Blogeinträge (themensortiert)

Thema: beruflich

geschafft

Der Berg ist erklommen.

trine_bergerklommen.jpgUnd gut ist es gegangen, das Seminar.
Die Teilnehmer waren Lehrer und Kollegen, es ist nicht immer unkompliziert mit diesem Berufsstand, tjaja. ;-) Irgenwie habe ich das Gefühl, dass ich sie "in der Tasche hatte". Hoffentlich... mal sehen, was dann die Nachrede bringt. Viel fragten, wann das Buch rauskommt, freu! Aber das dauert noch, ich gebe mir etwa noch zwei Jahre.

Noch zwei Mal findet diese Fortbildungsveranstaltung in anderen Landesteilen statt und dann: abgehakt. :-)

Diesmal fuhr ich weit zum Tagungsort. Auf der Autobahn verlor gleich zweimal ein Lastwagen vor mir kurz mal die Kontrolle über die Fahrtrichtung. Der erste pendelte auf die Überholspur kurz bevor ich ihn überholen wollte, den zweiten trug es plötzlich auf den Pannenstreifen! Beide im vollen Tempo. Entweder waren die Windböen schuld, oder sie sind kurz vor dem Einschlafen gewesen.
Was bin ich froh, dass ich aus beruflich nicht so viel auf der Autobahn fahren muss wie andere!

Langsam langsam kehre ich wieder zur Bloggemeinschaft zurück, jetzt aber erst mal: Couchpotato! Ich kippe zufrieden um.

Nickname 05.06.2009, 21.30 | (6/6) Kommentare (RSS) | TB | PL

Zu viel zu tun

Es wird die nächste Zeit hier im Blog etwas stiller werden. Ich habe einfach keine Zeit für nüscht. Es gibt viele Sonderaufträge für die Schule, morgen wieder ein Schülerkonzert und dann fahre ich für 3 Tage nach Wien. Mit dem Zug leider, was für mich süchtige Raucherin mit Leid verbunden sein wird. :-( Aber ich habe mich für den Zug entschieden, weil ich während der insgesamt 9 Stunden Zugfahrt ohne Ablenkung (ähm...Internet...) arbeiten kann.

Ich erzähl mal kurz, was ich tun muss.
Einige wissen ja von meinem alternativen Unterricht in Musiktheorie für jüngere Schüler. Nun bin ich beauftragt, im Juni dreimal außerhalb der Unterrichtszeit im ganzen Bundesland als Referentin in der Lehrerfortbildung tätig zu werden.

Nun ist es aber so, dass ich bei diesem Unterrichtsstil viel improvisiere, auch weil ich es für besser halte, gegebenenfalls auf aktuelle Gegebenheiten einzugehen. Daher habe ich nur kindgemäße Unterlagen ohne viel Erklärungen.

Ich habe inzwischen die neue Unterrichtsmethode so sehr verinnerlicht, dass ich mich erst hinein denken muss, wie es den standardmäßig Unterrichtenden bei der Präsentation damit gehen wird. Nun muss ich den Stoff didaktisch aufbereiten, mir ein Konzept für das Seminar ausdenken und Unterlagen für die Kursteilnehmer erstellen. Ich will möglichst gut vorbereitet sein, denn es sind Kollegen und als solche natürlich äußerst kritisch.

Zusätzlich habe ich demnächst gleich 2 Mal für eine Woche Gäste/ einen Gast im Haus.
So werde ich also im Blog eventuell nur begrenzt weitermachen, es sei denn, ich habe gerade ein dringendes Bedürfnis zu malen oder irgend sowas, wenn ich halt einen schönen Ausgleich zur Kopfarbeit nötig habe.

Mit Mails wird es ganz schlecht aussehen, noch schlechter als sonst, auch wenn eine Steigerung da ja wohl kaum noch geht. ;-) Bitte um Verständnis!

Nickname 13.05.2009, 23.09 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Schülerkonzert - wie sowas ist

Generalprobe in ständiger Zeitknappheit, ca. 20 Gitarren in einer halben Stunde stimmen und dabei die Schüler zur Ruhe ermahnen, eine Rede vor dem Publikum schwingen, Notenständer und Sessel richten, mit den Schülern mitbeben, wieder die Bühne umräumen und wieder und wieder.... Und danach auf die anstürmenden Eltern eingehen und Schülern die richtigen Worte sagen. Schließlich Nachbesprechung mit der Kollegin in einem Lokal und dann endlich zu Hause und nur noch flach liegen.

So sieht so ein Konzerttag aus und es ist wohl stets der anstrengendste in der Arbeit, abgesehen von den vielen Extraproben davor.
Diesmal hatten wir sehr viel Ensemblearbeit gemacht, manchmal standen mehr als zehn Schüler auf der Bühne.

Eine blöde Situation gab es diesmal. Nachdem die beste Schülerin dieses Stück gespielt hatte, fing ich sie beim Hinauseilen noch auf der Bühne ab, es war ihr letzter Auftritt, weil sie nun maturiert und dann studieren gehen wird. Mit meinem Arm hielt ich diese sensible zarte Person um die Schulter und erzählte dem Publikum, dass sie nun acht Jahre bei mir gewesen sei und wie viel Freude ich stets mit ihr gehabt hätte, ich meinte außerdem, dass es mit ihr nie Arbeit gewesen sei sondern stets nur Vergnügen und sie immer jeden musikalischen Auftrag mit freudigem Enthusiasmus und gerne erfüllt hatte. Bei meinen Worten gab es immer wieder Zwischenapplaus.

Dies alles konnte ich dann leider nicht mehr stoppen, weil ich nun schon mal damit angefangen hatte, aber ich hätte gern. Denn während meiner Worte fing sie vor allen an zu weinen. Es war ihr einfach zu viel, der Druck vor dem Konzert durch das Lampenfieber, die Abspannung nach dem letzten Ton und dann kam auch noch ich. Blöd, ich kam mir dann unsensibel vor, aber es war zu spät.

Aber ich hatte einen Grund, sie auf diese Weise ehren und belohnen zu wollen. Denn nach jedem Vorspiel in all den Jahren machte sie sich danach selbst schlecht. Da kann man als Lehrer reden und reden, es nützt alles nichts. "Merkst du denn, wie schlimm du zu dir selbst bist?" sagte ich erst unlängst zu ihr in diesem Zusammenhang. "Du zerfleischt dich damit innerlich und in Wahrheit, denk mal nach, wie viele in unserer Stadt können auf der Gitarre so viel wie du, hm?"

Wenn aber jemand mal so eine innere Strenge zu sich selbst entwickelt hat, ist es schwer da was zu ändern.

Hm... ich kenne das von mir selbst, bin eigentlich genau so. Tjaa.

Diesmal war nach Jahren endlich wieder einmal ihre Mutter im Konzert, die Eltern kamen nie, ist das nicht schlimm? Und ich nützte die Gelegenheit, auch mal vor der Mutter das alles anzusprechen. Ich meine dieses sich selbst nie genügen! Ist schlimm und sie muss es ja irgend woher haben, daher finde ich gut, dass die Mutter das mal anhören musste.
Und dann kam die Überraschung. Die Schülerin meinte plötzlich neben der Mutter: "Bitte, ich will das Stück beim großen Schlußkonzert der Schule vorspielen!" Ich war hin und weg, das Schlusskonzert ist der größte Stress überhaupt, da von allen Lehrern nur der beste Schüler spielt, also alle Lehrer da sind und auch Politiker, es ist das Aushängeschild der Schule. Da ich sehr emotional bin, umarmte ich sie in meiner Überraschung spontan gleich mal kurz und ich spürte sie vollkommen regungslos zwischen meinen Armen. War ich schon wieder zu weit gegangen? Hier aber sagte ich mir dann aber: macht nichts, sie soll ruhig auch mal sowas erleben, es kann ihr wohl kaum schaden.

Nickname 13.05.2009, 01.28 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Etwas sehr Seltsames.

Seit Monaten (!) reißen an so gut wie jedem Wochenende bei einer Schulgitarre die gleichen zwei Saiten, nämlich die 4. und die 5., manchmal, aber eher selten, auch nur eine davon. Die erste Schülerin am Montag erlebte das bewusster als ich, weil es ja immer zu Anfang ihrer Stunde aktuell war.
"Es ist nur ein einziges Mal nicht so gewesen!" sagte sie unlängst.
"Wirklich? Bist du sicher? Bei mir zu Hause waren auch einmal diese beiden Saiten am Wochenende gerissen, ob das damals war, als hier nichts passierte? Es könnte so sein!"
Sie schwieg und schüttelte nur ungläubig den Kopf.
Heute war die Gitarre einmal heil, ich hatte ja auch die Rillen am Steg, dort wo die Saiten drübergespannt sind, letzte Woche leicht anschleifen lassen. 
Dafür sind aber dieses Wochenende dieselben beiden Saiten wiederum hier zu Hause bei meiner eigenen Gitarre gerissen!

Langsam fange ich an, abergläubisch zu werden... Denn normalerweise reißen Saiten sehr selten!
Oder habe ich etwa unwissentlich kinetische Kräfte? Aber bitteschön, ich will doch gar nicht für die Schule ständig neue kaufen! Außerdem bin ich ja am Wochenende nicht anwesend! Bezahlt bekomme ich die Saiten schon längst nicht mehr, weil man mir das einfach nicht glauben kann!

Jetzt habe ich sie gemalt, die schuldige Saitenhexe, den Hintergrund des Bildes hatte ich unlängst teils mit Tricks in der Bildbearbeitungssoftware generiert und dann eine Figur drinnen entdeckt die ich jetzt ausfertigte.
So stelle ich mir das des Nachts umtriebige Biest also vor. Es dringt durch Wände und dabei habe ich es ertappt! *g*

saitenhexe.jpg

Nickname 12.05.2009, 00.03 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Zwei unterschiedliche Ansichten....

   ..... oder sollte ich besser "Welten" schreiben?

"Gut hast du gespielt und das, obwohl du ja wirklich sehr nervös warst, aber das habe sicher nur ich bemerkt!" sagte ich einer 17-jährigen Schülerin die letzten Mittwoch ihren ersten Bühnenauftritt absolviert hatte. Sie ist "Spätberufene" und hatte erst vor drei Jahren mit dem Gitarrespiel begonnen.
"Naja, am Anfang ging noch was daneben, aber dann ist es eh gegangen"
"Aber Stärke du hast bewiesen, wenn man nicht als Kind beginnt ist so ein Auftritt viel schwerer. War von deiner Familie eigentlich jemand im Publikum?"
"Nein" Sie lächelte verlegen.
"Wolltest du niemanden dabei haben?"
"Meine Mutter interessiert das nicht, aber ich habe ihr das Stück zu Hause einmal vorgespielt."
"Und? Hat sie sich gefreut? Hat sie dich gelobt?"
"Sie hat nichts gesagt."
"Gar nichts?"
"Nur, warum ich das denn überhaupt mache. Sie hat kein Verständnis dafür, ist ja total amusikalisch und auch dagegen, besonders, dass ich jetzt auch noch Trompete lerne. Ich muss diesen Unterricht von meinem Taschengeld bezahlen." 
"Hast du ihr denn nicht wenigstens gesagt, was so ein Unterricht an Nebeneffekten zusätzlich noch bewirkt?"
"Ich habe ihr gesagt, dass es bei Stellenbewerbungen ein Vorteil ist. Wenn bei zweien mit gleicher Qualifikation einer auch noch ein Instrument spielt, hat er sicher einen Vorteil."
Da nickte ich nur ganz zurückhaltend, ich wollte ihr nicht sagen, dass die Arbeitgeber leider fast immer von den Vorteilen eines aktiv musizierenden Menschen keine Ahnung haben.

Ich erzählte ihr nur noch, dass jene Katrin, die sie nach dem Konzert kennen gelernt hatte, mich nach dem Konzert darauf angesprochen hatte, wie sehr doch die "Leute" (sie meinte damit Schüler ihres Alters) in der Musikschule doch anders seien als die "draußen". Sie meinte das sehr positiv...



Eine Gruppe von Eltern sitzt gemütlich zusammen. Alle haben Kinder im pubertären Alter und das Gesprächsthema beschreibt die Sorge, was ihren Kindern in falschen Kreisen so alles passieren könne. Einer sagt: "Wir legen viel Wert auf Sport. Damit haben wir es geschafft, dass unser Sohn kaum ausgeht und etwa, Gott behüte, noch mit Drogen in Kontakt gerät." Dann bekräftigte er noch: "Er kommt viermal die Woche ausgepowert vom Training, da ist er dann zu geschafft um noch auszugehen." Und er lächelte sehr zufrieden.

Ich finde, im Vergleich zur ersten Geschichte, wird durch diese hier noch deutlicher, wie unterschiedlich Eltern agieren, beziehungsweise, wie verschieden sie mit Umständen umgehen. Wobei ich noch darauf hinweisen will, dass auch der zweite Fall meiner Meinung nach nicht ganz unproblematisch ist.

Nickname 31.03.2009, 23.31 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Vorspiel. Nein, nicht dieses, ein anderes! ;-)

Hallihallo.

Heute hatten wir unser Schülerkonzert, eine Kollegin und ich.

Heute waren nur Soloauftritte. Einigen Schülern gelang es sehr gut, einigen recht gut und die dritten gingen leider mit unglücklichen Gefühlen nach Hause. Da wird Frau Lehrerin Tirilli nun wieder ein wenig Aufbauarbeit betreiben müssen, damit diese sich wieder entspannt neuen Herausforderungen stellen können.

So ist das halt immer. Trotzdem glaube ich, dass dieser Bühnenauftritt alle jungen Leute ohne Ausnahme für das Leben stärker gemacht hat, es kommt eben auch auf die Nachbesprechungen an, man muss Werte definieren und damit unrealen Versagensgefühlen entgegenwirken. Das tue ich, seit Jahren, aufbauen, aufrichten, loben, definieren, all sowas halt...

Frau Lehrerins Einführungsrede hat geklappt, ist scheinbar recht gut angekommen, also für meinereine alles in Butter. :-)

Nickname 25.03.2009, 23.45 | (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Politisch motivierte Lehrerhetze

Zuerst haben sie den Banken wegen deren schwieriger Wirtschaftslage Unmengen von Geld zuschießen müssen. Im zweiten Schritt wollen unsere Politiker den Lehrern zwei Stunden mehr für gleichen Lohn aufbrummen. Die wehren sich natürlich und empfinden sich als Bauernopfer.
Die Unterrichtsministerin hatte sich ganz bewusst an die österreichische Neidgenossenschaft gewendet: Den Lehrern gehe es so gut, nun sollen sie bitteschön solidarisch handeln und mehr arbeiten. Das käme schließlich auch den Schülern zugute. (Hm? Wie das?)

In den diversen Foren wurde jetzt wochenlang intensiv gestänkert. Viele Lehrerhasser und solche die sich überhaupt grundsätzlich benachteiligt fühlen, schrieben sich mit Feuereifer ihren Frust von der Seele, die Hetze gegen unseren Berufsstand nahm auch mal Formen an, dass man nur noch resigniert den Kopf schütteln konnte.
Natürlich meint der gelernte Bürger, alles über unsere Tätigkeit bis ins kleinste Detail zu wissen, war doch jeder schließlich mal in der Schule. 

Die Lehrervertretung konterte übrigens mit zugegebenermaßen übertriebenen Beschreibungen ihres Arbeitsausmaßes.

Aber es muss schon gesagt sein, wir arbeiten viel mehr als die Öffentlichkeit wahrnimmt. Und wir verdienen sehr viel weniger als jemand, der mit ähnlicher akademischer Ausbildung in die Wirtschaft ging.

Wenn Lehrer das in die Foren-Diskussionen warfen, hieß es gleich, wir ach so Armen sollten nur nicht jammern! Tun wir eh nicht, wir wehren uns nur.
Dass Unterrichten anstrengender sei als in einem Büro zu sitzen, wo man auch mal zwischendurch surfen und in diversen Foren posten kann, (tjaja) durften wir erst recht nicht in die Diskussion werfen. Sofort schrieen sie auf und beklagten sich über ihren eigenen Beruf.

Natürlich haben wir viel mehr Urlaub. Dafür halt im akademischen Vergleich das kleinere Gehalt, das gleicht sich unserer Meinung nach aus.

Weiß die Öffentlichkeit eigentlich, dass wir jede gehaltene Stunde nachträglich schriftlich dokumentieren müssen? Abgesehen von der ständigen Vorbereitung. Und einen detaillierten Jahresplan für jeden einzelnen Schüler fordert der Dienstgeber auch ein, dies nur als kleines Beispiel für Tätigkeiten, die keiner mitbekommt.

Es gibt unzählige Extraarbeiten die keiner sieht. Heute zum Beispiel hätte ich vom offiziellen Stundenplan her genau von 13:30 bis 19:10 in der Schule sein müssen. Ich war es aber bis 20:30, dann schmiß mich der Schulwart hinaus, weil die Schule geschlossen wurde.

Es ist ein schöner Beruf, aber wenn man in Österreich in der Öffentlichkeit fast schon verheimlichen muss, auch einer dieser angeblich so faulen Lehrer zu sein, frustriert das schon ungemein!

Nickname 24.03.2009, 23.55 | (5/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Lachkrampf verboten....

Nachdem ich heute den Unterricht einer 17-jährigen abbrechen musste, (eh fast am Ende der Unterrichtsstunde) weil wir zwei vor lauter Lachkrampf nicht mehr weiter machen konnten, fällt mir eine alte Geschichte ein.

Ich musste mir mein Studium zum größten Teil selbst finanzieren, daher arbeitete ich schon damals an diversen Schulen.

In einem sehr großen Wiener Oberstufengymnasium war die allgemeine Stimmung nicht gerade sehr positiv. Es herrschte eine Hierarchie sondergleichen, die Musiker und bildnerischen Erzieher kamen da nur knapp vor dem Schulwart und die mit den naturwissenschaftlichen Fächern fühlten sich als die Oberschicht. Der Direktor gab sich als unterkühlter Patriarch und "sein" Administrator blickte stets wie ein Minister drein. Beide hatten übrigens versucht mich in einem raffinierten Dreiecksgespräch fertig zu machen, nachdem ich draufgekommen war, dass ich um zwei Stunden zu wenig bezahlt bekam und das korrigiert haben wollte. Sie meinten, ich hätte das nun stillschweigend zu akzeptieren, ich hätte ja früher drauf kommen müssen und außerdem sei ich vermutlich eh selbst schuld an dem Fehler. Mir war schnell klar, dass es das oberste Amt nicht erfahren sollte, also die Spitze der Machtpyramide. Ich ging selbstverstädlich dann genau dorthin, worauf der Schulamtsbeamte sofort diesen Direktor anrief und ihn vor mir schroff runterputzte. Tja, so ging es da zu. Dabei war genau das ein Vorzeigegymnasium der Roten! (Bei uns ist ja die Schulorganisation total verpolitisiert.)

Eines Tages kam dieser Direktor zu mir und schüttelte mir überraschend anerkennend die Hand.

Und das kam so:

Ich unterrichtete gerade sechs Schüler die gar nichts zusammen brachten. Sie waren im Gackeralter. An diesem Tag gackerte ich mit und wir konnten uns alle gar nicht mehr fangen. Was für ein Riesenglück, dass zufällig in diesem Raum ein Telefon war und ein noch größeres, dass die Sekretärin nett war! Denn jetzt rief sie mich heimlich an: "Der Inspektor ist im Anmarsch!!" Meine erste Beurteilung war fällig, entscheidend für die Zukunft, weil das bei Stellenbewerbungen eine Rolle spielt.

Ich hatte gerade noch Zeit, den Schülern zu sagen, dass ICH beurteilt werden würde, nicht sie und dass ich jetzt plötzlich die Strenge markieren würde, denn der Inspektor sei bekannt für seine Frauenfeindlichkeit und ein ganz Schlimmer vom konservativen alten Schlag. Und schon ging die Tür auf und ich tat überrascht. Nun unterrichtete ich also voller Strenge, so sehr, dass eine Schülerin zu weinen begann weil ich so konsequent nachbohrte. Dabei hatte sie doch gewusst, was los ist, trotzdem verlor sie die Fassung....

Warum der Direktor mir dann gratuliert hatte, kann man sich jetzt wohl denken...
Ich hatte die bestmögliche Beurteilung bekommen! Weil ich mich so streng gegeben hatte. Auch weil ich sogar eine Schülerin zum Weinen gebracht hatte? Ich denke, es war so....
Ist das nicht krank??

Nickname 26.02.2009, 21.31 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Umfassend sein.....

Schülerin: Gespielt habe ich in den Ferien schon, aber ich weiß nicht, es ging überhaupt nichts! Es ist schlimm, ich treffe nicht einmal die Saiten richtig. Außerdem sind die Hände verkrampft, ich weiß auch nicht was los ist.
Tirilli: Das kenn ich, so geht es einem manchmal, zum Beispiel am Tag vor einem Vorspiel, aber auch sonst in manchen Zeiten.
Schülerin: Ich weiß nicht, bin echt in der Krise.
Tirilli: Manchmal ist sowas sogar gut......
.....gell, jetzt bist du überrascht über meine Bemerkung.
Schülerin: Nein, èigentlich nicht. Ich kenn Sie schon, jetzt kommt eh gleich was nach.
Tirilli: *grinst* Naja, nach sieben Jahren, eh klar.
Schülerin: Nach neun Jahren!
Tirilli: Ehrlich, schon neun? Ach so. Na jedenfalls, so eine Krise bedeutet doch stets auch Wachstum. So gesehen ist sie doch nicht automatisch schlecht? Lass dir Zeit, lass einfach zu, dass es halt jetzt mal nicht geht...
Schülerin: Ja, ich bin immer wieder zu ehrgeizig, das ist so blöd.

u.s.w.

Mir fällt auf, dass zur Zeit Schülerkrisen häufer sind als früher. Ich habe zum Beispiel auch eine 13-jährige mit einer echten Depression und ich bin die einzige, die das weiß. Nach langem Überlegen hatte ich beschlossen, das nicht ihren Eltern zu sagen, ich wollte keinen Vertrauensbruch begehen und sie wird besser wissen, warum sie es verheimlicht.

Die jungen Leute wachsen mit viel mehr Sorgen auf, als wir anno dazumal, ständig hören sie von schlechten Zukunftsperspektiven, von der Wirtschaftskrise, von Arbeitsplatzmangel, das geht auch an den Jüngeren nicht spurlos vorbei. Dazu kommt dieses immense Leistungsdenken in unserer Gesellschaft und die neue soziale Kälte von der aber auch sie manchmal angesteckt wirken.

Wir konnten viel unbefangener in die Zukunft sehen, das darf man nicht übersehen.

Was so schön ist in meinem Beruf, ich kann manchmal mit Worten ausgleichend wirken und ich weiß, dass mir das schon manches Mal positiv gelungen ist. Durch den Einzelunterricht ist das Verhältnis ja immer sehr persönlich und die Schüler kommen auch tatsächlich mit ihren Sorgen. Ich höre dann zu und lass dann auch mal Unterrichtszeit dafür zu. Und ich versuche dann immer das Positive herauszuholen.
Das sind dann immer wieder unglaublich schöne und berührende Minuten.

Nickname 20.02.2009, 00.39 | (4/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Die lieben Kleinen

Das sind sie wirklich!

Ich erzählte schon, dass ich 2 Klassen mit Volksschülern unterschiedlichen Alters habe, denen ich auf spielerische Weise die Grundlagen der Musiktheorie vermittele.

Heuer zu Schulbeginn war ich etwas konsterniert über die viel zu hohe Schülerzahl. Vom Dienstgeber sind Gruppen von 12 Schülern vorgesehen, ich muss aber jeweils 26, bzw. 28 Schüler unterrichten. Wegen der ungewöhnlich hohen Schülerzahl musste ich auch meinen Unterrichtsstil verändern, manches neu erfinden und anders gestalten.

"Die lieben Kleinen" schrieb ich und zu meiner Freude sind sie das wirklich. Alle sind so lenkbar, leicht um den Finger zu wickeln, wiff und aktiv, es ist eine einzige Freude und mehr Vergnügen als Arbeit. Der Lausbub der oft ein wenig unruhig ist, hilft mit Empathie dem etwas begriffsstutzigen jüngeren Mädchen und Konkurrenzkämpfe sind auch nie negativ sondern so gut wie immer eher anregend.

In einer der beiden Klassen haben sich ein paar Dinge entwickelt, von denen ich erzählen will.

Wir sitzen ja im Kreis, damit der hierarchische Frontalunterricht vermieden wird. Nun hat sich eingebürgert, dass ein bestimmter Bub stets so nahe rechts neben mir sitzt, dass ich zu Unterrichtsbeginn immer aufpassen muss, nicht etwa im Reflex zu sagen, ich bräuchte bitte mehr Platz. Links von mir wechseln die Kinder, wer zuerst kommt, sitzt dort, Gott sei Dank nicht so nahe, sonst könnte ich mich kaum rühren. Ich fühle mich geehrt. *g*

Noch netter ist der Abschied am Ende dieser Stunde. Irgendwie entstand von selbst der Brauch, dass mir fast jedes Kind zum Abschied die Hand reicht. So manches will noch was sagen und so habe ich binnen Minuten etwa 25 Hände zu schütteln und so einige Bemerkungen aufzuschnappen während schon die Eltern vor der Tür ungeduldig warten. Ich lege viel Wert darauf, das grüßende Kind auch gut zu beachten und ihm fröhlich in die Augen zu schauen.
Und dann geht mir immer das Herz über vor lauter Freude.
:-)

Nickname 03.02.2009, 22.22 | (6/1) Kommentare (RSS) | TB | PL