Blogeinträge (themensortiert)

Thema: oder doch nicht?

Geist und Seele - Nachtrag

 "Wir sind eine Einheit aus Körper, Geist und Seele" schrieb Bärenmami in einem Kommentar zum vorletzten Beitrag.

Ja, aber.... ist diese Einheit frei oder doch nur eine Marionette ihres Zentralnervensystems?
Ich dachte, wenn ich einen Beitrag über das Thema mache, muss ich nachdenken und komme selbst mit dieser Frage weiter. Aber ich bin an dieser harten Nuss gescheitert.

Nickname 13.03.2008, 22.38 | (2/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Geist und Seele

"....Täuschung, Interpretation eines Gehirns, das sich seine eigene Sinnlosigkeit verbergen will" .... las ich unlängst irgendwo.

Wir sind in Wahrheit gar nicht frei und selbstbestimmt, unsere Gefühle, Gedanken und Handlungen sind nur das Ergebnis von Lernprozessen und Prägungen.

Wenn ich so oder so ähnlich an verschiedendsten Stellen lese, regt sich in mir Widerspruch.

Sollten wir insgesamt nur das Ergebnis unserer Gehirntätigkeit sein und ihr ganz ausgeliefert, wo bleibt die Seele? Wodurch unterscheiden wir uns dann vom Tier? Und gesetzt den Fall, es ist so, darf man überhaupt noch von Schuld sprechen?

Mir fällt auf, dass besonders zwei Berufsgruppen zu dieser Einschätzung neigen: die Psychiater und Psychologen.

Gerade sie, die man im Volksmund gerne Seelenklempner nennt, glauben sie überhaupt an eine Seele? Oder sind wir für sie etwa nur die Summe lebenslanger Gehirnprozesse?
Ich kann mit meinem Halbwissen natürlich nur sehr laienhaft argumentieren. Trotzdem wage ich, dagegen zu halten. Was ich denke, ist nicht schnell erklärt. Daher zeige ich es als Bild:
wechselwirkung.jpg
Die Seele ist von Anfang an da. Da wir bei unserer Geburt schon eine ausgeprägte Persönlichkeit sind, geschieht ständig eine Wechselwirkung zwischen dem, was uns im Innersten ausmacht und den Eindrücken von außen. 
Dieser Dialog von innen und außen lässt uns bis zu einem gewissen Grad aber doch die Freiheit der Wahl?
Wie wir fühlen und auf welche Weise, beeinflusst, wir wie speichern. Ist damit etwa die oben geäußerte Unfreiheit gemeint?
Dann müssten wir aber in unserem Kern doch absolut unbeweglich sein? Sind wir das denn? Oder ist es uns gegeben, im inneren Dialog abzuwägen und diesen Kern zu entwickeln... Haben wir nur einmal durch Nachdenken eine Weiche verstellt, ist die vermutete absolute Unfreiheit auch schon Geschichte.

Wir sind doch nicht nur Gehirn, liebe Kopfmenschen!

Um zum ersten bitteren Satz zurückzukehren, das Gehirn verbirgt doch nicht allein, der ganze Mensch tut es, wenn er es nötig hat. Und sinnlos wäre dieser Akt der Selbsterhaltung nur, wenn auch das Leben sinnlos wäre.

Nickname 12.03.2008, 23.19 | (3/2) Kommentare (RSS) | TB | PL

Es war ein kleiner Versuch.....

Sehr schön. Ich habe durch den letzten Eintrag sofort bekommen, was ich wollte.

Schon Minuten nach Erstellung des vorigen Scherzbeitrags kommentierte Helga: "Merke: Wenn der Vogel frisst, singt er nicht!"
Jawohl, Entschuldigung, man spricht nicht mit vollem Mund! "

...spricht"?? hihi2.JPG

Es geht um folgendes: Es wurde mal wieder über das internettende Völkchen diskutiert. Über deren Sprachkreationen, also darum, wie sie die Sprache verändern, aber besonders wieder um den Umstand, dass man aber ja doch nur liest.

Dass es mehr ist, konnte ich mit dem vorigen Beitrag ein wenig deutlich machen. Es ist nicht nur wie beim Briefverkehr, man hört sich auch ein bisschen. Helga hörte mich anscheinend schmatzen... *g*
Dass sich bald Smilies und Emoticons zur Unterstützung dieses "Hörens" und Spürens eingebürgert hatten, untermauert die These von einer Sonderform der Kommunikation noch zusätzlich.
Eine logische und notwendige Folge ist, dass durch dieses neue Medium natürlich auch neue Konversationsstile entstehen. Genau ist das nur für Insider verstehbar, was die Außenstehenden manchmal recht emotional dagegen polemisieren lässt. Sie fühlen sich vielleicht von einem Teil der zeitgenössischen Kommunikation ausgeschlossen?

Übrigens, jemand schrieb mir, diese Bloggerei verleite zu Oberflächlichkeiten, ja sie fördere sie in dieser eh so vordergründig gewordenen Zeit.

Hier argumentiere ich dagegen, dass es von diesem Standpunkt aus gesehen nicht anders ist, als im täglichen Leben. Mal wird leicht geplaudert, mal nachgedacht, mal Stellung bezogen. Ja, das jeweilige Thema entwickelt sich zu wenig weiter, stimmt. Aber ist das im realen Leben denn besser?

Von meiner Erfahrung her denkt man beim Schreiben über die Dinge viel mehr nach als wenn man sie nur ausspricht.
Ich für meinen Teil habe jedenfalls manches viel genauer ergründet, als ich es ohne Blog getan hätte.

Nickname 03.03.2008, 23.38 | (6/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Weib, sei gestylt, mit Kurven bist du nix.

Ich nix Zeit haben, ich fernsehen tun:

Super Film:  ECHTE FRAUEN HABEN KURVEN

Vorher war was über das Thema. Eine meinte, sie vermisse bei diesem ganzen Boddystiling-Theater die Liebe zum eigenen Körper. (Das meint nicht harmloses Abnehmen, das ist was anderes, es geht um übertriebenes Hungern, aber auch um das wilde Trainieren und herumschnipseln)

Stimmt, weil man den Körper nicht so akzeptiert wie er ist. Und furchtbar viel Zeit dazu verwendet, ihn zu verändern. Die Zuneigung zum Körper muss man sich wohl erst erarbeiten... ob die Freude am Erfolg nicht die eigentliche Triebfeder ist?

Schönheit wird mystifiziert, tritt sie an Stelle einer verlorenen Spiritualität? Auch das sagte jemand.

Außerdem ging es um die knochendürren Models. Da sagte eine, die Modemacher - oft vom anderen Ufer... öhm... würden doch nicht Frauen lieben sondern nur ihre eigenen Designs. Die Models seinen austauschbar, die Designs nicht. Mehr noch, Vivien Westwood mit eigeschlossen, wurde sogar der Verdacht ausgesprochen, dass Modemacher Frauen generell überhaupt nicht mögen würden.

Der Verdacht kam mir auch schon manchmal. Immer dann, wenn uns wieder irgend etwas Unbequemes aufgezwungen wurde. (Ja, aufgezwungen! Man kriegt ja allzu oft schwer was anderes) Wie die spitzen engen Schuhe mit dünner Sohle letztes Jahr zum Beispiel. Oder die viel zu kurzen T-Shirts kombiniert mit den höfthosen wo beim Sitzen die Pofalte vorlugt. Das alles speziell für die nette Eierstockendzündung. Da spürte ich regelrecht Ironie darin. 'Die Weiber machen ja sowieso alles was wir sagen, das beweisen wir jetzt gleich mal wieder, hehe...' So kam mir das vor.

Und sie machen....

Nickname 29.01.2008, 00.36 | (10/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Tiefstes Mittelalter, auch heutzutage!

„Der Krug geht so lange zu Brunnen, bis er bricht“

Konservative Teile der Katholischen Kirche arbeiten eifrig daran, ihre Mutter Kirche irgendwann ganz zu zerbrechen. Durch das Festhalten an überholten alten Dogmen verliert der Katholizismus immer mehr Schäfchen in West- und Mitteleuropa.

Meiner Meinung nach gibt es in der ursprünglichen christlichen Religion unverzichtbare Werte. Wir verlieren sie jedoch immer mehr. Ich denke, die Katholische Kirche ist daran nicht unbeteiligt. Schon vor 1000 Jahren hatte sie sich radikal vom Urchristentum entfernt und bis jetzt hält sie an Glaubenssätzen fest, die überhaupt nicht im Neuen Testament vorkommen.

"Wer sagt denn, dass Gottes Wort nach dem Tod des Herrn Jesu verstummt sein soll?!" meinte einmal ein Erzkatholik zu mir und verteidigte auf diese Weise die Weiterentwicklung des Christentums zum katholischen Glaubensstil.
Er wies zum Beispiel auf die "Tatsache" hin, dass Jesu Leib bei der Wandlung auch real wieder lebendig wird. Ebenso wie er die Anbetung der "Gottesmutter" als einen wichtigen Teil seines religiösen Lebens bekräftigte und die Heiligenlegenden als Fortsetzung des Werkes Gottes in der Neuzeit sah.

Nun aber der Anlass, warum ich dies alles gerade heute schreibe.

Ich hörte eine Nachricht im ORF, deren Inhalt auf erschreckende Weise sämtliche Aufklärung der letzten hundert Jahre ad absurdum führt:

Die polnische Kirche will in einem Dorf ein Zentrum für Exorzismus errichten! Schon jetzt sind in Polen etwa 50 Geistliche als offizielle Teufelsaustreiber tätig! Einige davon tischen wahre Schauermärchen über Dämonen auf. Manche Einwohner des betroffenen Dorfes sagten in Interviews, sie würden sich vor den Besessenen fürchten, die demnächst wohl vermehrt ihr Dorf heimsuchen werden.

Dass es sich bei den Opfern der katholischen Teufelsaustreibung meist um Unangepasste oder psychisch Kranke handelt, hat sich anscheinend noch nicht überall herumgesprochen....

Nickname 18.01.2008, 23.13 | (5/1) Kommentare (RSS) | TB | PL

Lob und Tadel

Erste Person: Lob ist mir zu hyrarchisch, daher lobe ich nie.

Zweite Person: Mit Lob gehe ich sehr vorsichtig um, denn falsch gesetzt kann es kontraproduktiv sein oder sogar kränken.

Dritte Person: Lob ist positiv, daher lobe ich ganz unbefangen und oft.

Aus dem Talmud:
Ein klein wenig Lob darf man dem Menschen ins Gesicht sagen, das ganze Lob aber nur in seiner Abwesenheit.

Heute war er pfeil_kl.JPG weihn-smiley.gif  unterwegs um zu loben....
und der da pfeil_kl.JPGkrampuskopf1.gifwar für den Tadel zuständig.

Wie steht ihr zu Lob und Tadel?

Nickname 05.12.2007, 23.24 | (4/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Zu spannend...

Diese Überschrift hier, habt ihr so etwas schon einmal gedacht?

Mir geht es sehr viel so. Ich schalte angefangene Filme wieder aus, lege Bücher aus der Hand... Meist vermeide ich von vornherein alles, was nur irgendwie nach Thriller aussieht. 

Es ist mir einfach zu aufregend, ich halte das nicht aus und fürchte mich schon vorher.
Gefahr und Horror schaffen doch nur unangenehme Gefühle?

Was mich wundert ist, dass ich damit so sehr in der Minderheit bin.

Bin ich etwa das einzige Weichei von da bis Texas?
;-)

Nickname 25.11.2007, 23.10 | (7/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Erfolg und Lob, zwei Tabus

Danke für all eure Kommentare zu diesem Beitrag! Es stimmt ja, was ihr schreibt... aber andererseits auch wieder nicht!

Heute, diese andere Gruppe in Musiktheorie...

Es war einfach nur froh machend! Mit ihnen macht es Spaß. Sie reagieren auf Scherzchen, sind aktiv, auch mal nett kess, aber mit Augenzwinkern, sie zeigen ähnlichen Humor bzw. verstehen meinen. Was kann man sich mehr wünschen?

In der Gruppe ist ein Waldorfschüler drin, der gleich in der ersten Stunde seine volle Persönlichkeit präsentierte. Das war ein Glücksfall! Denn nun konnten die anderen in der Kennenlern-Phase beobachten, wie ich auf ihn reagierte. Indem ich seinen Widerspruch und seine Art respektierte habe ich manche, glaube ich, gewonnen. Sie trauten sich dann auch und die Sache war gelaufen.
In dieser Gruppe sind die Schüler von 10 bis etwa 32 Jahre alt. Sogar eine Mutter mit Sohn habe ich drin und außerdem eine Frau im Rollstuhl. Und alle wachsen trotz der Altersunterschiede und Verschiedenheit zu einer homogenen Gruppe zusammen. Ich beobachtete heute, wie die Erwachsenen genau so mitlachten wie die Jüngsten. Das war sooo schön für mich!

Als ich plötzlich mit ganz ernstem Gesicht sagte: "Ich habe eine schlechte Nachricht für euch" ...... "ich muss heute eine Vierelstunde früher aufhören weil ich jetzt einen Externisten zu prüfen habe" spielten sie mit und protestierten im Scherz. Als sie dann gingen, hörte ich zufällig einen Jüngeren zum Nachbarn sagen: "De Musiktheorie is lustig"
JAAH!! SCHÖN!! Ausgerechnet bei diesem an sich trockenen Fach. Ziel erreicht. Und glaubt mir, gelernt wird auf diese Weise nicht weniger!

So, und jetzt habe ich ein strenges Tabu gebrochen: Ich habe mich selbst gut dargestellt. Hach! Ich geh´ jetzt aber sogar noch weiter. Vorgestern bekam ich Lob von einer Mutter und dann noch eines indirekt, über eine Kollegin die mir ein Lob ausrichtete. Ha, das ging runter wie Honig! Uuups, das gehört sich nicht - wer sich selbst erhöht wird erniedrigt werden!
.....?
Lieber Leser, zum Ausgleich erzähle ich ein anderes Mal wieder von meinen vielen Fehlern und darüber was ich alles nicht kann und wie blöd ich überhaupt und außerdem und viel zu oft bin! ;o)

Nun aber!

Es geht mir um folgendes:

Wenn jemandes Herz voll ist weil er sich so sehr über einen Erfolg freut, muss er das dann wirklich runterschlucken und schweigen, weil er sich sonst zu gut darstellen würde? Weil er damit andere automatisch runter drücken könnte?

Das ist in anderen Kulturen anders. In den USA zum Beispiel. So arg dort vieles sein mag, der natürliche Umgang mit Erfolgsgefühlen bei den Amis gefällt mir. Er ist einfach ehrlicher. Ich finde dieses ständige höfliche sich möglichst klein machen manchmal etwas übertrieben. Denn jeder hat Stärken, sie sind halt in verschieden Bereichen veranlagt. Werden diese Stärken gelobt, verstärkt man sie noch, darf man davon erzählen, gelingt einem ein Stückchen Glück! Und das kann doch nur gut sein! Für mich ist diese Anerkennung in der Arbeit der Motor, es gut zu machen. (Aber nicht das alleinige Motiv!)
"Mach dich grau, das ist schlau".... heißt das nicht schlußendlich auch, das Eintönige zu fördern? Ich finde, da Bescheiden-Tun bei uns Brauch ist, sollte man zum Ausgleich dort wo es berechtigt ist, wenigstens oft mal Anerkennung zeigen!

Hugh, ich habe gesprochen! :O))

Nickname 07.11.2007, 02.18 | (11/11) Kommentare (RSS) | TB | PL

Böses Laub

Das Feindbild all unserer Dorfbewohner:

laub07.jpg

Das muss s o f o r t weg!

Es reicht eine Lage Blätter, schon wird überall geharkt als wäre Wettbewerb.
Das war schon immer so und wie immer war auch heuer Tirilli bei diesem Sport als letzte am Ziel. (Der Ruf dürfte eh schon ruiniert sein)
Warum sind da alle so eifrig, warum lassen sie die Kinder nicht mehr durch´s raschelnde Laub laufen! Warum komme ich mir immer vor wie eine Schlampe, weil ich erst möglichst viel Blätter runter fallen lasse!

Gehen wir mal näher ran an den Feind:

laub07zoom.jpg

Tja, böse. So böse bunt. So arg betonabdeckend. So häßlich?? So unordentlich!!
Nur schön, solange es trocken ist. Ja, ich weiß, stimmt. Später dann klebt das am Boden und macht böse Humus.

Nur blöd, dass Laub rechen so viel Arbeit macht. Aber da gibt es was! So ein Blaseding. Fffffffffffffffffffffffff, weht das alles weg. Gehen wir mal noch näher ran:

halmfliege_vielleicht.jpg

Auch die bösen Tierchen werden weggeblasen und alles, was da im Laub Heimstatt hat. Die Halmfliege zum Beispiel. (Falls sie das da auf dem Foto wirklich ist, ich bin nicht sicher!) Das Wegblasen soll zwar umweltschädigend sein, aber egal.... oder?

Heute habe ich in meinem speziellen großen Tuch die letzen Blätterberge zum endgültigen Haufen geschafft. Mindestens 20 Mal musste ich gehen. Lieblos bis grantig, ich mag diese Arbeit nicht! Auch wenn ich zugeben muss, so frisches trockenes Herbstlaub hat schon auch seinen Reiz.

Nickname 05.11.2007, 01.38 | (10/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Die zwei Seiten

Eines frühen Morgens im Studentenheim wachte ich auf und hatte das Gefühl, ich müsse jetzt sterben. Abends hatte ich mich noch gut gefühlt, aber jetzt war ich unheimlich elend, ich brauchte Hilfe. Um andere auf mich aufmerksam zu machen kroch ich zur Tür meines Einbettzimmers, schaffte es hinaus in den Gang und rief um Hilfe. Da hörte ich, wie sich mehrere Schlüssel umdrehten. Nein, die Türen gingen nicht auf... Umgekehrt in den Nachbarzimmern sprerrte man sich zur Sicherheit einfach ein! Es war noch sehr früh, kurz nach fünf glaube ich, aber doch schon hell. Irgendwie schaffte ich es zu den Toiletten hinüber um mich aus allen Öffnungen gleichzeitig zu entleeren. Dann wieder zurück, ich musste allein zurande kommen, außerdem war auch noch Sonntag und viele Heimbewohner waren heimgefahren. Den eben beschriebenen Weg musste ich immer wieder machen, dazwischen im Bett war ich zeitweise der Bewusstlosigkeit nahe.
Irgendwann kam dann der Kollege, mit dessen Gruppe ich beim Sonntagsgottesdienst mittelalterliche Musik hätte spielen sollen. Nachdem er gesehen hatte, wie es mir geht, rannte er auf die Straße und fragte Passanten, ob sie Arzt seien. Einer fand sich, Internist, er meinte: etwas Schlechtes gegessen. Mehr als eine Stunde später (!!) kam endlich der schon lange verständigte Notarzt. Der meinte: akute Gastritis, war unheimlich grantig, verbat sich Fragen und drückte mir irgend eine Spritze hinein. Am nächsten Tag 41° Fieber. Das zog bei der Notrufstelle, der nächste Arzt war binnen Minuten da. Der meinte wiederum: Virus. Was ich nun wirklich hatte, habe ich nie erfahren. Ich lag noch tagelang im Bett und musste erleben, dass ich meiner Clique, mit der ich mich täglich traf, überhaupt nicht abgegangen war. Da war auch ein engerer Freund dabei.... Die Enttäuschung hat damals unheimlich weh getan und ich ließ nie wieder jemanden von denen näher an mich heran.

Warum ich das alles gerade jetzt erzähle? In der Geschichte schrieb ich noch nicht über eine, die schon am ersten Tag helfend auftauchte. Und wie man bald merken wird, ist dies eine Art Fortsetzung zum gestrigen Thema über Lehrer.
Eine mir fremde Musikstudentin stand plötzlich da und verhielt sich großartig. Hielt mich beim Erbrechen, stützte mich beim Gehen, fühlte sich verantwortlich. Eine Samariterin! Ich vergesse das nie!
Und jetzt kommt´s! Genau sie war nur wenige Jahre später die Lehrerin, wegen der ein mir bekannter an sich braver Bub sogar die Schule wechselte! Sie hatte einen katastrophalen Ruf bei den Schülern.
Was war da passiert? Konkret weiß ich es nicht, ich hatte nach dem beschriebenen Geschehen wieder wenig Kontakt zu ihr. Grundsätzlich gibt es viele Möglichkeiten. Die Ursachen sind zu vielschichtig, es würde den Rahmen sprengen. Nur so viel: Sie hatte sich mit Sicherheit eine Strategie zurecht gezimmert, um den Beruf durchzustehen. DAS ist es immer wieder. DAS macht Lehrer so eigen. "Verdrottelt" schrieb jemand in einem Kommentar und ich übersetze das so: Eine Strategie ist in Fleisch und Blut übergegangen, wurde über die Jahre zur zweiten Haut die gar nicht mehr bewusst wahrgenommen wird, man hat sich etwas angepanzert.

Lehrer lernen immer noch viel zu wenig über Psychologie, speziell über Gruppendynamik und das Fach Pädagogik beschränkt sich überhaupt nur auf Lehrmethoden. Am dramatischsten wirkt sich aus, dass man erst merkt, ob man für den Beruf geeignet ist, wenn es schon zu spät ist.

Ich habe mir übrigens auch eine Strategie zugelegt. Oder besser nenne ich es ein Gesetz: Die Schüler seien mir als Persönlichkeit ebenbürtig, gleichwertig oder wie man das immer nennen will. Nur das, alles andere ergibt sich daraus von selbst. Und ich kenne viele viele Kollegen, bei denen das auch so ist.

Die Gesellschaft sieht beim Lehrer immer die vielen Ferien zuerst, das ist ungerecht. Der Beruf ist wirklich kein Honiglecken, es gibt viele Burnouts, das zeigen Statistiken.

Für mich aber ist er schön, ich liebe ihn! :-)

Nickname 24.10.2007, 00.31 | (4/4) Kommentare (RSS) | TB | PL