Lupo hat in seinem
Kommentar meiner Meinung nach recht, der Drang sich zu messen ist in uns veranlagt und natürlich ist das nicht immer schlecht.
Im Bereich Musik sind Wettbewerbe durchaus als Sprungbrett nötig. Aber auch dort finde ich, dass sie sehr viel anrichten. Da kann ein Bewerber musikalisch und technisch fabelhaft sein, wird er durch verschiedene Umstände doch nur dritter hat er kaum noch eine Chance seine Kunst vor ein Publikum zu tragen.
Bei uns in den Musikschulen gibt es diese Wettbewerbe auch. Irgendwann habe ich aufgehört Schüler zu schicken, außer sie schienen für den Beruf überdurchschnittlich geeignet. Die Kommission war so gut wie immer von persönlichen Sympathien, Antipathien oder gar Neid dem jeweiligen anderen Lehrer gegenüber beeinflusst. Ich hatte da zum Beispiel eine persönliche Feindin im Konservatorium, die saß in jeder Kommission. Meine Schüler versäumten fast immer um einen halben Punkt (!) den ersten Rang! Ein außerordentlich begabter Schüler war dabei der dann in Paris seinen Weg gemacht hat, hier in der Provinz reichte sein Können aber anscheinend nicht. Die erwähnte Lehrerin hatte zugleich mit mir in Wien dasselbe Studium absolviert, spielte auch Laute aber die Gruppen wo sie hätte mitspielen können waren schon von mir besetzt. (Sie hatte sich auch nie besonders engagiert) Ein für sie unerträglicher Sachverhalt war das, die Schüler mussten dafür büßen.
Was bei den Wettbewerben in meinen Augen besonders schwer wiegte, war der lieblose Umgang mit den Teilnehmern. Wer nicht den ersten Rang* erreichte wurde nicht weiter beachtet. Er blieb unbedankt, dabei hatte er monatelang seine ganze Freizeit dafür geopfert und neben dem Schulstress eine unmenge Stücke fertig geübt und auswendig gelernt. (wirklich fertig üben Schüler selten, damit meine ich, bis sie ein Stück 120%ig können)
Ich hatte schon von Anfang an das Gefühl, mit Wettbewerben Schüler zu "verheizen" sie in diesen Fleischwolf hineinzujagen und sie damit zu lehren, dass nur Leistung zählt. Was glaubt ihr in was für ein Loch der Dritte, Vierte oder Fünfte hineinfallen kann! Von der Last ist er nach seinem Auftritt zwar befreit, aber es ist als wenn nichts gewesen wäre und er wird wie ein Ding kommentarlos nach Hause geschickt.
Ich bedankte mich bei meinen Schülern zwar überschwänglich, lobte sehr, aber von der Organisation kam nichts, keinerlei Anerkennung. Daher stand ich auf verlorenem Posten, die nicht vorhandene Reaktion der Umwelt zählte natürlich mehr.
Was hat das noch mit Freude am Musizieren zu tun, nichts mehr! Im Gegenteil, es zerstört den entspannten Umgang mit diesem Hobby bis zur späteren Verweigerung.
*Rang: Es kann mehrere Preise einer Kategorie geben, 1. Rang = 1. Preis
@ Unke:
"Heißt doch im Englischen "Sport" in seiner ursprünglichen Bedeutung nichts anderes als Scherz, Spiel, Spaß, erheiternde Kurzweil.."
Genau so und nicht anders sollten wir es sehen
vom 23.02.2006, 20.12