Gestern war ein schöner Tag!

Ich hatte den ganzen Tag Seminar gehalten und null Probleme damit, ganz im Gegenteil kommt mir vor.. und das fühlte sich gut an.
Als ich dann daheim von jemandem auch noch ein klasse Geschenk bekam, dass,.. (für mich als Debütantin in dieser Sache übrigens) mein inneres Wohlfühlprogramm einschaltete... ähm, war der Tag auch noch schön ausgeklungen. Nur zum Bloggen war ich zu gemütlich drauf, das wäre mir zu anstrengend gewesen. *gnn*

Nickname 13.06.2009, 12.28| (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: unbekümmert

Über ein großes Schulprojekt

Wir haben in unserer Schule ein Musical erarbeitet, ein richtiges abendfüllendes mit allem drum und dran und gestern war Premiere im Landestheater. Sogar Weltpremiere, denn es war ein Uraufführung. (Einen Ausschnitt sieht man hier (nach 22 sec.))

Worauf kommt es bei so einem Projekt an?

In erster Hinsicht auf das Erlebnis für die etwa hundert teilnehmenden Kinder und Jugendlichen. Sie werden es ihr Leben lang nicht vergessen, da bin ich sicher.

Die musikalische Leistung war sehr gut für eine Musikschule, ich fühlte mich stolz, auch wenn ich selbst nur mit einer Schülerin den (teilweise exponierten) Gitarrepart erarbeitet hatte.

In der Pause erlebte ich dann bittere Kritik von einigen Kollegen aus anderen Orten.
"Was für ein miserables Stück in Musik und Inhalt, wie kann man das nur wählen, überhaupt nicht kindgemäß, auch noch auf englisch, miserabler Regisseur" so etwa lautete die Kritik und die Gesichter wirkten sehr verkniffen.

Mag ja stimmen, ich gebe es teilweise zu. Die beiden Kritikerinnen gingen in der Pause "das halte ich jetzt nicht länger aus" sagte eine von ihnen, eine sehr gute Freundin von mir übrigens.

Ich hatte viele "Aber!" zu entgegnen, kam aber damit gar nicht durch.

Es kommt in so einem Fall darauf an, was man erleben will. 

Man kann sich hinsetzen, die gute musikalische Leistung bewundern, sich an der Begeisterung der Jugendlichen und an der Tatsache erfreuen, dass so etwas mit irrsinnig viel Idealismus überhaupt auf die Beine gestellt wurde. Überhaupt wenn man weiß, dass das alles ohne viel Geld geschafft wurde, von Kindern die in ihrem Beruf - der Pflichtschule - sehr gefordert sind und außerdem, der Regisseur hatte für ein Werk von 2 1/2 Stunden nur 4 Proben, Bühnen- und Kostümbildner mussten mit minimalen finanziellen Mitteln arbeiten und die Originalbühne im Theater wurde erst kurz vorher kennen gelernt, alles Dinge, die im Profibetrieb so nicht vorkommen.

Oder man setzt sich hin und leidet, weil dies und das nicht gut ist.

Welche Einstellung ist wohl besser? Ich meine, in so einem speziellen Fall....

Ja, das Stück an sich ist nicht viel wert, wäre es eine Profiaufführung gewesen, hätte es mir auch sauer aufgestoßen. Aber ich war diesmal nicht bereit, die Maßstäbe der üblichen Kunstkritik anzuwenden, mir war die Begeisterung der Akteure ungleich wichtiger. Außerdem, für dieses Musical sprach in diesem speziellen Fall, dass verschiedene Genres zu einem Ganzen flossen. Da gab es das klassische Orchester, die Rockband und eine kleine Bigband, Solosänger, Schauspieler und Chor, also alles, was in der Schule unterrichtet wird, keine Richtung wurde ausgeschlossen. Das ist großartig.

Was man dann bei der Premierenfeier erleben durfte, war wirklich herzerwärmend. Eine Kollegin hatte in Eigenregie den Saal geschmückt und ein Buffett gemacht und uns damit überrascht. (Das Gros der anderen Kollegen tat gar nichts)
Am schönsten war es, die Schüler zu beobachten. Regelrecht euphorisch bildeten sie im Park Gruppen und sangen mit leuchtenden Augen Parts aus dem Musical, im Saal jubelten sie mit heller Stimme, feierten, dass sich die Balken bogen, das ganze Team, samt Komponist und Regisseur tanzte im Gänsemarsch um die Tische, die Welt war schön, so schön!

Das ist doch was, oder?

Spät in der Nacht, als sich die Gesellschaft schon allmählich zurück zog, kam ich erst auf die Idee, mit dem Handy noch ein Foto zu schießen. Es zeigt die Stimmung nicht wirklich, aber sei´s drum, das Foto ist trotzdem eine schöne Erinnerung an diesen tollen Abend.

Nickname 12.06.2009, 01.05| (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: beruflich

Mit einem Mörder an einem Tisch.

Bei mir wird wieder gezimmert und renoviert. Sechs kleine Baustellen.
Der da zimmert ist sehr alternativ und außerdem bis in die letzte Faser Buddhist.

Er erzählte mir aufgewühlt von einer Begegnung.

Am letzten Wochenende schlenderte er mit der für ihn typischen harmonischen Entspanntheit durch unsere zwar etwas provinzielle, aber doch auch heitere und schöne Landeshauptstadt. Er hatte sein langes Haar zusammengebunden und Lotusblüten hinter die Ohren gesteckt, nun gab er sich beobachtend dem hin, was ihm so alles begegnete. Da sprach ihn so ein Typ an.

"Was bist denn du für einer!?"

Ich kann mir vorstellen, wie mein Bekannter geantwortet haben dürfte. Heiter, ehrlich und offen deklarierte er sich vermutlich einfach nur als Mensch und als einer der weiß, dass er schon tausende Mal wiedergeboren worden war.

Sie kamen ins Gespräch und setzten sich bald in ein Lokal.

Der andere verkörperte das extremste Gegenteil, das man sich überhaupt nur denken kann. Ein Söldner und in dieser Eigenschaft präsentierte er sich emotionslos bis stolz als Reihennmörder! Er habe ein Jahr Heimaturlaub, die letzten Jahre sei er im Irak gewesen und habe zeitweise täglich Menschen jeden Geschlechts und Alters erschossen und Frauen vergewaltigt. Was auch immer im Dienst so angefallen sei, er hätte es ohne mit der Wimper zu zucken getan. Es wies daraufhin, dass auch heute im Irak täglich bis zu 300 Menschen gewaltsam umkämen und kein Hahn krähe danach, er auch nicht. Er trank immer mehr, zeigte auf die Passanten und meinte aggressiv, auch denen könnte er ohne weiteres die Nase abschneiden, oder die Kehle aufschlitzen, was auch immer, diese Menschen seien ihm eh zuwider und fremder denn je, auch wenn er hier geboren worden sei.
Er hätte schon als Kind viel erlebt, sei miserabel behandelt worden, missbraucht vom Vater, geschlagen, verachtet, dann aber sei er als Söldner in die Welt gezogen und wo immer man ihn und sein mörderisches Handwerk gebraucht hätte, wäre er in eine Zeit lang geblieben. Er hätte Geld wie Heu, 8000 Euro Monatslohn im Irak! Zwischen den Worten klang aber heraus, dass ihm auch das nicht viel  bedeute.

Meinem Bekannten wurde unheimlicher und unheimlicher je mehr sein Gegenüber getrunken hatte. Die kalte Ausstrahlung des Söldners ließ ihn frösteln, spürbar waren ihm die nur schlecht verborgene Aggression dieses Mannes und so nützte er bald eine Möglichkeit, zu gehen.
Natürlich hatte er einiges von seiner Lebensphilosophie rüberzubringen versucht:  "Ist dir klar, dass du für das alles irgendwann einmal wirst bezahlen müssen?"

Man stelle sich diese Szene mal vor, einerseits ein sanfter in sich ruhender Mensch, der stets sein Karma behütet und der auch schon in der Kindheit jeden Regenwurm vom nassen Bürgersteig liebevoll zu Erde zurückzutragen pflegte. Der zufällig gerade von einer ihn erfüllenden buddhistischen Zeremonie gekommen war, und andererseits diese finstere Gestalt, diese Tötungsmaschine, aber legal und frei im Land. Beide an einem Tisch, in spannungsgeladenem Gespräch miteinander verstrickt.

Ich spielte für mich, nachdem ich dieser emotionsgeladenen Erzählung gelauscht hatte, in Gedanken eine Szene durch. Was wäre wohl passiert, wenn die buddhistische Feierstunde erst nach der Begegnung stattgefunden hätte und mein Bekannter den Söldner etwa dazu mitgenommen hätte?

Vielleicht wäre der innerlich implodiert. Oder real explodiert. Ich nehme an, auf keinen Fall wäre gar nichts passiert. Ich meine dies auf das Innenleben des Söldners bezogen. Jedoch denke ich nicht, dass die Buddhistengemeinschaft mit ihren Gebeten, Ritualen und Speisengaben die Lebenseinstellung des so kaputten Kerls irgendwie hätten verändern können. Dazu hat sich sein eklatantes menschliches Defizit wohl schon zu sehr in ihm manifestiert.

Aber wenn man nicht an Zufälle glaubt, hat vielleicht dieses beschriebene Treffen auch so irgend einen Sinn gehabt. Doch wer kann das wissen.

Nickname 10.06.2009, 00.57| (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Geschichtchen