Ausgewählter Beitrag

Aus dem Alltag

Ein Tag ohne besondere Vorkommnisse, keine Sorgen, nichts Besonderes, alles geht seiner Wege....

Vielleicht ist dies das kleine Glück, dass man in Summe ja doch erst im Rückblick schätzt.

Heute war so ein Alltag. Nichts zu erzählen. Oder doch, hmmm...

Naja, höchstens, dass ich mal so richtig streng reagieren musste. Alles schwieg plötzlich, nun wissen die Kinder, dass ich auch mal anders kann.

Ich habe da ein sehr anstrengendes Kind im Theoriekurs für die Jüngsten. Er spielt sich ständig durch Störaktionen in den Vordergrund. Unlängst fuchtelte er mir sogar mit einer kleinen Videokammera knapp vor dem Kopf herum und nahm mich auf! Wohl ein Kind reicher Eltern. 
Dieses Kind kostet mich 80% meiner Substanz in dieser Unterrichtsstunde. Ich tappe aber nicht in seine Falle und mache mich etwa gar zu seinem Feind. Nö nö, genau das erwartet er. Es gab sogar schon Vieraugengespräche. Es nützt wenig, bei ihm steckt trotz seiner wenigen Jahre da schon eine einzementierte Automatik dahinter. Ich lasse ihn bei Wettbewerben (auch zu Recht) mal gewinnen, stelle ihn nie zurück, aber das braucht unendliche Geduld!
Er aber war es nicht, den ich heute so richtig zusammen gestaucht habe. Es war seine jüngere Schwester. Sitzt sie nicht in seiner Nähe, ist sie unproblematisch. Heute saß sie neben ihm, uff. Irgendwann stand sie auf und zappelte hinter dem Kreis der Schüler herum. Es gibt Umstände, da würde ich das tolerieren. Aber die anderen sehen zu, falls ich nicht eingreife, kann die mir die Disziplin in der Unterrichtsstunde entgleiten.
"Bitte setzt dich wieder, Klara."
Sie schaukelte herum und ignoriert mich.
"Klara! Was ist?"
Sie zuckt mit den Schultern und schaut trotzig.
"Wir wollen weitermachen, komm schon."
"Ich will mich nicht setzen! Warum soll ich?"

Gruppendynamisch brauchte ich den geschlossenen Kreis. Und ich spürte wie sie mich austestete und die anderen lauerten natürlich gespannt, was ich nun tun würde.

Ich bin ordentlich streng geworden. Sagte, zornig, na wenn sie nicht wolle, dann könne sie jetzt ja gehen und nächstes Jahr den Kurs neu beginnen....
Gefährlich, diese Äußerung, es wäre blöd gewesen, wenn sie das gemacht hätte, ich habe ja die Aufsichtspflicht und hätte sie zurück rufen müssen. 
Aber sie setzte sich Gott sei Dank sofort.

In der Gruppe sprach ich dann ein paar Worte zu diesem Vorfall, sie müssen wissen, dass ich notfalls auch mal streng sein kann. Der Unterricht ist ja ansonsten ganz locker, Spiele, Rätsel, Wettbewerbe, aktive Aktionen, wo andere mit dem Fach die Schüler einfach nur im Frontalunterricht mitschreiben lassen.

Manchmal muss ich halt Grenzen setzen.

Nickname 10.01.2008, 23.57

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Kommentare zu diesem Beitrag

4. von Monika

Grenzen setzen, ja. aber wie?

Wenn die Kleine nur "anstrengend" ist wenn sie neben dem Bruder sitzt, setz sie ab von ihm. Nett aber bestimmt. Dann ist der Kreis voll und der Einfluß weg.

Kinder wollen/ müssen Grenzen bekommen, oder/ und ihre Stärke messen. Klar. Aber das "wie" ist auf beiden Seiten wichtig.

"anstrengende" Kinder wollen manchmal gerade "nette" Leute zum Explosionspunkt bringen, weil die Netten manchmal nicht nett und bestimmt sein können, sondern nur einfach "knallen" wenn sie ihre Geduld aufgebraucht haben.

ist ein Erfolg für das Kind, auch weil soeine Reaktion dann auch als komisch gesehen wird von ihnen.

Ohne zurück zu provozieren nach dem Motto "ich weiß ja daß du manchmal komisch wirst" und die Autorität wahren ohne tyrannisch zu sein...

Grenzen wirken am besten, wenn sie konsequent gegeben werden, sicher (selbstsicher: du bist WIRKLICH dieser Meinung) und ruhig. Und auch rechtzeitig, also nicht erst nach 10 Minuten rumzappeln etc!

Es ist ganz wichtig Grenzen zu setzen, Kinder ohne oder mit zuwenig Grenzen können große Probleme bekommen.

Diese dann fehlenden Grenzen können gesellschaftlich familiär oder sonstwie sein, große und kleine. (Alles aus eigener Beobachtung.)

Aber diese Grenzen müssen verstehbar sein für die Kinder.

Anstrengend werden sie wahrscheinlich erst, wenn diese Grenzen in ihren Augen inkonsequent sind, also einer sagt hü der andere hott und der dritte mal so mal so und der vierte überlegt und sagt noch was anderes...dann testen sie bei jeder Gelegenheit wo die Grenze diesmal sitzt.

und wenn ein Grenzensetzer die Fassung verliert ists ein Erfolg für sie. Sie freuen sich weil SIE die Grenzen damit setzen... oder stören.

Liebe Grüße, Monika



vom 11.01.2008, 15.12
3. von Elena

Bravo!

Weiter so!!

LG E.

vom 11.01.2008, 12.09
2. von Bärenmami

Oft suchen die Kids ja genau das: daß man ihnen Grenzen setzt. Aber es ist immer wieder schade wenn beidseits Energie so vergeudet ist.

Hab einen schönen AllTag
lg Barbara

vom 11.01.2008, 05.06
1. von Gabriela

Ach ja, bei dir wär ich auch gern Grenzgängerin ;-)
Hab leider nur den Frontalfrust mit Vorsingen erlebt, aber die Musikleidenschaft konntens mir nicht austreiben ;-)

Klingklanggrüsse :-)

vom 11.01.2008, 02.16