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letztendliches

Nachrichten von Todesfällen und von schweren Erkrankungen häufen sich zur Zeit in einigen Blogs. Man nimmt teil, liest und hofft mit, denkt sich ein, fühlt und trauert mit, wie man es vor der virtuellen Zeit eigentlich so nie getan hatte.

Und irgendwann kommt man sich selbst vor wie in einem Warteraum, noch ist man nicht dran, denkt man dunkel, noch nicht, aber wie lange noch bis das Leid auch einen selbst betrifft?
Und man ermaht sich, im Jetzt intensiver zu leben.

Eine noch junge Frau erkrankt, kämpft um ihr Leben und alle rundherum kämpfen mit. Man liest mit, erlebt dabei das Engagement der Mutter, sie schreibt zwar nie von sich, doch auch ihr verzweifeltes Leid liegt offen da. Und dann, nach zu langer Zeit, wird alles doch langsam besser. Hoffnung keimt auf, Zuversicht greift um sich, vorsichtiger Optimismus wird berechtigter. Ein langer Kampf, mit großem Leid für alle, doch nun darf man mal durchatmen, es gibt ja doch Erfolge. Doch dann, ganz plötzlich, schlägt der Tod doch noch unerbittlich zu.

Es betrifft meine eigene Welt zwar nicht unmittelbar, aber dies alles macht mich betroffen und geht mir nicht aus dem Kopf.

Denn er hat seinen Engeln befohlen,
dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen,
dass sie dich auf den Händen tragen
und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.

Psalm 91, Verse 11 und 12

Solche Worte sind nicht nur unbegreifbar wenn das Leid da ist, sie überfordern jeden, der seine Augen für das Schreckliche in dieser Welt offen hält.

Da ist aber noch eine andere Welt. Sie ist so unsichtbar, dass wir leicht auf sie vergessen. Es ist die der abertausenden Gedanken, der Gewissensmonologe und Gefühle, überall und ununterbrochen legen sie sich lautlos und wie eine Glocke über alles was da ist.

Wenn es einen Schöpfer geben sollte, dann ist dieser unsichtbare Teil das größte Wunder der Schöpfung, ja des ganzen Universums. Und es müsste eigentlich mehr Sinn darin sein, als nur Arterhaltung und Fortpflanzung, so ganz automatisch und nur um sich selber willen.

Die innerste Welt, eben die der Seele, setzt vielleicht an einer gewissen Schwelle andere Prioritäten als wir sie in unserer oberflächlichen Wahrnehmung auch nur erahnen können.

Um jetzt auf den Psalm zurückzukommen, vielleicht findet dieses Behüten und auf Händen tragen, in jener unsichtbaren Welt statt. Anders, ganz anders als unsere Sprache es auszudrücken vermag. Und besonders in jenem Moment, in dem wir gehen wollen. Vielleicht ist es ein Drüberheben über jenen Stein, an den anzustoßen wir gar nicht mehr ertragen. Mit einer Sanftheit wie wir sie im Leben nie erfahren hatten.

Nickname 03.02.2010, 01.42

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Kommentare zu diesem Beitrag

6. von Ruthie

Genauso muss es sein, Tirilli. So, wie Du es im letzten Absatz beschreibst. Was sollten wir sonst glauben, bzw. wozu wäre sonst das "Ganze"?

Du hast es seeehr schön formuliert!

Liebe Grüße von Ruthie

vom 14.02.2010, 18.19
Antwort von Nickname:

....wozu wäre sonst das "Ganze"?....
So kommt es mir auch vor. Danke!
5. von Ruthie

Genauso muss es sein, Tirilli. So, wie Du es im letzten Absatz beschreibst. Was sollten wir sonst glauben, bzw. wozu wäre sonst das "Ganze"?

Du hast es seeehr schön formuliert!

Liebe Grüße von Ruthie

vom 14.02.2010, 17.53
4. von Sinta

Ich bin ein Fan von Tirilli und Viola.
Hätten die Beiden mit einer glücklichen Kindheit auch so wunderbare Gedanken? Das ist eine Frage, die niemand beantworten kann.

vom 04.02.2010, 09.23
Antwort von Nickname:

Hach Sinta, zu viele der Ehre. Aber gefreut hab ich mich natürlich schon! Dankeschön!


3. von Viola

Ich hab es zum zigsten Mal gelesen, dem ist nichts hinzuzufügen.
Ich bin tief berührt und beeindruckt.
Philosophie, Poesie, Glaube und Wahrheit in einem Text.



vom 03.02.2010, 21.57
Antwort von Nickname:

Danke vielmals Viola!
2. von Toni

Sakra Spatzl, du schreibst jo wia a Dichterin!

vom 03.02.2010, 09.53
Antwort von Nickname:

Sakra Schatzal. Anscheinend hast zum ersten Mal nix zu meckern, bist eppa krank? :-))
1. von hanna

Ich glaube an das Schicksal und die Bestimmung über unser Leben von der Geburt an.Ob es einen Gott oder Schöpfer gibt kann man glauben,aber wissen tut es niemand! :nachdenk:

vom 03.02.2010, 09.21
Antwort von Nickname:

Hallo Hanna.
Kommt aber immer drauf an, was man unter Bestimmung versteht. Entweder alles ist Fügung, dann haben wir aber auch keinerlei freie Entscheidung, oder nichts, dann sind wir selbstverantwortlich. In meinem Denken ist eine gewisse Freiheit schon da. Sonst wären wir doch nur Marionetten? Und genau diese Freiheit nützt der Mensch so oft für Übles...