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Kärntner Geschichte und Ortstafelstreit

Diesen Beitrag schreibe ich anlässlich gestriger Zwischenfälle nach einer Ortstafel-Aufstellung

In Kärnten hat es immer schon zwei Kulturen gegeben. Die Slowenen und die deutsch Sprechenden. (teilweise Bajuwaren, aber auch Römer, Kelten und Awaren siedelten hier) Im 20. Jh. erging es den Slowenen naturgemäß schlecht, sie wählten in einer Volksabstimmung 1920 zwar den Verbleib in Kärnten, wurden dafür aber nicht bedankt, ganz im Gegenteil. Man versuchte, ihre Identität einzudeutschen und behandelte sie als Menschen dritter Klasse. Manche machten mit, die nannten sich dann "Windisch" Und genau diese waren willkommenes Alibi für die Nationalen.
Das traurigste Beispiel:
Odilo Globocnik, er war ein Extremfall. Der gebürtige Slawe war in Triest geboren, entschied sich aber, "zum Wohle des deutschen Volkes", natürlich in Wahrheit zum eigenen Vorteil, kein "Mensch dritter Klasse" mehr zu sein  Er mordete für Hitler Menschen "dritter Klasse". So abartig das klingt, so wahr ist es leider auch.
  Auch heute halten einige wenige Kärntner ihr Land immer noch für das letzte Bollwerk deutscher Nation. Jetzt verstehen vielleicht auch manche, warum bei uns ein Landeshauptmann Haider möglich ist. Die rechtsnationalen Heimatverbände kämpfen immer noch gegen zweisprachige Ortstafeln, als wenn sie fürchten würden, die Slowenen könnten sie immer noch okkupieren wollen. Und das, obwohl Slowenien zur EU gehört und es nicht einmal mehr eine richtige Grenze gibt. Die zweisprachige Region ist eine kleine Region, aber groß genug um an alten Ängsten festzuhalten.
1977 gab es Ausschreitungen weil ein Ortstafelgesetz in Kraft trat, nach dem in Ortschaften bis zu mindestens 10% slowenischer Minderheitsbevölkerung zweisprachige Tafeln aufzustellen seien. Dieses Gesetz wurde nie vollständig umgesetzt.

Ach jetzt noch kann man schlimme Einstellungen zu der Minderheitenfrage erleben. So einige Postings hier sprechen eine beredte Sprache darüber, wie wenig viele aus der Geschichte gelernt haben und wie wenig sie von Toleranz und einem friedlichen Miteinander halten.

Nickname 13.05.2005, 16.31

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Kommentare zu diesem Beitrag

1. von Renate

Liebe Tirilli,
aus dieser ganzen Geschichte spricht meiner Meinung nach einfach nur die Angst vor dem Fremden. Es erinnert mich an die Diskussionen bei uns in Bayern, ob eine Muslimin ein Kopftuch tragen darf. Und in Kalifornien haben alle Angst vor den Espagnolos ... dabei müsste man sich doch nur ein bisserl mit seinem Nachbarn beschäftigen, damit er nicht mehr fremd ist ... oder seh ich das alles zu naiv??? :(

vom 14.05.2005, 11.17