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Tagtraum. Oder: Wir sind die Mehrheit!

Drei verlotterte Burschen bedrängen in der S-Bahn auf kriminelle Weise Kinder und Jugendliche. Der natürliche Selbsterhaltungstrieb verleitet alle Anwesenden, sich irgendwie unsichtbar zu machen: 'Oh Gott, jetzt nur nicht auffallen, sie dürfen mich nicht bemerken, sonst bin auch ich dran!'
Alle Anwesenden?
Nein.
Zufällig ist einer dabei, der nun heldenhaft reagiert. Die Reaktion der anderen aber ist schon auch verständlich.

Dieser wahre Held ist einer der anderen. Er gehört zu jener seltenen Art von Menschen, die ihre Ideale im Notfall nicht in sich vergraben.
In der Geschichte der Menschheit haben solche ja immer wieder von sich reden gemacht: Manche, die vielleicht sogar reflexhaft reagiert hatten bevor sie denken konnten, weil sie von guten Willen so sehr durchdrungen waren, dass sie spontan sogar auf den Selbsterhaltungstrieb pfiffen. Oder solche, die ganz bewusst für eine bessere Welt ihr persönliches Wohlbefinden opferten.

Dieser musste sterben.

Ich tagträume.

In der S-Bahn. Die Menschen sehen gerade, dass da einer in gefährlicher Situation die Initiative ergreift. Nun denken sie aber nicht beklommen: 'Hach, Gott sei Dank, da ist einer der für mich stellvertretend eingreift, ich darf mich weiterhin klein machen!'
Nein!
In meinem Tagtraum denken sie: 'Wir sind die Mehrheit!' Und sie suchen Blickkontakt mit anderen und finden andere wache Augen: 'Ich werde nicht allein sein....'
Und dann springen diese auf und stellen sich demonstrativ zu unserem bisher so einsamen Helden. Denn sie wissen, solche asozialen Jugendlichen scheuen die Übermacht wie der Teufel das Weihwasser.

Sagt es weiter: Sucht notfalls nach wachen Gesichtern, stellt Blickkontakt her und denkt:

Wir sind die Mehrheit!

Dieser Satz muss in die Gesellschaft zurück! Wie kommt es, dass er ganz vergessen wurde?

Wenn auch nur jeder fünfte so denken würde, wenn man sogar wagte, es in solcher Situation laut auszusprechen, die Welt wäre ein bisschen besser.

Sagt es weiter, macht es wieder bewusster!

Politeia

Ich widme diesen Beitrag Dominik B. aus Solln.

Nickname 16.09.2009, 09.57

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Kommentare zu diesem Beitrag

5. von Eveline

Wenn nur genügend Leute mitträumen wird sich etwas ändern!!
Ich träum gern mit - Tag und Nacht!

Busserl, Eveline

vom 17.09.2009, 16.35
4. von renate

Dass von (angeblich) 15 Leuten, die der der nun Getötete
(angeblich) auch um Hilfe bat-(und wenn nicht-ists genauso schlimm) niemand geholfen hat-treibt auch mich um !

vom 17.09.2009, 08.21
3. von Elena

Danke für diesen Beitrag, Tirilli!
Ich denke und tagträume gerne wie Du! Und ja, es liegt an uns; seinen wir öfter nur ein ganz kleines bissi mutiger, das wäre schon mal der Anfang..

GLG E.

vom 16.09.2009, 22.03
Antwort von Nickname:

Hallo Elena.
Danke für deinen Kommentar.
Ich sage dazu nur: Die Hoffnung stirbt zuletzt!
Liebe Grüße!
2. von Lucie

Schön wärs, wenn dieser TAGTRAUM in Erfüllung gehen würde! Ich bin immer total geschockt, wenn ich solche Nachrichten höre :-( (

LG Lucie

vom 16.09.2009, 14.22
Antwort von Nickname:

Danke für deinen Kommentar, Lucie.
Ist halt allzu menschlich, zuerst an sich selbst zu denken...
Daher bleibt es ein Tagtraum...
Leider!
Liebe Grüße!


1. von

Das ist ja ein wirklich schöner TAGTRAUM!!!
Leider hat er mit der Realität nichts zu tun...immer wieder selber erlebt!
:nachdenk: LG, Petra

vom 16.09.2009, 11.33
Antwort von Nickname:

Danke für deinen Kommentar, Petra.

"Idealismus ist meine Philosophie,
aber die Praxis ist ein Ding für sich."


Das ist von Arthur Schopenhauer.

Ich finde, ein wenig Idealismus ist wichtig. Zu viel andererseits wäre gefährlich und die goldene Mitte zu finden ist nicht leicht. Jedenfalls, ohne ginge noch weniger weiter, ein wenig muss man sich doch bewahren, auch wenn andere so etwas als Sozialromantik abtun wollen.
Liebe Grüße!