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Ahmadinedschad setzt auf Abschreckung

Der Iran versinkt "ins tiefste Mittelalter". Öffentliche Hinrichtungen, Steinigungen und vieles mehr. Manche Todesurteile sind auch im Land sehr umstritten. Bei zumindest einer Säuberungsaktion, wo unter anderem gegen islamische Kleidungsübertretungen vorgegangen wurde, hat es anscheinend schon gereicht, am Rande mitverhaftet zu werden. Letztes Jahr gab es 177 Hinrichtungen, dieses Jahr bis jetzt schon etwa 139! Nach China ist der Iran weltweit der Staat mit den meisten Todesurteilen.

Zusätzlich sind in letzter Zeit mehr als 120 Zeitungen verboten worden.

In einem hochinteressanten Interview mit dem in Teheran lebenden Journalisten Martin Ebbing ist aber auch von Dorfbewohnern mehrerer Dörfer zu lesen, die die Steinigung verweigert hatten. Es mussten dann Soldaten und Polizisten tun...
Auch spricht Martin Ebbing über das Verhältnis der Iraner zum Tod. (Siehe Link unten)

Ich denke, hier kann ich wieder an Goethes Zitat anknüpfen, ( „Was du ererbt von Deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen.“) diesmal aber auf ganz andere Weise. Geerbt wurde eine problematische jüngere Vergangenheit.

Die Iraner blicken auf ein autoritäres Regime im 20. Jahrhundert zurück. Der letzte Schah Reza Pahlavi glänzte in den Gazetten des mitteleuropäischen Boulevard, nicht zuletzt auch durch seine schöne Frau Farah Diba. Interessant waren für die europäischen Normalbürger in den Siebzigerjahren nur die Gesellschaftsereignisse und das Leben der bewunderten Prominenz. Aber dieses Regime war für viele Perser beklemmend, ich habe es erlebt!

Ich kannte viele persische Musikstudenten. Einmal war ich sogar bei einem Empfang des persischen Botschafters dabei. Die Kollegin die dort mit ihrer Santur vorspielte, hatte panische Angst. Sie war dann dort stumm wie ein Fisch und lächelte nur ganz verkrampft. Ich wusste, sie und ihre Kollegen hatten ständig den Geheimdienst im Nacken, sogar in Wien! Sie zeigten mir einen Gesangsstudenten und meinten, der da sei der Spitzel. Sie hofften, er würde noch lange bleiben, denn so wussten sie wenigstens, wer es war. Politisch sprachen sie überhaupt nur unter 4 Augen mit mir, sich stets umsehend und besorgt.

Erst diese Geschichte machte so eine radikale Revolution möglich.

Die Perser die ich kannte, waren sehr liebenswerte moderne Menschen und mit sehr viel Kultur. Ich denke noch oft an die Frauen, die dann zurückkehren mussten. Besonders an eine, sie hatte im Studentenheim einen Selbstmordversuch begangen. Sie kam vollkommen aufgelöst und benommen zu mir um Hilfe. Ich drückte ihr ihre Finger in den Mund, damit sie die Tabletten wieder erbricht und betreute sie dann stundenlang auf der Polizeistation, bis endlich der Amtsarzt kam und sie ins Krankenhaus einwies. Zwei Tage später holte der Vater sie zurück nach Hause, das ehemalige Wunderkind am Klavier, vom Ehrgeiz der Eltern derart kaputt gemacht, dass sie sich nun eine gelähmte Hand einbildete.

Nun lebt sie dort wo ein menschenverachtendes Regime sich zum Gotteswächter aufspielt und dabei nicht bewusst wird, dass es mit seinem Morden selbst zum Gottesschänder wird.

Deutschlandradio Kultur - Hinrichtungswelle im Iran
ORF - Todesurteile im Eilverfahren

Nickname 10.08.2007, 01.03

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Kommentare zu diesem Beitrag

2. von Astraryllis

Hallo,

als ich an der Uni Biologie studiert habe, traf ich auch einige Studentinnen aus dem Iran. Aber diese stammten aus reichen iranischen Familien und machte sich kaum Sorgen wegen ihrer Rückkehr in den Iran. Mein Eindruck damals war, dass es wichtig ist, aus was für Verhältnissen man stammt, wenn man im Iran leben will.

Noch einen schönen Abend,
Astraryllis.

vom 10.08.2007, 20.12
1. von Brigida

Liebe Tirilli
Ja, wenn man am eigenen Leib manches erlebt und direkt gesehen hat, wird einem mehr bewusst, als das, was die Medien nur erzählen.... nicht wahr....?
Und das, was du da erlebt hast, ist ja nur ein Bruchteilchen der weltweiten Ungerechtigkeit....
Liebe Grüsse
Deine Brigida

vom 10.08.2007, 10.28