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gefordert

Am letzten Freitag nachts läutete es plötzlich an der Tür. Ich war erschrocken, erwartete niemanden. Schnell räumte ich mit einem Griff ein wenig von der Unordnung beiseite *g* und fragte ängstlich, wer da sei. Meine salzburger Schwester war´s. Sie bleibt nun für länger, vielleicht den ganzen Sommer, in meinem Haus. 
Sie hat zu meiner Freizeitbeschäftigung Internet wenig Beziehung und zeigt mir das auch deutlich. Sie will mich von hier weglenken und auch nichts darüber hören. Aber ich will mein Leben leben, ohne Maßregelungen dritter und sei es auch wirklich wahr, dass bloggen einsam macht. Es ist schwierig, das alles. Ich bin ja immer noch in der Rolle der Jüngeren.
Meine Schwester hat es als Erbin übernommen, das durch den Tod unseres Vaters leer stehende Elternhaus durchzuarbeiten. Es steht nur wenige Kilometer von hier entfernt. Ich habe ehrlich gesagt diese Arbeit verweigert, schließlich habe ich meinen schwierigen Vater sieben Jahre lang ganz allein betreut. Ich fühlte mich damals von meinen Geschwistern überhaupt nicht unterstützt, im Gegenteil, ich war wirklich total verlassen mit dieser Bürde. Die schlimme Zeit nach dem tragischen Krebstod meiner Mutter bewirkt, dass ich das Elternhaus nur noch mit innerem Widerstand betreten kann. Der Witwer hatte seine tiefe Depression immer sehr stark über mich gebreitet, als wenn er es darauf angelegt hätte, mich möglichst zu beschweren. Seine Herzinfarkte und schweren Schlaganfälle werde ich nie vergessen, immer war ich diejenige die ihn fand.
Meine Schwester ist nun, nach 3 Tagen mit dieser Arbeit seelisch erschöpft. Es ist ja auch kaum zu verkraften, ein so heimatliches Universum, wie es das Elternhaus im eigenen inneren Bild darstellt, aufzulösen indem man die unzähligen persönlichen Dinge nun nach einem letzten Blick wegwirft weil es nicht anders geht.

Nickname 23.06.2005, 01.49

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Kommentare zu diesem Beitrag

2. von Renate

Liebe Tirilli,

zuerst einmal: Lass dich ganz lieb umarmen - du weisst schon, warum.

CeKaDo′s Kommentar kann ich mich nur anschließen - sowohl was das Bloggen als auch das Haushaltauflösen betrifft.

Ich stoße in meinem Bekanntenkreis auf soviel Unverständnis bezüglich meiner "Internetsucht", dass ich aufhöre, darüber zu sprechen. Natürlich ernte ich auch viel Kopfschütteln, dass ich nun auch noch das Seelenfärbler-Treffen in München organisiere - und dabei blühe ich auf, seit ich diese Gemeinschaft von "Seelenverwandten" gefunden habe!

Ja, lasst euch von einer neutralen Person beim Aufräumen des Hauses helfen - alleine geht das wirklich nicht!

Sei lieb gegrüßt - bis Sonntag!
Deine Renate

vom 23.06.2005, 09.04
1. von CeKaDo

Für jemanden, der das Internet und eben auch das Bloggen nicht kennt, ist es oftmals unverständlich, was hier so geschieht.

Doch niemand darf vergessen, daß die Freizeitaktivitäten der Menschen sehr unterschiedlich sind. Und vor Allem ist hier der seelische Ausgleich gefragt. Der Eine findet es beim Sport und auf Feten, der Andere in der Kommunikation - über das Internet!

Einem Menschen das Internet "verbieten" ist unbedacht und kurzsichtig. So kurzsichtig, daß die eigenen Hobbies und Wichtigkeiten übersehen werden.

Jedem das Seine! Und Internet führt zusammen, es macht nicht einsam! Siehste doch :)

Was das Hausauflösen angeht, so ist es eigentlich unmöglich, es allein zu tun. Aus seelischen und körperlichen Gründen und allein auch wegen des fehlenden Wissens ob der kleinen Kostbarkeiten.

Ich habe mich lange Zeit mit Haushaltsauflösungen aus verschiedenen Gründen beschäftigt und ich weiß, wieviel Kraft und Wissen dafür gebraucht wird. Es ist einfach jemand mit genügendem Abstand und dennoch ausreichender Freundlich(und Ehrlich)keit notwendig, um ein gutes Gefühl zu bekommen und behalten.

vom 23.06.2005, 08.26