Blogeinträge (themensortiert)

Thema: beruflich

Beruflich gefordert....

Irgendwie macht das ewig trübe Wetter schlaff und müde.
Vor der Arbeit tagträumte ich heute von geschwindelter Krankmeldung. Was ich natürlich nicht tat, es bleibt stets bei den Gedanken... ich bin ja so brav... :-(
Also nahm ich all meine nicht vorhandene Power zusammen und düste los. Montag ist ja heuer immer der härteste Tag. 7 Stunden durchunterrichten mit einmal 10 Minuten Pause. Und die brauchte ich heute, um zur Apotheke zu eilen.

Gleich bei der ersten Schülerin musste ich die ganze Stunde vorspielen. Wir suchten ein Stück aus der Renaissance oder dem Barock, das auch ihr gut genug gefällt, um es bei der kommenden großen Prüfung vorzuspielen. Was bedeutet, ich spielte etwa 20 Stücke vor, die ich natürlich nicht extra geübt hatte. Sowas erfordert äußerste Konzentration, denn besonders wenn man ein Stück schon länger nicht mehr gespielt hat, muss man geistig ungefähr einen Takt voraus sein, um zu wissen, was gleich kommt.

Ich war eh nicht gut drauf, wie gesagt fühlte ich mich schlaff, Blutdruck zu tief, nehme ich mal an. Aber ich biss mich durch, doch länger wäre ich nicht mehr fähig gewesen.

In der nächsten Stunde dann zwei Teens. Ich verspielte mich, versprach mich, verhaspelte Worte und das so lange, bis bei den Schülern das Grinsen in Glucksen überging, bis wir schließlich zu dritt Tränen lachten bis wir Bauchweh hatten. :-D

Am Abend, beim letzten Schüler, spielte ich schon wieder was vor. Und siehe da, das Stück gelang mir so gut wie schon lange nicht mehr, das alte Können war wieder da. So bald... Ich staunte selbst. Zur Erklärung muss ich sagen, dass ich in letzter Zeit so wenig geübt hatte wie selten. Ich war einfach nicht gut genug drauf, um diesbezüglich Initiative zu haben.
Schön, dass etwas, das man sich mal tiefgreifend erarbeitet hatte, doch nicht so schnell verlernt wird! :-)

(Korrekturgelesen von Von Ferdl *g*)

Nickname 25.01.2010, 23.38 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

So behindert man Kinder....

Karla* kam in die erste Unterrichtsstunde nach Weihnachten. Wir erarbeiteten gleich mal ein neues Stück, als anregender Neubeginn nach immerhin 2 Wochen Ferien. Irgendwann begannen wir dann ein Gespräch.

"Hast du zum familiären Weihnachtsfest etwas vorgespielt?"
"Ja, drei Lieder."
"Und ist es dir dabei gut gegangen?"
"Jaaa... hm... geht so." Achselzucken.

Fast alle Schüler spielen zum Weihnachtsfest Weihnachtslieder, im Solo, animieren dann zum Singen und begleiten auch.

Karla ist 13 und schon einige Jahre meine Schülerin. Als sie jünger war, sagte ich in der gleichen Situation dann noch: "Und hast du in die Augen der Erwachsenen gesehen? Hast du das Leuchten bemerkt? Erwachsene lieben so etwas, ihnen wird dann immer ganz warm ums Herz und sie erinnern sich noch Jahre später daran mit Freuden! Vermutlich haben sie dich auch fotografiert oder sogar gefilmt?" Solche Worte sollen das Gefühl von Stolz und Freude noch einmal wecken um diese positiven Erlebnisse zu festigen und die Motivation für solches Tun zu stützen. Denn immerhin ist so ein Vorspiel ja nicht nur ein Klacks!

Wir spielten gerade wieder, als die Mutter hereinkam und es sich auf einem Besuchersessel bequem machte. Das tut sie oft, eigentlich jedes Mal für etwa zehn Minuten.
In einer Spielpause donnerte sie los und rief ihrer Tochter zu:
"Ich hab gerade zufällig den Opa getroffen. Der hatte gemeint, wozu gehst du überhaupt noch in die Mus.ikschule! Ist doch rausgeschmissenes Geld, so schlecht wie du an Weihnachten gespielt hattest, ja, das sagte er! Ist ja wirklich wahr, du übst viel zu wenig!!"

Ich beobachtet Karlas Reaktion. Sah, wie sie die Unberührte markierte und sich in gespielt lässiger Körperhaltung über das neue Stück beugte.

Gegen Eltern darf ich nichts sagen, muss stets sehr höflich sein. Und wenn schon, dann kann ich nur intervenieren, wenn das Kind nicht dabei ist und das muss ich stets äußerst zurückhaltend tun. So schwieg ich im Moment nur, war aber ordentlich betroffen.

Aber als die Mutter dann gegangen war, begann ich sehr vorsichtig, das Thema noch einmal anzusprechen.

"Das hat jetzt weh getan, gell?"
Karla bekam feuchte Augen.
"Mach dir nichts draus! Das ist doch das Problem von deinem Opa und nicht deins!"
"Immer meckert mein Opa, bei allem! Entweder hat die Mama zu viel Suppe gekocht, oder zu wenig, oder nicht gut genug, er meckert nur!"
Ich strich mit selbstbewusster Miene etwas von meiner Schulter herunter und sagte dazu:
"Mach mal so Karla..!"
Sie ahmte diese Geste spontan nach, begriff aber zuerst gar nicht, was sie bedeutete.
"Weg damit, wir lassen uns nicht unterkriegen, putzen wir es weg...."
Sie sah mich nur unsicher an...
"Ich halte zu dir, Karla...."

Dazu muss man wissen, dass Karla wohl etwas Probleme mit Mitschülern hat, in der Schule insgesamt überfordert ist und stets im Leistungsstress steckt, auf den sie mit wegträumen reagiert, was wohl notwendig zu sein scheint, aber es macht das alles nicht gerade leichter....

Diese Geschichte ist wohl ein gutes Beispiel für "schwarze Pädagogik". Leider passiert das immer noch und vermutlich nicht selten. Dabei weiß man schon längst, dass Lernen am besten funktioniert, wenn es mit positiven Gefühlen gekoppelt ist. 

Ich sehe mich im Beruf nicht nur als eine, die das Eintrainieren einer Fähigkeit zu vollziehen hat. Der ganze Mensch sitzt vor mir und wenn ich ein wenig hin zum Guten ausgleichen kann, erfüllt mich das sehr und macht mich irgendwie zufriedener.

*Name geändert

Nickname 14.01.2010, 00.25 | (4/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Über eine Elternforderung

Gestern hatten wir Elternabend.
Wie erwartet kam mal wieder folgende Frage:

"Bringen Lehrer durch Krankenstand versäumte Stunden ein? Schließlich zahlen wir ja."

Ich habe schon oft auch erlebt, dass Eltern dies sogar wollten, wenn das Kind krank war!
Der Direktor konnte geschickt darlegen, dass ein Einbringen des Unterrichts nach einem Krankenstand schon wegen der Raumknappheit nicht möglich sei. Außerdem sei unsere Schule trotz starker Teuerung in diesem Jahr immer noch die billigste im Vergleich zu anderen Bundesländern. Die Eltern würden mit ihren Beiträgen nur ganze 15% der Gesamtkosten abdecken. Eine Kollegin wies dann noch darauf hin, dass die Schüler unzählige zusätzliche und unbezahlte Unterrichtsstunden bekämen, sei es bei Proben, in Ensembles, bei Schülerkonzerten und da seinen ja auch die kostenlosen Nebenfächer.

Nun aber mal grundsätzlich, wo gibt es Berufe, wo man Krankenstände einbringen muss? Ich weiß, es gibt das, die Akten von Richtern bleiben zum Beispiel teilweise liegen, aber grundsätzlich ist das wirklich ein anmaßendes Ansinnen. Ob der, der so etwas fragt in seinem Beruf auch einarbeitet?

Wir Musiker sind in diesem Zusammenhang gebrannte Kinder. Wie oft wird mit Selbstverständlichkeit erwartet, dass man zum Beispiel in Kirchen oder bei Gemeindefesten gratis zur Verfügung steht. Das gibt es in keinem anderen Beruf!

Nickname 02.10.2009, 22.31 | (5/4) Kommentare (RSS) | TB | PL

Um 11 klingt das ais.

Es geht jetzt um das Rätsel aus dem gestrigen Beitrag:

Oben die Lösung!

Die 12 Töne lauten:

c, cis, d, dis, e, f, fis, g, gis, a, ais, h 

              And the winner is...

                        ...unsere überaus musische...

katinka_musisch.jpg

K = Bratschenschlüssel
a = die Note
t = im Trillerzeichen
i = Doppeltaktstrich mit Fermate
n = Trillerschlange
k = kleiner Bratschenschlüssel
a = doch doch, die Note ist eins!

Herzlichen Glückwunsch der edlen Siegerin!
                            perlweiss.gif

Nickname 10.07.2009, 19.44 | (13/12) Kommentare (RSS) | TB | PL

Schulschlussfest 09

schulschlfest09_1.jpg

Blick in unseren Park. Wir hatten das Glück, dass es grad mal ein paar Stunden nicht regnete. (Jetzt schüttet es gerade wieder... )

schulschlfest09_2.jpg

Auch heuer gab es wieder eine Rätselrallye. Trotz Krankenstand von mir organisiert...
Ich war brav dort, allerdings nicht gerade in optimaler körperlicher Verfassung. Nach drei Stunden aktiv sein, konnte ich mich dann endlich auch mal setzen.
Hahh, nun also auch das geschafft. Nur noch einen Termin morgen und dann: frei!!!

Und dies da unten war mein Rätsel, an dem diesmal leider viele scheiterten und dadurch um einen schönen Preis kamen. Tja, es können halt nur einige gewinnen!

raetseluhr09kl.jpg

Wer das als erste/r errät, bekommt von mir als Preis seinen Namen oder Nick mit musikalischen Zeichen ausgestaltet. :-)
Gutes Gelingen!
cool2.gif

Nickname 09.07.2009, 23.27 | (9/8) Kommentare (RSS) | TB | PL

Umsonst gestresst....

Da der Termin so wichtig war, erwachte ich noch vor dem Läuten der zwei Wecker. Was aber das innere Eilegefühl nicht minderte. Was anziehen? Es vergingen Minuten mit wilder Wühlerei in ungeordneter frisch gewaschener Wäsche. So früh morgens kann ich nur langsam tun, Eile ist mir einfach nicht möglich....

Dann kam eine SMS vom Chef. "Nicht vergessen, 9 Uhr!"
Ich rief ihn an: "Neun? Man sagte mir doch halbneun?" "Oha, wart mal, ich ruf im Büro an und frage."
Ich nahm das Handy mit in die Dusche. Äh, legte es daneben. *g* Und spielte, wie so oft, ein inneres Spiel: vor dem Läuten muss ich fertig geduscht haben, sonst habe ich verloren.... Manchmal komme ich nur mit solchen Tricks in die Pötte. 
....

Himmel, ich muss los, wo bleibt der Rückruf!
"Du, ich erreiche im Büro einfach niemanden!" Er sprach penetrant langsam weiter, ich unterbrach ihn: "Ich muss los, s o f o r t !"
Während der 12 Kilometer in die Stadt dichter langsamer Verkehr. Ich nervelte. Dann kein Parkplatz! Auch der fast ein Kilometer entfernte Auffangparkplatz war schon voll! Blieb nichts übrig, als dort verboten am Straßenrand zu parken.
Den Weg zum Ko.nsi rannte ich zunächst. Dann merkte ich, dass mein Körper nicht mehr wollte, wirklich überhaupt nicht mehr. Und plötzlich war mir alles egal, die Vorwürfe, weil ich zu spät käme, die Peinlichkeit, einfach alles.

Im ersten Stock, der Saal war abgesperrt. Oha? Schwer atmend und schweißgebadet trotz der ungewöhnlichen Kälte draußen, fegte ich ins Büro. Die drei Gesichter dort sahen mich erstaunt an, eines davon gehörte der obersten Chefin.
"Was ist denn los, um halbneun hätte doch die Objektivierung anfangen sollen?"
"Um neun! Bei uns ist nie was früher."
Ich seufzte hörbar und mein Körper rutschte, an den Türstock gelehnt, ohne dass ich es wollte in die Hocke.
Zur Sekretärin gewandt: "Sie sagten am Telefon doch halbneun?" Der Administrator meinte kopfschüttelnd: "Sie sagten doch vorgestern, sie seien krank, wir hatten dann einen Ersatz organisiert, Sie hätten also gar nicht zu kommen brauchen."
Chefin: "sie sind ja weiß wie die Wand, fahren Sie heim!" Ich zögernd: "Ja, wenn ich darf? Ich habe ja tatsächlich "Grippe" aber mein Direktor hatte mich so sehr gedrängt, zu kommen..." Neuerdings nehmen ja bei dem Wort "Grippe" die Gesichter panische Züge an, auch hier konnte ich das jetzt sehen... "Äh, ich meine fiebrige Erkältung.."
"Es wird Stunden dauern, das schaffen Sie in ihrem Zustand wohl kaum, fahren Sie ruhig." meinte die Chefin ungewöhnlich freundlich.

Im Auto dann betrachtete ich mich im Rückspiegel, bin ich wirklich so weiß? Uups, ein verschwollenes Monster, von den roten Augen hatten sie nicht mal gesprochen...

Ich nahm mir vor, endlich wirklich nur zu liegen. Denn morgen beim Musikschulfest muss ich da sein, es ist ja auch Zeugnisverteilung. Hmmm, ob ich das Liegen zusammen bringe... Ein Rätsel für die Rallye fehlt auch noch, aber jetzt erst mal weg vom Compi und auf die Couch, oohhhhm....

Nickname 08.07.2009, 10.32 | (5/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

eingeteilt

Eigentlich wollte ich trotz Erkältung arbeiten gehen, bin aber dann doch zu Hause geblieben.

Und das kam so:
Das Telefon läutete, der Chef war dran. Ob ich für ihn den Vorsitz bei der anstehenden Objektivierung übernehmen könne, das wäre dann Mittwoch von halbneun bis etwa drei, ich müsse dann halt die ersten Schüler am Nachmittag absagen.
"Oha, so früh geht das los? Du, ich weiß nicht, bin etwas krank *hust*, komme heute aber trotzdem, ist ja die letzte Stunde für die Schüler. Kannst du nicht jemand anderen fragen, wer weiß, ob ich Mittwoch überhaupt gesund bin."
Es folgte von seiner Seite manipulatives Lob für mich. Er könne nicht, solle aber, müsse eigentlich, mit mir wären als Ersatz wären sie vielleicht einverstanden. Er meinte dann noch: "Bleibe heute und morgen unbedingt zu Hause, kuriere dich, damit du Mittwoch da sein kannst!"

Gut, dass ich zu Hause geblieben bin, Kopfweh, leichtes Fieber, das wäre heute in der Schule nicht so angenehm gewesen. Aber der Mittwoch, auweia! Fast 12 Stunden in der Arbeit sein, wo ich doch schon so ausgepumpt bin! :-(

Nickname 06.07.2009, 22.03 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Aufnahmetest

Was ich als Prüferin heute so alles beobachtete:

Einen kleinen 7-jährigen Buben, der zwar beim Singen und Nachsingen keinen Ton richtig halten konnte, aber eine derartig emotionale Begeisterung für die Sache an den Tag legte, dass ich hoffe, er wird trotzdem aufgenommen.

Ein mit seinem Selbstbewusstsein kämpfendes Mädchen in der schwierigsten Phase der Pubertät, mollig, picklig und verschwollen, dem man sein konfliktbeladenes Selbstbild derart ansehen konnte, dass es einen schlichtweg erbarmte. Und doch musste man es bitten - dies so nett es halt möglich war - etwas vorzusingen, Melodien zu erfinden, nachzuklatschen u.s.w.

Einen 42-jährigen Macho, der die Situation kaum ertrug, sich vor zwei Frauen beweisen zu müssen, möglichst, ohne sich die geringste Blöße zu geben. Hihi, ich sah ihm tief in die Augen und signalisierte ihm damit, dass mich sein obercooles Gehabe gar nicht beeindruckte. :-D Aber dann verklimperte ich mich doch am Klavier, Mist aber auch, ich spürte ihn triumphieren. 8-(  ...*gg*

Eine 35-jährige Frau Magister, die trotz abgeschlossenem Studium der Kommunikationswissenschaften nicht verhindern konnte, in die altvertraute Schülerrolle zu rutschen und die schließlich in vollendeter Selbstdisziplin ein Heimatlied trällerte, weil sie halt eben musste.

Ein 7-jähriges Mädchen das als erste seit Jahrzehnten alle Aufgaben des musikalischen Tests fehlerlos absolvierte, ein Test, an dem auch Erwachsene stets teilweise scheitern.

Ich habe keinen langweiligen Beruf. ;-)

Sehr bemühte ich mich, mit Körperhaltung und Worten den Prüflingen ein wenig von der Angst zu nehmen, es gelang natürlich eher bei den Jüngeren, wo man herumalbern kann....

Insgesamt prüfte ich 24 Schüler, ca. 9 davon können genommen werden, weil ich erfolgreich für einen neuen teilverpflichteten Lehrer gekämpft hatte.
Selbst kann ich nämlich keinen einzigen Schüler aufnehmen, bei mir ist dieses Jahr kein Platz frei geworden. Und das tut mir bei der 7-jährigen schon sehr leid....

Nickname 24.06.2009, 23.33 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Falsche pädagogische Wege.

Es ist vom Lehrplan her vorgesehen, dass jeder Schüler, bzw. Schülergruppen ihr Instrument den anderen vorstellen sollen. Dies, damit sie jederzeit da draußen in der Welt über ihr Instrument erzählen können. Solche Instrumentenvorstellungen gab es das Schuljahr hindurch schon viele.

Heute waren die Pianisten dran und sie wollten es unbedingt hinter sich haben, auch wenn gerade das Klavier nicht greifbar war. "Es geht doch mit dem da auch!" meinten sie auf meinen Einwand hin, zum Keyboard zeigend. "Nein, eigentlich nicht, aber bitte, wenn ihr so darauf drängt, dann macht halt mal.
Sie stellten sich wie bei einem Referat auf, zwar Unterlagen in der Hand, aber doch auswendig sprechend, aber nicht in ihrer ureigenen Sprache.

"Von Bartolomeo Cristofori wurde das Klavier 1709 erfunden" sagte die erste.
"Beim Klavier findet man 52 weiße und 36 schwarze Tasten" meinte die andere.
"Der Ton bildet sich durch einen Aufprall von Hämmerchen" referierte die dritte.
Und so weiter.

Ich hatte währenddessen versucht, beim Keyboard den Orgelsound weg zu bekommen und durch einen Klaviersound zu ersetzen, was mir nicht gelang, denn zu bald waren sie fertig. Ich hatte außerdem da hinter ihrem Rücken damit zu tun, mir mein spontan aufkeimendes Lachen zu verkneifen. Denn die drei kamen mir vor wie ein meisterhaftes Kabarett, Thema Schulparodie.

"Was war denn das! Ihr seid ja wirklich schulgeschädigt!" rief ich spontan und zu ihrer Überraschung.
"Ja halt ein Referat" meinte eine der drei mit kläglicher Stimme.

Mensch Leute, glaubt ihr wirklich, einer hat sich da was gemerkt? Zu den Zuhörern: "Habt ihr?" Kopfschütteln. Und habt ihr euch gelangweilt? Kopfnicken.

"Da geht man einfach her und sagt, was man mit dem Instrument so alles spielen kann, von Klassik bis zum Boogie, zeigt ein wenig das Innenleben des Instruments, führt vor, wie die Pedale den Klang verändern und spielt mal ein Stückchen vor! Das hat Leben, das interessiert! Allerdings nur, wenn ihr selbst lebendig seid und eure eigene und damit echte Sprache verwendet. Eure Begeisterung für das Instrument hätte dann tatsächlich rüberkommen können, Begeisterung ist doch ansteckend!
Ich blickte mich in der Runde um. Hach, die sind alle so angepasst und viel zu unkritisch... und dies dachte ich nicht zum ersten Mal...

"Ich hatte mich ja eh schon gewundert, dass ihr das ohne Instrument machen wolltet" fügte ich noch an, machen wir doch nächste Woche einen unvorbereiteten Nachtrag beim Klavier drüben, aber der soll dann Spaß machen!"

"Spaß machen" oha, das scheint ja ellenweit weg vom realen Pflichtschulleben zu sein.

Irgendwann mal hatten die Pädagogen gelernt:

pfeil_kl.JPG Lernen ist viel mehr als reines Speichern von Fachwissen.
pfeil_kl.JPG Lernen und Emotion gehören zusammen.
pfeil_kl.JPG die Freude am Lernen ist uns angeboren.

So einige haben das leider vergessen.

Heute erlebte ich mal wieder, wie fundamental diese angeborene Lernfreude den Kids allzu oft ausgetrieben wurde.

Nickname 16.06.2009, 00.16 | (2/0) Kommentare (RSS) | TB | PL

Über ein großes Schulprojekt

Wir haben in unserer Schule ein Musical erarbeitet, ein richtiges abendfüllendes mit allem drum und dran und gestern war Premiere im Landestheater. Sogar Weltpremiere, denn es war ein Uraufführung. (Einen Ausschnitt sieht man hier (nach 22 sec.))

Worauf kommt es bei so einem Projekt an?

In erster Hinsicht auf das Erlebnis für die etwa hundert teilnehmenden Kinder und Jugendlichen. Sie werden es ihr Leben lang nicht vergessen, da bin ich sicher.

Die musikalische Leistung war sehr gut für eine Musikschule, ich fühlte mich stolz, auch wenn ich selbst nur mit einer Schülerin den (teilweise exponierten) Gitarrepart erarbeitet hatte.

In der Pause erlebte ich dann bittere Kritik von einigen Kollegen aus anderen Orten.
"Was für ein miserables Stück in Musik und Inhalt, wie kann man das nur wählen, überhaupt nicht kindgemäß, auch noch auf englisch, miserabler Regisseur" so etwa lautete die Kritik und die Gesichter wirkten sehr verkniffen.

Mag ja stimmen, ich gebe es teilweise zu. Die beiden Kritikerinnen gingen in der Pause "das halte ich jetzt nicht länger aus" sagte eine von ihnen, eine sehr gute Freundin von mir übrigens.

Ich hatte viele "Aber!" zu entgegnen, kam aber damit gar nicht durch.

Es kommt in so einem Fall darauf an, was man erleben will. 

Man kann sich hinsetzen, die gute musikalische Leistung bewundern, sich an der Begeisterung der Jugendlichen und an der Tatsache erfreuen, dass so etwas mit irrsinnig viel Idealismus überhaupt auf die Beine gestellt wurde. Überhaupt wenn man weiß, dass das alles ohne viel Geld geschafft wurde, von Kindern die in ihrem Beruf - der Pflichtschule - sehr gefordert sind und außerdem, der Regisseur hatte für ein Werk von 2 1/2 Stunden nur 4 Proben, Bühnen- und Kostümbildner mussten mit minimalen finanziellen Mitteln arbeiten und die Originalbühne im Theater wurde erst kurz vorher kennen gelernt, alles Dinge, die im Profibetrieb so nicht vorkommen.

Oder man setzt sich hin und leidet, weil dies und das nicht gut ist.

Welche Einstellung ist wohl besser? Ich meine, in so einem speziellen Fall....

Ja, das Stück an sich ist nicht viel wert, wäre es eine Profiaufführung gewesen, hätte es mir auch sauer aufgestoßen. Aber ich war diesmal nicht bereit, die Maßstäbe der üblichen Kunstkritik anzuwenden, mir war die Begeisterung der Akteure ungleich wichtiger. Außerdem, für dieses Musical sprach in diesem speziellen Fall, dass verschiedene Genres zu einem Ganzen flossen. Da gab es das klassische Orchester, die Rockband und eine kleine Bigband, Solosänger, Schauspieler und Chor, also alles, was in der Schule unterrichtet wird, keine Richtung wurde ausgeschlossen. Das ist großartig.

Was man dann bei der Premierenfeier erleben durfte, war wirklich herzerwärmend. Eine Kollegin hatte in Eigenregie den Saal geschmückt und ein Buffett gemacht und uns damit überrascht. (Das Gros der anderen Kollegen tat gar nichts)
Am schönsten war es, die Schüler zu beobachten. Regelrecht euphorisch bildeten sie im Park Gruppen und sangen mit leuchtenden Augen Parts aus dem Musical, im Saal jubelten sie mit heller Stimme, feierten, dass sich die Balken bogen, das ganze Team, samt Komponist und Regisseur tanzte im Gänsemarsch um die Tische, die Welt war schön, so schön!

Das ist doch was, oder?

Spät in der Nacht, als sich die Gesellschaft schon allmählich zurück zog, kam ich erst auf die Idee, mit dem Handy noch ein Foto zu schießen. Es zeigt die Stimmung nicht wirklich, aber sei´s drum, das Foto ist trotzdem eine schöne Erinnerung an diesen tollen Abend.

Nickname 12.06.2009, 01.05 | (3/0) Kommentare (RSS) | TB | PL