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Über Berufe und einen davon speziell

Meine Nichte ist nun leider wieder abgereist, es war sehr schön mit ihr und ihrem Gefährten.
Sie erzählte mir in den letzten Tagen viel von ihrer Ausbildung und dem zukünftigen Beruf.

Normalerweise, wenn man von einer Berufsgruppe hört denkt man meist in vorgefertigten Kategorien:

Die sind so und so, sonst wären sie nicht geworden...
Wurden durch ihren Beruf zu...
Haben diese und jene Eigenart...
Schätzt man, hat Respekt und ordnet sich automatisch unter...
Lehnt man ab, fürchtet sie vielleicht, oder verachtet sogar heimlich...
Bewundert man, beneidet sie und vermutet Privilegien...

Aber selten denkt man genauer nach.

Meine Nichte wird nach zehnjähriger Ausbildung und nachdem sie viele Ausleseverfahren überstanden hat demnächst ihre Richteramtsprüfung machen. Ich ahnte nicht, wie schwer das ist. Auch in ihrer Ausbildung gibt es einen Turnus durch alle Abteilungen, wie bei den Ärzten. Dort musste sie, wie auch bei den Ärzten, schon eine gewisse Verantwortung übernehmen. Für die Prüfung muss sie zum wandelnden Gesetzbuch werden, alles wissen, aber das ist bei der Menge an Gesetzen fast unmöglich. Aber nicht nur das, Urteile richtig aufgebaut in ein Diktaphon diktieren muss sie können und komplizierte Fälle lösen natürlich sowieso.

Als Richteramtsanwärterin wohnt sie zur Zeit sogar im Gericht und kann von einer 40-Stundenwoche nur träumen. Trotzdem muss sie lernen, lernen, lernen.

Ich hoffe, sie steht es ohne Burnout durch!

Auch darüber, wie es Richtern in verschiedenen Belangen geht erfuhr ich einiges, und dass sie gar nicht so viel verdienen wie man glaubt.

Ich hatte Vorurteile gegenüber Richtern, nun sind sie kleiner geworden.

Nickname 29.10.2006, 18.40

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Kommentare zu diesem Beitrag

2. von Sven Reinhardt

Ich habe viele Jahre in der Ausbildung gearbeitet und weitere Jahre in der beruflichen Motivation. Da kommt mir deine Selbstehrlichkeit in bezug auf die beruflichen Vorurteile sehr bekannt vor. Denn oft waren es die beruflichen Vorurteile, die eine Berufswahl bei den mir unterstellten Menschen verhindert haben. Und oft waren es (gerade bei jungen Menschen) die Vorurteile der Eltern. Obwohl ja Eltern ihren Kindern alle Möglichkeiten eröffnen sollten...

Mit Richtern habe ich keine Erfahrungen, jedoch gefällt mir deine Einstellung. Danke für die offene Darlegung.

Herzliche Grüße
Sven Reinhardt :)

vom 05.11.2006, 12.49
1. von Eveline

Durch meinen früheren Beruf kenne ich so einige Richter und kann sagen: sie sind Menschen wie du und ich ;)

Respekt, ja, weil sie sehr sehr viel lernen mussten, um dahin zu kommen, wo sie sind...
Aber letztendlich bezieht sich ein Respekt immer auf den Menschen selbst und wenn ein Arzt/Richter/Architekt/wasweißich menschlich - sagen wir mal - "auf der Strecke geblieben ist", dann hat er sich seinen Respekt relativ schnell verspielt...

Wenn ich heute nochmal 16/18 wäre, mit dem Wissen von heute - ich glaub, ich würd' auch Jus studieren ;)
Weil's interessant ist - allerdings müsste das Studium schnell vorbeigehen, weil's teilweise doch "recht trocken" ist.....
Und andererseits vielleicht doch nicht meins, ich glaub nicht, dass ich es wirklich durchstehen würde ;)

Ich weiß, du staunst, passt irgendwie nicht zu mir, aber die Jobs als RA-Gehilfin und Notariatsangestellte waren schon interessant :)

Ich wünsch deiner Nichte alles Gute und dass sie bald alles gut überstanden hat *daumendrück*

Dir einen schönen Abend :)

vom 29.10.2006, 20.36
Antwort von Nickname:

Nein Frau Luposine, bei dir staune ich über gar nichts mehr! zwinkern.gif Höchstens wenn du stricken würdest, dann aber....ja dann.... *sfg*

Ich teile deine Einstellung. Erst zählt, ob jemand menschlich bleibt!
SVLG! :-))