Ausgewählter Beitrag

Hafner´ss Paradise

Ich habe gerade im Fernsehen diesen sehr interessanten Film gesehen. Es handelt sich um eine Doku über einen alten Nazi, der in Spanien unbehelligt und von den Francisten geschätzt, sein Pensionistendasein genießt. Und dies, nachdem er dort sein halbes Leben lang "deutsche Schweine" gezüchtet hatte, wie er das selbst ausdrückte. (!)
Einer, der zwar selbst in Dachau gearbeitet hatte, aber trotzdem den Holocaust leugnet. Auch, als einer der damals in Dachau Internierten extra nach Spanien fährt, um ihm Fotos von Leichenbergen - fotografiert unmittelbar nach der Befreiung - zu zeigen und ihm dabei die Quelle der Fotos genau angeben kann. Der Alte aber hält nur abweisend die Hand vor die Augen, spricht von Propaganda und schweigt dann nur noch.... Der Besucher gibt schließlich resigniert auf.
Der Alte wünscht sich immer noch, die Hitlerei wäre für ewig gewesen und vertritt natürlich die Meinung, alles Schwache gehöre ausgemärzt. Dass er inzwischen in seinem Greisentum selbst zu den Schwachen gehört, übersieht er natürlich, hält er sich doch für einen strammen Herrenmenschen.

Zu schade, dass es nirgends ein Forum für Seher gibt und das habe ich auch beim ORF und auf der Webseite des Films per Mail kritisiert. Denn ich denke, erst mit den Reaktionen der Seher ist diese Geschichte auch wirklich vollständig abgehandelt.

Ich hätte am Ende meines Forenbeitrags geschrieben, dass im Grunde auch dieser Greis zu den Opfern des Nationalsozialismus gehört, auch wenn er ein Täter von der schlimmsten Sorte ist. Denn dieser ständig krampfhaft summende finstere Mann wirkt mehr als verbittert und leidend, nach meinem Gefühl ist er durch dieses ständige Verdrängen ein vollkommen zerstörter Mensch.

Aber mein Mitleid hat er nicht, das kann ich nur für die Opfer aufbringen.

Hafner´ss Paradise
Trailer in YouTube

Nickname 10.03.2008, 01.43

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Kommentare zu diesem Beitrag

2. von Landauer C.

Ich habe den Film auch gesehen und finde es ebenso schade das es kein Forum darüber gibt.Ich empfinde ebenfalls kein Mitleid mit dem Hr. Hafner ,trotzdem ist meine persönliche Meinung das er Opfer des damaligen Systems ist .Es war ja nicht so als hätte man die grosse Wahl gehabt unter dem Naziregime .Und als Wiederstandskämpfer sein Leben zu riskieren ist nicht jedem zuzumuten. Ich hoffe das soetwas niewieder passiert ,und ich denke das es noch immer zu wenig aufklärung über den Nazionalsozialismus gibt ,viele denken das Juden verfolgt und umgebracht wurden ,die Wahrheit ist aber das alle Menschen mit Behinderungen ,Homosexuelle ,Kommunisten und alle die gegen den NS waren verfolgt wurden .Antisemitismus und Nationalismus ist vielleicht ähnlich aber nicht das selbe.

vom 10.03.2008, 16.31
Antwort von Nickname:

Danke für Ihren Kommentar!
Ja, es wird zu wenig auf die anderen Minderheiten hingewiesen. Diese Tatsache darf aber den Holocaust nicht schmälern.
Was das andere betrifft, es gibt aber ja doch ein weites Spektrum zwischen Widerstandskämpfer und beharrendem Nazi.
Die größte Partei bildet sich durch Menschen, die zuerst sich selbst und ihren Angehörigen ein Überleben oder auch einfach nur angenehmes Dasein sichern wollen. Dass sie im Fall Nationalsozialismus durch dieses Wegsehen das Schlimme erst ermöglichten, haben wir ja im Geschichtsunterricht gelernt. Dass sie sich und ihren Kindern auch heute durch ihr apolitisches Verhalten ihre Zukunft verbauen, erlebt man vielleicht auch in nächster Zukunft. (Siehe immer stärker werdende Diktatur der Großkonzerne oder siehe Umwelt).
Ich denke, Nationalismus und Nationalsozialismus sind keinesfalls das gleiche. Sie sind höchstens Geschwister. Beide tragen zwar die Verachtung anderer Lebensformen im Programm, im Nationalsozialismus aber führte der Wahn vom Herrenmenschen zur industriellen Ausmärzung des vermeintlich Schwachen, die Massenvernichtung war nur die logische Konsequenz dieser pervertierten Ideologie.
So richtig verstanden hatte ich den Unterschied zwischen rechten Ideologien, Nationalismus und dem Nationalsozialismus übrigens, als ich in Isabell Allendes "Das Geisterhaus" die Verteidigundstirade des Esteban Trueba seiner Nichte gegenüber am Ende des Romans las. Für mich war dieses Verstehen wichtig, da mein Vater politisch auch eher rechts war, aber er war nur konservativ, kein Nazi. Diese Unterscheidung ist sehr wichtig um zu verstehen. 
Liebe Grüße!


1. von Elena

Danke für diesen Deinen Beitrag, liebe Tirilli!

E.

vom 10.03.2008, 08.26