Ausgewählter Beitrag

noch einmal

Renate schrieb in einem Kommentar:

"Gestern abend wollte ich mir die DVD "Der Pianist" anschauen, aber nach 30 Minuten hab ich ausgeschaltet, weil mir die Geschichte (Juden-Ghetto in Warschau) zu schrecklich. Ich kenne die Wahrheit, aber muss ich sie mir immer wieder anschauen?

Ich weiss nicht, ob ich das Leben dadurch nicht in seiner ganzen Bandbreite verstehe ...."

Ich halte es für mich so:

Früher, besonders so zwischen 18 und 25 hatte ich mich intensiv mit den Grauen der Geschichte befasst. Ich sah den Hiroshima-Film, hörte wenn es um Gaskammern, Stalin, Idi Amin, Pol Pot und andere ging genau zu und ließ mich intensiv auf alle ähnlichen Themen ein. Dabei wusste ich gar nicht genau was ich suchte, ich weiß es immer noch nur unbestimmt.
Jetzt wo ich es kenne schalte ich auch meist weg. Genau wie Renate sagt, ich muss es mir nicht mehr ansehen. Aber dann muss ich doch manchmal wieder der Fratze ins Gesicht sehen. Vielleicht weil ich eben noch nicht verstanden habe warum.

Filme in denen Menschen der Spannung wegen abgeknallt werden kann ich übrigens überhaupt nicht mehr sehen. Durch viel Fernsehabstinenz bin ich weniger abgebrüht als früher. Auch bei Büchern ist es so. Unlängst las ich einen Ken Follet, meinen ersten, nicht fertig weil ich merkte, eine der Hauptfiguren wird bald von Nazischergen ermordet werden. "Mitternachtsfalken" heißt das Buch.

Ich bin ein Weichei, ich weiß! Und eines das jetzt ganz schnell in die Schule eilt ;-)

Nickname 11.01.2006, 13.17

Kommentare hinzufügen


Kommentare zu diesem Beitrag

8. von Monika aus dem Norden

es ist zu eigenartig finde ich, liebe Tirilli,
wie Leute Dinge, die sie (wahrscheinlich hoffentlich) in Wirklichkeit total ablehnen würden, mit Faszination oder Begeisterung teils immer wieder ansehen, vielleicht in der Hoffnung daß es ihnen (deswegen?) fern bleibt im richtigen Leben....?

Leider zementieren sie sozusagen mit jedem Ansehen diese schlechte Energie/schlechten Dinge iihre Welt und liefern sich ihnen (durch Gewöhnung und so) mehr und mehr aus. Das einzige: abschalten!

So etwas arbeitet noch nach Jahren mehr oder weniger unbewußt in einem.... und: die Wirklichkeit wahr BESTIMMT schlimmer als die Filmszenen, egal wie grausig die waren!!

Herzliche Grüße, Monika

vom 13.01.2006, 22.20
7. von Renate

Danke, liebe Tirilli, dass du meinen Kommentar zum Thema gemacht hast!

Ich sehe allerdings einen Riesenunterschied zwischen reinen Actionfilmen und Filmen, die auf geschichtlicher Realität basieren.
Bei ersteren kann ich noch sagen: "Ist ja nur Hollywood-Blood, alles nur Stuntmen usw." aber bei einem Film wie "Der Pianist" oder "Schindlers Liste" weiss ich, dass es GENAU so passiert ist und das macht mich so furchtbar traurig. Ja, es schnürt mir einfach das Herz ab, wenn ich sowas sehe.

Liebe Grüße
Renate

vom 11.01.2006, 22.38
6. von

und was haltet ihr von rosi pilcher? :D

vom 11.01.2006, 20.42
5. von Eveline

Nein, auch nicht (mehr) meine Linie...
Muss ich mir nicht geben, da doch viel lieber eine triefende Schnulze ;)

Gern mal nen Krimi oder so, aber Kriegsfilme, nein danke, kenn ich einen, kenn ich alle - oder so ähnlich...

... und wenn ich an so gewisse Videospiele denke...... wut

vom 11.01.2006, 15.10
4. von Gertraud

Wir haben uns die DVD "Der Untergang" ausgeliehen. Ich hab ziemlich bald das Zimmer verlassen. ich konnte mir das einfach nicht anschauen. Tut mir leid, aber das Leiden anderer Menschen - in dem Fall die in Berlin - und die Idiotie von einigen - ich meine die ganze Camarilla um Hitler - hat für mich keinen Unterhaltungswert. LEs ist schrecklich und sollte nie wieder passieren - abermich vor den Bildschirm setzen und das angucken - das kann ich einfach nicht.
Ich schau mir auch keine Problemfilme an und wenn sie noch so hoch gelobt werden. Wenn ich einen film anschaue, will ich aus dem Alltag in eine schönere Welt flüchten, in ein Märchen eintauchen und wenn es "Brot und Tulpen" oder "Chocolat" ist.
liebe Grüße
Gertraud


vom 11.01.2006, 13.56
3. von Bärenmami

Es ist gut, daß es glücklicherweise noch empfindsame Menschen gibt, die nicht abgebrüht/von der Medienberichterstattung abgestumpft worden sind.
Liebe Renate, liebe Tirilli..da geht von der Bandbreite es Lebens nichts verloren. Es geht ja nicht um Fakten, vor denen man sich verschließt. Es geht um die Bilder! Muß ich bei manchen Fernsehberichten die Augen aufmachen (oder gar aufreißen)..reicht nicht oft der Text schon?
Wir selber haben keinen Fernseher und wenn ich dann mal anderswo die Nachrichten sehe, reicht es mir schnell.

lg Barbara

vom 11.01.2006, 13.53
2. von Susi

Ich habe den Pianisten gesehen, Der Untergang, Schindlers Liste... alles nur einmal.

Dann war meine Neugierde gestillt. Ich weiß für die Zukunft, dass ich diese Filme tunlichst vermeiden werde, denn

a) diese Geschehnisse kann niemand mehr rückgängig machen

b) ich muss mir nicht den Schuh anziehen, die Schuld zu tragen, obwohl ich gar nicht dabei war

c)es gibt heutzutage genug Dinge über die ich mich tagtäglich wirklich aufrege

Ich weiß, ich trete damit in ein Fettnäpfchen bei vielen, aber ich war damals nicht dabei, kann nicht mitreden und mir stinkts, dass hier immer noch Forderungen gestellt werden. Wie lange noch?

Die Geschichte darf wohlgemerkt niemals in Vergessenheit geraten und was damals passiert ist, darf sich nicht wiederholen, aber irgendwann muss ein Ende sein...



vom 11.01.2006, 13.49
1. von Veety

Sitzt die "Schuldfrage" wirklich so fest eingebrannt fest?
Okay, der Film spielt im III. Reich und der (nicht nur in Deutschland stattgefundene und statt findende) Judenverfolgung, aber man kann den Film auch anders sehen.

Von der Handlung her geht es doch um einen Verfolgten in Kriegszeiten, der aufgrund einer Zugehörigkeites einer nicht geduldeten Randgruppe seinen Beruf nicht mehr ausführen kann/darf.

Tatsächlich könnte der Film auch an einem anderen Ort zu einer anderen Zeit und unter anderen (durch das Szenario vorgebene) Ausgangssituationen stattfinden.
Ich für mich klammere die entsetzlichen Verfolgungen jener Zeit nicht aus (und wer schreit heute "Muslime raus, sind alles Terroristen?"), bin aber offen genug, abgelöst von der Szenerie nicht zwischen den Zeilen, sondern zwischen den Bildern zu lesen.

Und darum handelt "Apocalypse Now" eigentlich nicht vom Krieg in Vietnam und "Die Brücke" eigentlich nicht vom II. Weltkrieg. Es sind allgemein gültige Botschaften, die losgelöst von fixen Ereignissen sind.

Natürlich kann man das anders sehen, aber _ich_ sehe es so.

LG Veety

vom 11.01.2006, 13.28