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Schnäppchen!

Ein T-Shirt, dass sich jeder leisten kann! Billig, 4.99, man kauft gleich drei und wirft bald wieder weg. Man hat nun also die Wirtschaft gefördert und für den Erhalt von Arbeitsplätzen in Bangladesh etwas getan....

Denkt man vielleicht.

Jedoch, wie kommt es zu dem günstigen Preis?

Hier eine Aufstellung des CCC

Lohnkosten: 1%
Transport und Steuern: 11%
Fabrikkosten: 13%
Markenwerbung: 25%
Gewinn und Kosten des Einzelhandels: 50%

1% Lohnkosten!

Und das schafft man so:

Man sorge dafür, dass die Arbeiterinnen möglichst an 7 Tagen 9 - 14 Stunden für einen Monatslohn zwischen 14,30 und 29,70 Euro arbeiten und zwinge sie, zusätzlich Überstunden zu leisten die man dann teilweise nicht bezahlt oder zumindest erst viel später. Man verhindere eine reguläre Anstellung und jeglichen Arbeitsvertrag, zusätzlich zahle man natürlich keine Krankenversicherung, mehr noch, wer krank wird oder gar schwanger, muss unbezahlten Urlaub nehmen und wird danach wieder zum Anfangsgehalt eingestellt.

So geht das.

In dem unten verlinkten Bericht wird übrigens Kik und Lidl erwähnt und dann steht da noch "und Co"

Ich weiß schon, fast jeder hat davon gehört, aber darauf hinzuweisen schien mir heute wieder mal nötig, um ein wenig von den unwesentlichen Hakenkreuzständern abzulenken.. Außerdem, das menschliche Gehirn ist ja so konstruiert, dass alles was weiter entfernt stattfindet abstrakter erscheint, wie ich irgendwo unlängst gelesen habe. Und außerdem schneller vergessen wird. Es geht ja auch mir nicht anders...

MADE IN BANGLADESCH (Spiegelbericht)

Nickname 26.01.2009, 20.19

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Kommentare zu diesem Beitrag

6. von CeKaDo

Ich möchte noch auf die 1200 € Lohn eingehen. Ich bekam heute am Arbeitsplatz ein Stellengesuch für Call-Center-Agents herein. Wohlgemerkt, wir reden über Deutschland! Da wird ein Tariflohn geboten, der von deutschen Gewerkschaftern genehmigt wurde. Dieser beträgt während der ersten 6 Monate 6,57 € brutto in der Stunde. Gesucht wurde für 40 Stunden wöchentlich. Macht in der Formel 6,57 x 40 x 4,33 (Wochen im Monat) sage und schreibe einen gesetzlich festgelegten Bruttolohn von 1.137,92 € monatlich.

Dabei ist dem Arbeitgeber egal, ob der Arbeitnehmer ledig oder Alleinernährer einer Familie ist. Netto sind es beim Ledigen 861,00 €, beim Verheirateten mit 2 Kindern 904,36 €.

Eine Näherin verdient in Deutschland noch weniger, weil es dafür momentan keinen Tarifvertrag gibt.

Eine Tafel Schokolade kostet beim Lidl zur Zeit 35 Cent. Für jemanden, der HartzIV bekommt, ist das ein hundertstel seines monatlichen Geldes. Fair gehandelt kostet diese Tafel Schokolade 4,05 €. Das entspricht einem Drittel Tagessatz des Hilfeempfängers. Damit würde zum Beispiel aufgrund der Abzüge von Strom und Telefon der gesamte Tag ohne Nahrung bleiben müssen.

Ich meine, die Ansätze sind richtig, indem wir über die Ungerechtigkeit in der Herstellung nachdenken. Doch wir dürfen dabei die Ungerechtigkeiten im eigenen Lebensraum nicht unter den Wert unseres Kümmerns für andere Länder stellen. Ebenso dürfen wir die Auswirkungen auf uns nicht unterschätzen.

Global betrachtet wäre es sinnvoller, den Import deutlich einzuschränken und einen Großteil der Waren im eigenen Land zu verkaufen. Wir sind inzwischen so verwöhnt, daß wir Obst aus aller Herren Länder zu jeder Jahreszeit kaufen. Dabei werden Unmengen an Energie verbraucht und riesige Mengen an Umweltschäden verursacht. Auch hier erhält der Erzeuger den geringsten Anteil am Erlös.

Ich habe keine Lösungsvorschläge für dieses Dilemma. Denn ich war noch im letzten Jahr selbst unter den Armen in Deutschland. Ich kann nur versuchen, so oft wie möglich Produkte aus Deutschland zu kaufen. Billige Produkte, weil ich mir die fairen teuren Produkte noch immer nicht leisten kann.

vom 27.01.2009, 22.47
Antwort von Nickname:

Hallo Cekado!
Danke für deinen Kommentar!

So viel Steuer, bei derart kleinen Löhnen? Ich weiß es nicht so genau, aber mir kommt vor, bei uns sind bei der Summe weniger Steuern zu berappen. Schlimm!
Ich verstehe sehr gut, dass jemand mit Harz IV oder winzigem Gehalt sich nicht so sehr da um Arbeitssituationen in 3. und 4. Welt-Ländern bekümmern kann. Trotzdem halte ich Aufklärung für wichtig. Manch einer wird vielleicht trotzdem ein wenig daran denken und auch mal aufpassen, was er da kauft. Und die Mehrheit kann sich wirklich aussuchen, was sie wo kauft.
Die zweite Hälfte deine Kommentars kann ich so unterschreiben, das hast du sehr gut geschrieben!
Liebe Grüße!
5. von katinka

Danke für deine objektive, vorurteilsfreie Berichterstattung zu jeglichen politischen Themen frei von überschwenglichen emotionalen Äußerungen, immer sehr diplomatisch dennoch Stellung beziehend. Danke,Tii. Da macht es Freude sich mit diesen Themen auseinander zu setzen oder diese durchaus auch kontrovers zu diskutieren oder schriftl.zu überdenken, ohne deswegen beschimpft zu werden,
sondern im gegenseitigen Verständnis zu diskutieren,sich anzunähern,zu bedenken geben und Denkprozesse in Gang zu setzen ...

Es ist auch CO : Tchibo; C&A, diverse Versandfirmen und... und ... und bei denen ich schon lange nicht mehr kaufe. Ich werde bei zu billig erscheinenden Sachen generell immer stutzig. Dennoch glaube ich, das die zunehmende Globalisierung uns verwöhnte Nord/West Europäer zu immer mehr Einschnitten in unsere zu guten! sozialen Arbeitsbedingungen zwingen wird. Hier eine globale Angleichung (ein Ding der Unmöglichkeit, ich weiß!) zu schaffen, sollte das Anliegen sein und würde das Abwandern unserer Firmen in Billigländer verhindern.
Stellt sich für mich die Frage,wer ist dazu bereit? Wo doch bereits schon viele Arbeitslose in unseren Breiten ihren Groll auf Billigstlohnarbeitnehmer aus osteuropäischen Staaten zeigen, indem sie sich lieber in Harz4 begeben als für weniger Geld arbeiten zu wollen?
Ich denke nur im Verweigern des Kaufs solcher Billigstsachen ist es nicht getan,gerade in unseren Breiten ist ein Umdenken erforderlich...ein Umdenken, dass es uns bisher viel, viel zu gut ging!
WIR ... WIR Verwöhnte sind die Ursache für Billigstlohnproduzierer. Es ist in der Symptomatik des Kapitalismus nicht vorgesehen, dass es dem Menschen zu gut geht. Und wir leben nun mal in dieser Gesellschaftsform...schön beschrieben und nachzulesen und immerwieder durch unsere Geschichte bestätigt bei Marx.

liebe nachdenkliche Grüße
s'üche




vom 27.01.2009, 14.33
4. von Elena

Danke, Tirilli, für diesen Beitrag, und auch für die Antwort, die Du Cekado gibst.
Und, ja, es liegt auch an UNS, wie die Umstände geändert werden könnten - siehe Evelines und Marions Eintrag..

LG E.

vom 27.01.2009, 07.38
3. von Eveline

Das ist zwar nicht der einzige, aber einer der Gründe, warum ich kein so Billigstkruscht kauf....

vom 26.01.2009, 23.20
2. von CeKaDo

Mir fehlt grad in diesem Statement der Bericht dazu, wieviel 14,30 - 29,70 € monatlich in jenem Land bedeuten und welche Bedeutung ein Arbeitsplatz dort hat.

Kinderarbeit ist in jedem Falle verachtenswert, darüber streite ich nicht. Doch der Wert des Lohns ist anders als hier und dieser äußerst erwähnenswerte Faktor fehlt mir hier.

Würden wir künftig Löhne von monatlich 1200 € in jenem Lande zahlen, gäbe es dort nur noch arbeitswillige Reiche und arbeitsunfähige Arme. Und hier könnte sich kein HarztIV-Empfänger (in Deutschland der Ersatz für Sozialgeld) mehr auch nur ein T-Shirt leisten.

Wir müssen alle "die Kirche im Dorf" lassen und genau überlegen, welche Auswirkungen medienträchtige Forderungen wie diese haben.

Ganz sicher müssen die Umstände, unter denen gearbeitet wird, geändert werden. Und ganz sicher auch, ich wiederhole mich, muß die Kinderarbeit abgeschafft werden. Andererseits sichert jedoch, und das darf keinesfalls vergessen werden, der dort gezahlte Lohn den Mädchen das Leben und ihrer Familie das Überleben.

Ich sehe hier seit einiger Zeit in der linken Seitenspalte das Log von Fairtrade. Das ist ein guter Weg. Wenn jetzt auch noch die Preise dieser Ware so wären, daß sich JEDER die Ware leisten kann, ist es schnell vorbei mit Ausbeutung.



vom 26.01.2009, 21.05
Antwort von Nickname:

Hallo Cekado.

Es ist ja so, dass ich die Gehälter tatsächlich am liebsten weggelassen hätte. Aber ich hatte sie dann nach einigem Zögern der Vollständigkeit halber doch eingefügt. Hoffend, dass sie nicht so sehr die Aufmerksamkeit erregen wie die sozilale Ungerechtigkeit.

Woher soll ich denn wissen, was ca. 20 Euro in Bangladesh wert sind? Das ist nicht zu eruieren. Ich kann mir aber kaum vorstellen, dass die Frauen damit gut durchkommen, das würde nicht ins Gesamtbild passen. Weil ich außerdem nicht weiß, ab welchem Alter Frauen (und übrigens auch Männer) dort nähen, erwähnte ich die Kinderarbeit überhaupt nicht.

Das mit den 1200 Euro ist doch eine maßlose Übertreibung, wozu diese? Ich wäre schon zufrieden, wenn die Relation zwischen Verdienst der Arbeiterinnen und des Konzerns proportional etwas verändert würde.

Aber wichtiger ist, dass wir uns einfühlen. Dass wir emotional nachvollziehen können, wie sich das anfühlen muss: Die gesamte Tageszeit im Leben in einer Fabrik zu nähen, jeden Tag, jeden! Und zu wissen: für die, die im Verhältnis zu den eigenen Lebensumständen wahnsinnig reich sind.
Denn seien wir uns ehrlich, auch ein HarzIV-Empfänger ist noch immer "reich" gegen solche Menschen.
Und zum Schluß: Nur 20 durchaus leistbare Cent mehr pro Kleidungsstück und den Frauen würde es besser gehen. Ich denke außerdem dabei: einen Teil davon für die Arbeiterin und den Rest für den Aufbau einer Personalvertretung, denn die Arbeitsbedingungen sind eine Schande. Und seien wir uns ehrlich, im Grunde ist es auch eine Schande, diesen Umständen teilnahmslos zuzusehen und sie durch Kauf noch schweigend zu fördern, wenn man davon weiß.
Liebe Grüße.
1. von marion

das ist so widerlich...und es ginge auch anders.
wir müssen uns immer darüber im klaren sein, dass es uns hier in der westlichen welt auf den schultern anderer gut geht. bei dem gedanken wird mir ganz schön schlecht...
liebe grüsse an dich!


vom 26.01.2009, 20.38