre, dass all die Bonmots auch wirklich genau so kamen!

Hannes, 9 Jahre, diesmal ausnahmsweise im Einzelunterricht, weil sein Mitschüler fehlt. Er ist ein pummeliger eher kleiner Junge mit dicker Brille und sehr wachen Augen. Und, ganz wichtig, mit blonden Strähnchen in seinen dunklen Haaren.

Diesmal nütze ich die Einzelstunde, um über den musikalischen Ausdruck zu sprechen und mit Hannes das bei seinen Gitarrestücken auch auszuprobieren.

Tirilli: "Weißt du, eigentlich stellen wir bei Musik hauptsächlich Gefühle dar. So ähnlich wie Schauspieler das tun, nur, wir machen das halt mit den Tönen."
Hannes überlegt.
Tirilli: "Allerdings kommt schon manchmal vor, dass Musiker das Gefühl auch ein wenig im Gesicht zeigen, schau bei Gelegenheit mal genauer hin."
Hannes: "Ah, so wie beim Schülerkonzert wo einer dann wütend geschaut hat!!"
Tirilli: (verkneift sich ein Lachen) "Nein nein, Wut stellt man kaum mal dar, eher zum Beispiel... Tanzlust, Freude... oder Wehmut und so..... Weißt du, was Wehmut ist?"
Hannes: "Nein...... oder doch, das ist Heimweh."
Tirilli: "Ja, so ähnlich, zum Beispiel wenn man an etwas Schönes denkt und davon träumt, was aber leider schon vorbei ist."
Hannes: "Aha, so wie Liebeskummer!"

Wir stellen jedes Stück anders dar, verschieden schnell zum Beispiel und imitieren auch den Sprachfluss des Menschen, mit zeitweise lauten Tönen und dann leiseren am Schluss. Ich beobachte, dass Hannes freudig dabei ist und richtig Eifer an den Tag legt. Das ist mir auch wichtig, denn beim Schülerkonzert war er im Ensemble nicht immer mitgekommen, hatte Aussetzer gehabt und leider hatten die Eltern ihm ihre Unzufriedenheit dann sehr direkt kundgetan.
Das alles hatte er mir am Anfang der Stunde mit großer Zerknirschtheit erzählt und ich hatte ordentlich beschwichtigen müssen!
Tirilli: "Mir kommt vor, dir gefällt es im Einzelunterricht, was?"
Hannes: "Ja, weil ich grad die Prinzenrolle habe!"

Wir spielen noch ein wenig und machen die Hausaufgaben aus.
Tirilli: "So, genug für heute, machen wir jetzt Schluss."
Hannes protestierend: "Aber ich habe doch noch 10 Minuten und ein bisschen später hatte es außerdem angefangen!"
Tirilli: "Eigentlich hast du immer nur 50 Minuten, ich hab halt immer länger getan."
Hannes: "Da habe ich ja einen guten Deal gemacht!"

Ich eilte grinsend davon, eilig zur Externistenprüfung. Die fremden, meist erwachsenen Prüflinge warteten ja schon und waren sicher ganz nervös. Meine gute Laune durch das eben Erlebte trug ich flugs in jene Klausur und es ging viel lockerer zu als normalerweise.... :-)

Nickname 16.05.2012, 02.19 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Heut war ein wichtiger Tag.

Irgendwas essen und dann einschlafen auf der Couch. So sah der Abend in den letzten Tagen aus. Nichts mit bloggen, zu müde!

Denn es war diese Woche viel zusätzlich geprobt worden, oft bis in den Abend hinein und heute fand dann das große Schülerkonzert statt. Anspannung pur! Wirklich jeder Schüler war auf der Bühne gestanden.

Vorher die Generalprobe mit all ihren Aufregungen. "Wo sind die Noten?" "Kann mein Kind bitte um 3 fertig sein?" "Aber wie halte ich die Gitarre dann beim Verneigen?" "Wo ist Lukas! wir können nicht anfangen!" "Wo kann ich die Hülle hinlegen?" So fragte eine Mutter mitten in die Proberei hinein, hach, na irgendwo, dachte ich nur, dirigierte mit der Linken weiter während die Rechte wohin zeigte. Alles in Eile, hopp und weiter, die nächsten.

Ein abendfüllendes Programm ist nicht so schnell abgehandelt wenn man da und dort noch Tipps geben muss und auch das Verneigen übt. Die Kollegin, mit der ich stets zusammenarbeite, probte im Nebenraum und wollte eigentlich auch schon in den Saal, die beiden Klavierbegleiter warteten sichtbar.... Ein Kind regte sich zu sehr auf und musste beruhigt werden, andere polterten herum. Ich bemühte mich, nur möglichst sanft zu rügen, die Anspannung nicht zu zeigen, sie wäre ansteckend! Hach, die Schuhe drückten und ich sollte mich noch kämmen aber zuerst waren die Instrumende zu stimmen, 20 Stück, macht 120 Saiten und dies teils in spezieller Stimmung, passend zu den tieferen Blockflöten. "Ensembles huhu, bitte zusammen kommen zum Stimmen, nur 40 Minuten für das alles, jetzt kommt schon, bitte nicht mehr herumflitzen!" Aber trotzdem sind sie zu laut und so furchtbar aufgeregt."Psst!! Ich muss doch stimmen, halloooo, bitte um Ruhe!!"
2 Minuten nach offiziellem Beginn ist dann alles Vorbereitende geschafft, ich natürlich schweißgebadet, aber egal, so ist es immer.

Nun weiter, jetzt heißt es, das Publikum zu begrüßen.

Dies war diesmal kurz gehalten, denn ich ließ gleich mal überraschend einen Wecker läuten und die schon auf der Bühne stehenden Schüler taten so, als würden sie aufwachen. Dann ging es weiter in der Reihenfolge eines Tagesablaufs. Das war nämlich heuer unser Thema. Wecken, Schulweg, Schule, Mittagessen u.s.w., alles mit musikalischen Entsprechungen. Ich gab den Conférencier und die Bühnenarbeiterin, bestärkte mit Blicken, streckte schon heimlich mal den Daumen nach oben, gab Einsätze und regelte Auftritte.
Nach dem Konzert von Eltern bestürmt, jetzt dann aufräumen, abspannen, Gasthaus.

Damit ich das auch mal genauer beschrieben habe... ;-)

Sowas ist schon immer aufregend.
Hach, geschafft, geschafft für heuer, wie schön!

Nickname 10.05.2012, 02.45 | (6/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

2 Schülerwelten - 2 Nester im Vergleich

Tirilli: "Versuch mal etwas lauter zu spielen, nimm mehr Fingerkuppe."
Schülerin, 15 Jahre alt, Anfängerin, macht eine Bewegung als wolle sie sich an der Gitarre festhalten: ".....ähmm"
Tirilli: "Du lernst, das überhaupt leiseste Instrument in der Instrumentenfamilie zu spielen! Wir Gitarristen müssen stets am Ton arbeiten, damit er auch trägt!"
Schülerin versucht es sehr sehr zaghaft und gibt schon wieder auf.
Tirilli: "Hast du diese Woche mal probiert, mit der CD-Begleitung zu spielen?"
Schülerin verneint schon wieder, wie auch in den letzten Wochen. "Es war immer jemand zu Hause."
Tirilli: "Ich weiß ja, du vermutest, es könnte die anderen in der Familie stören wenn sie es durch die Wand hören, aber vielleicht ist es gar nicht so?"
Schülerin windet sich: "doch"
Tirilli: "Und wenn du Musik hörst? Das hören die Eltern und die Schwester dann doch auch?"
Schülerin: "Nein, nur mit Kopfhörer"
Später die Mutter der Schülerin, heimliche Frage: "Können Sie mir sagen, wann sie beim Konzert mitspielen wird? Sie würde es uns selbst niemals verraten!"

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Schüler, 13 Jahre alt, erstes Jahr, aber kein Anfänger. Lächelt und klimpert herum.
Tirilli: "Hast du das neue Notenheft denn noch nicht gekauft?"
Schüler: "Die Mama will nicht, sie hat gesagt, ein Heft reicht."
Tirilli, sehr erstaunt: "Aber das ist doch Unterrichtsmaterial, das braucht man!"
Schüler zuckt mit den Schultern: "Sie hat es aber so gesagt."
Tirilli: "Das geht so nicht, dann musst du es dir halt von deinem Taschengeld kaufen! Es kostet ungefähr 12 Euro."
Schüler: "Taschengeld kriege ich keines."
Tirilli: "Deine Eltern müssen ein bisschen sparen, gell?"
Schüler, sehr bestimmt: "Nein gar nicht, müssen sie nicht...!"
Tirilli: "Sagst es ihnen halt noch einmal. Noch was, denk dran, die nächsten 2 Dienstage entfallen wegen der Osterferien. Ist bei uns immer gleich wie in der Schule."
Schüler: "Der Papa hat gesagt, das ist nicht o.k., weil wir die Stunden ja trotzdem bezahlen müssen."
Tirilli: "Sag deinem Papa, dass in der Jahrespauschale die Ferien eh abgezogen sind und sag ihm auch, dass ihr nur ca. 20% der Kosten bezahlt, den Rest zahlt die Öffentlichkeit."
Schüler: "Wieso??"
Tirilli: "Weil das viel viel mehr kostet als 200 Euro, deswegen."
Schüler schweigt nachdenklich.
Tirilli: "Du wirst noch so einige unbezahlte Extraproben haben und übrigens beim Konzert eine Schülerin verstärken die es nicht schaffen wird, laut genug zu spielen, weil sie auch zu Hause aus Rücksichtnahme sehr leise spielt."
Schüler: "Oh, ich spiele zu Hause immer ganz laut, so laut ich will!" 

Nickname 29.03.2012, 02.21 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL