Ausgewählter Beitrag
politisches Kalkül
Stanley „Tookie” Williams ist tot.
Ich bin zutiefst betroffen von dieser Barbarei.
Ich hatte ja vor Tagen schon mal darüber geschrieben. Heute Nacht, 5 Stunden vor seinem Tod hatte ich noch für ihn gebetet, dass Gott ihm Kraft geben möge für seine so unerträglichen letzten Stunden. Findet ihr das übertrieben? Ich bin kein religiöser Fanatiker aber das war mir ein Bedürfnis, wenn ich eh schon wach lag....
Arnold Schwarzenegger ist für mich aus politischem Kalkül zum Mörder geworden und er hat es schon in Kauf genommen als er dieses Amt antrat.
Gestern sprach ich darüber lange mit meinem Bruder der gerade bei mir zu Besuch ist.
Es ergab sich die Frage, was Sühne ist.
Für mich hat sie mit innerer Arbeit zu tun. Sie ist nicht, so wie für viele Amerikaner, durch gewaltsame Tod zu erreichen.
Ich verstehe nicht, wie können Mehschen die sich für die allerbesten Christen halten die Lehre Jesu derart übergehen und dafür das alte Testament so wichtig nehmen?
Das Beispiel Golgatha, der Mörder am Kreuz... Als er zum Mörder sagte: "wahrlich wahrlich, noch heute wirst du mit mir im Paradiese sein"
Das Paradies der Rechthaber??
Liebe Zitante, vielen Dank dass du dich geäußert hast! Ich habe natürlich nichts anderes erwartet als dass du gegen die Todesstrafe bist.
"Sollte es aber so sein" schreibst du richtig. Man kann aber auch annehmen, dass williams möglicherweise sogar unschuldig war, da er die morde nie gestanden hat, alles andere aber schon. Und er hat sich dafür entschuldigt. Der Terminator, der einmal in Amerika meinte, er sei anno dazumal aus einem kommunistischen Österreich ausgewandert (!! Damals hatten wir eine konservative Regierung unter Bundeskanzler Klaus, der war ihm also auch schon zu weit links! Und viele Amis glaubten im das..) meinte, seine Entscheidung mit dem Umstand begründen zu müssen, Williams hätte sich für die Morde nie entschuldigt. Ja wie denn, dann hätte er ja die Morde eingestehen müssen? Die Verurteilung gründete auf Zeugenaussagen zweier Bandengenossen, Beweise gab es nie.
Ich bin ja auch der Meinung, so ein Verbrechen gehört schärfstens bestraft. Auch die Führung einer die ganze Stadt terrorisierenden Bande verlangt lange Haft. Aber er hat 24 Jahre St. Quentin hinter sich, eineinhalb Jahre Einzelhaft, reicht doch, oder?
Für mich ist die AKTIVE Umkehr Triebfeder so vehement für ihn einzutreten. Damit ist für mich der Sinn der Strafe erfüllt gewesen.
Sich zu entwickeln ist für mich der Sinn des Lebens. Und wenn es jemand geschafft hat, hat er meine Zuneigung, besonders wenn der Weg eine so radikale Wendung zum Besseren nahm.
Noch etwas, es ist leichter, ein "normaler" Mensch zu werden wenn Kinheit und Umfeld so halbwegs intakt war, sein Start ins Leben war nicht gerade auf Rosen gebettet.
Andererseits, irgendwann kommt immer ein Punkt, an dem man sich entscheiden kann:
Entweder alle Fehler mit der eigenen Kindheit zu entschuldigen, oder sich selbst das beizubringen, was die Eltern/Umwelt versäumt haben. Für mich hat Williams diesen Lebensauftrag bestanden.
Ich hoffe, ich irre nicht.
Liebe Grüße
Tirilli
Tja, die Hoffnung stirbt zuletzt. Lieber werde ich als naiv verschrien und hoffe weiter.
Meiner Meinung nach ist die Gesetzgebung in Deutschland oder auch Europa eine viel zu lasche. Die Richter haben kaum eine Möglichkeit frei über eine Verurteilung zu entscheiden, und so kommen z.B. Kinderschänder bei guter Führung nach ein paar Jahren frei um weitermachen zu können. DAs gibt es in Amerika nicht, dort kommt kein Schwerverbrecher wieder frei. Daran sollten sich die Deutschen ein Beispiel nehmen. Lebenslang sollte lebenslang bedeuten. Das sollte dann aber auch die Höchststrafe sein. Gewiß wünschen wir z.B. einem Kindermörder auch einen grausamen Tod, aber wir haben nicht das Recht dazu. Schwerverbrecher gehören verwahrt ihr Leben lang, das Recht auf Leben dagegen darf nur eine höhere Instanz als wir nehmen.
Und dass wegen Macht und Geld gemordet wird, kommt ununterbrochen vor, nicht nur in der Politik. Und dass ein hoher Politiker wegen seiner Wiederwahl sein Gewissen verkauft, ist auch keine Seltenheit.
Du kannst dich nur fragen, in was für einer Welt wir leben.
vom 14.12.2005, 03.40