Ausgewählter Beitrag
Todesnacht
Heute abend wollte ich wie immer etwas bloggen, aber ich bin auf der Couch mit schmerzhaft hängendem Kopf eingeschlafen. Ich spürte es, war aber nicht fähig ihn zu heben. Es ist ja auch kein Wunder, nach einer fast schlaflosen Nacht und einem elenden Migränetag.
Aber es ist etwas Seltsames gewesen, ich habe lebhaft vom Vater geträumt. Dabei hatte ich am Abend gar nicht an seine Todesnacht heute vor einem Jahr gedacht. Und ich habe seitdem nie von ihm geträumt.
Gerade eben aber träumte mir, ich würde von Ferne zusehen wie er in einem Gastgarten allein und konzentriert ein Essen zu sich nehmen würde. Ich hielt mich abseits, brachte ihm aber dann schweigend ein Tüteneis zum Tisch, das er ohne Überraschung kommentarlos und wie selbstverständlich annahm. Seltsam meine ganzen Vorbehalte gegen ihn waren im Traum nicht vorhanden. Aber eine gewisse Empfindungslosigkeit ihm gegenüber und das war erholsam. Dann ging ich in den ersten Stock des schon geschlossenen Lokals und schwamm dort heimlich herum, ja wirklich, dort stand das Wasser, einfach so. Dann war da plötzlich ganz stark ein intensives Erinnern an die Qualen meiner krebskranken Mutter und ich erwachte mit tränennassen Wangen.
Mein Vater war mir in dieser Nacht vor einem Jahr in seiner Todesstunde erschienen. Er weckte mich damals durch seine kurze aber heftige Umarmung und wir wechselten sogar in seltsamer Art ein Wort. Ja, das ist wirklich wahr und jeder dem ich alles erzählte sagte mir, dass dieses jenseitige Erlebnis ein unglaubliches Geschenk sei.
Denn das Verhältnis zu meinem Vater war problembeladen und ich kämpfe damit, dass ich ihm auch nach einem Jahr noch nicht vergeben kann. Dabei will ich es doch, irgenwo im tiefsten Innersten mochte ich ihn ja doch und hatte Mitleid mit ihm.
Ja, Mitleid, das vor allem. Und Pflichtgefühl ihm gegenüber als ich mich 7 Jahre quälend um ihn kümmern musste.
Ich hatte es am Totenbett meiner Mutter versprochen. "Seid mir lieb zum Vati" sagte sie damals wortwörtlich und sie wusste warum. Das war mir Gebot und ich tat was ich konnte und sprang täglich über meinen Schatten. Von allen Kindern war ich die einzige die "lieb" war.
Mir ist bewusst, was der heutige Traum bedeutet...
Genau wie ich es im Traum gesehen habe war unsere Situation.
Nachdem ich mich täglich überwunden hatte und für ihn da gewesen war empfand ich immer das Bedürfnis mich für zu belohnen. Das war im Traum das Bad im Wasser nach getaner Zuwendung.
Immer wieder denke ich, es war doch nicht so viel das ich für ihn getan hatte, es war wie im Traum, nur ein Eis, aber nicht die ganze Mahlzeit.
Gerade die letzte schlaflose Nacht quälte ich mich mit ähnlichen Gedanken, wusste aber, dass ich nicht mehr vermocht hätte. Es ging über meine Kräfte. Sieben schwere Jahre waren das und danach wollte ich wieder so richtig zu leben beginnen.
Daraus wurde noch nicht wirklich etwas, außer bloggen gab es nichts Neues. Irgendwie bin ich immer noch müde.
Mein Vater erzählte überall herum wie fürsorglich ich alles machen würde. Ob er das auch wirklich im tiefsten Herzen so empfunden hat? Ich weiß es nicht. Er war kein guter Vater und hat vielleicht daher nicht mehr erwartet.
Jedenfalls hat er mich im Sterben umarmt, etwas was er im Leben nie gemacht hatte.
Vielleicht zeige ich in den nächsten Tagen meine Beschreibung dieses intensiven jenseitiges Erlebnisses so wie ich es damals gleich aufgeschrieben hatte...
Nur seltsam, ich hatte die Erzählung hier im Computer schon gesucht und nirgends gefunden.
Jetzt werde ich ihm eine Kerze anzünden.
Vor dieser Nacht habe ich ein wenig Angst.
Liebe tirilli,
wenn Du hast, lege einen Malachit (grüner Stein) unter Dein Kopfkissen für die nachsten 6 Tage. Der hilft, Vergangenes aufzuarbeiten.....mach ich grad auch so
Grüßle Rita
vom 10.11.2005, 19.43