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Heute war Konzert

Und zwar für die Schüler, aber nicht nur. Aufregend und stressig für sie, aber auch für die Frau Lehrerin.
Die letzten 14 Tage waren beruflich intensiv. Fast jeder Schüler bekam Extrastunden, bzw. Extraproben und in der Freizeit übte ich selbst mehr als gewöhnlich.

Wurde ja Zeit, dass ich wiedermal auf der Bühne stand. Denn wer nicht übt, verrrotttet! Gilt jedenfalls für uns Musiker. Das mehrsätzige Stück aus dem 20. Jahrhundet war für drei tiefe Flöten und Gitarre und nicht einfach, auch weil es so einige Solopassagen beinhaltete.
Ich erlebte mal wieder, welch nervlichen Stress das bedeutet. Hatte ich ja schon beinahe verhgessen! :-) Diesmal war es so, weil Eltern und Schüler kein normales Publikum sind. Sie sitzen ja nicht nur da, um zu genießen, vielmehr schauen sie genauestens, wie die Lehrerin nun denn selbst spielt. Und die weiß: Fehler sind in so einem Rahmen absolut tabu! Allein der Gedanke, dass man sich einfach keinen Fehler leisten darf, ist schon kontraproduktiv. Aber es ist halt wie mit der Sache mit dem blauen Elefanten an den man auf Aufforderung nicht denken soll: Man denkt unweigerlich an ihn.
Mir war Gott sei Dank nichts passiert, haaah. Und es gelang, nur vorher angespannt zu sein, kaum legten wir los, lief alles wie geplant.

Was ich grad schrieb, die Sache mit dem Lampenfieber, ist eigentlich unter Musikern tabu. Darüber spricht man unter Kollegen niemals! Niemals, niemals! Dabei leiden alle darunter. Auch in den Orchestern, speziell bei den Soloinstrumenten. Manche werden gar krank davon.
Also ich sage euch, Musiker die viel auftreten leisten wirklich was! Mit dem Lampenfieber wird man nie fertig, das hat auch der größte Profi und die meisten werfen im mittleren Alter das Handtuch, weil die Kraft, diesen immensen Stress zu verkraften, immer mehr nachlässt.

So bin ich halbwegs froh, kaum mehr auf der Bühne zu stehen, teilweise jedenfalls. Denn andererseits, tolle Momente im Ensemble mit der Renaissancelaute gab es unendlich viele.
Tiefe Freude beim Tun gibt es ja auch, das ist die andere Seite der Medaille. Meist, wenn mal der Anfang gemacht ist und es gut läuft. Dann versinkt man und ist ganz drinnen, man erlebt eine geistige und zugleich auch emotionalen Dichte, die ihresgleichen sucht. So ist also die schlimmste Zeit immer die vor dem Konzert.

Im Juni habe ich dann wiedermal ein Engagement, spiele öffentlich wo mit, aber das wird um einiges leichter sein.

Zum Abschluss noch ein Bild das meine Schwester in jungen Jahren mal von mir gemalt hatte, das passt ja jetzt grad so gut her. :-)

gitarrist_sibylle1975.jpg

Nickname 08.05.2013, 02.16

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Kommentare zu diesem Beitrag

3. von Veety

Aber Tirilli ...
Nichts ist so langweilig wie zuhause oder im Proberaum zu spielen ... Da werd ich rammdösig von. Ich brauch die Bühne, denn nur dafür lohnt sich das Musikgemache überhaupt ;) :D

vom 31.05.2013, 11.42
2. von christine b

:D fein, dass alles gut gegangen ist!
ohne fehler und perfekt! da sind dir sicher steine vom herzen gefallen!

als unsere kinder ihre klavierkonzerte vor uns stolzen eltern spielten, da verzieh man den vorspielenden kindern schmunzelnd die kleinen fehlerchen, weil sie nervös waren.
aber wohl jeder hätte sich gewundert, hätten musiklehrer einen fehler gemacht!
man denkt: die musiklehrer können das doch perfekt.
nun lese ich über die angst vor fehlern!
über das habe ich nie nachgedacht, dass auch die lehrer stress und lampenfieber haben und dass auch sie hart arbeiten und üben müssen für solche auftritte.

guat gmocht tirilli, du host es hinter dir!bis zum nächstenmal....... :-)

vom 08.05.2013, 20.01
Antwort von Nickname:

Viele Steine! Und es fühlt sich gut an! :-)
Es hat nicht nur mit Können zu tun. das Nervenkleid muss halt auch halten.
Liebe Grüße! :-)
1. von Waldameise

Ein schönes Bild, liebe Tirilli. Schön auch das Künstlerische, das ihr ebenfalls gemein habt, du und deine Schwester.
Dass die Musiker Lampenfieber haben, kann man sich oft gar nicht vorstellen, weil alles so perfekt und "locker" wirkt. Dabei wär es für mich die Hölle. Im Chor singen, das klappte noch ganz gut. Aber als ich mal vor Schulklassen ein Solo bringen sollte, wusste ich kurz vorher weder Text noch Melodie ... alles weg vor Aufregung. Auch vor der Klasse reden, fiel mir immer unsagbar schwer. Es macht mich total unsicher, wenn das Augenmerk auf mich gelenkt ist.

Aber ich kann mir auch vorstellen, wieviel einem so ein Moment gibt, wie du ihn so wundervoll beschreibst. Das muss durch und durch gehen. Vorallem bei so einem wundervollen Anlass. Musik löst unbeschreibliche Gefühle. Du kannst dich glücklich schätzen ob dieser Gabe.

Hab einen schönen Tag ...

liebe Grüße von der Waldameise

vom 08.05.2013, 07.44
Antwort von Nickname:

Oh, du hast wohl eine besonders schöne Stimme? Stimme und zugleich Nervosität, das ist wirklich eine Herausforderung! Hoffentlich ist es dir dann gut gelungen, bzw. gegangen!