Zum ersten Mal war ich auch mal bei der Fete Blanche. Rund um den Wörthersee wird in weißer Kleidung auf den Straßen flaniert und gefeiert.
Diesmal wollte ich das auch mal sehen, obwohl ich ansonsten ja nicht so der Event-Mensch bin. Oh Wunder, der angesagte Regen blieb aus und der Abend war gerettet.
Wir fanden einen guten Platz in einem Lokal an der Straße, um zu beobachten.
O
oh. Wie anders als früher. Einfach nur ein Rumstehen. So ganz ohne ausgelassen die
Hüften zu bewegen. Wie auch. Da war nur hartes Schlagzeug zu hören, manchmal, aber
mehr im Hintergrund 3 elektronische Klänge dazu und das vermutlich genau
256 mal, das wars. (In der Zahl liegt musikalische Gesetzmäßigkeit, 4 x
64 Takte dürften das gewesen sein.) Man nennt diesen Stil wohl Techno. Keine
menschliche Stimme in der Musik, absolut keine Emotion hörbar -
also rumstehen. Ist dieses "musikalische" (unmusikalisch emotionslose)
Angebot so, weil die Jungen genau das wollen, oder hat man es ihnen als
cool verkauft und damit zur Gewohnheit gemacht? Die Frage gleicht ein
wenig der mit der Henne und dem Ei. Was war zuerst? Der coole Macher der
mit seinem Stil "in" wurde? Oder doch ein Hör-Trend, ein
Bedürfnis? Vielleicht ist die junge Gesellschaft genau so? Ich meine,
wollen sie schon einige Jahre alles, was im Kunstsektor menschliche Gefühle darstellt, wirklich so ganz raus
haben?
"Deswegen ist ja die
volkstümliche Musik zur Zeit so beliebt!" meinte meine Schwester.
"Viele suchen halt wieder die heile Welt."
Kann ja sein. Sogar, obwohl die sehr verlogen ist. Ein Kollege verdient sich damit übrigens zum Krüppel.
Ich dachte von ihm heimlich: Der verkauft sich ja wie eine Hure. Denn
wer musikalisch ist, kann volkstümmliche Musik niemals gut finden, sie ja
nichtmal ertragen. Kein Berufsmusiker erträgt sie. Wirklich keiner. Und ich kenne fast alle in meinem Bundesland. Genauso, wie ein Bildhauer Plastikgartenzwerge nicht erträgt. Das mit der
musikalischen Hurerei nehme ich übrigens zurück. Denn er sagte mal ganz
offen, das sei ja nur Geschäft. Sämtliche innere Beteiligung sei
geheuchelt. Die Gruppe hat übrigens mehrere platine Schallplatten. Wenn er das von seinem musikalischen Geschmack eh offen abkoppelt und uns eine innere Beteiligung nicht vormacht, ist er halt einfach wie ein Geschäftsmann der Hosenträger verkauft.
Zurück
zur Fete Blanche. Es war nett die Mädchen im Pulk und gleich ein paar
Meter weiter die zusammengerotten Burschen zu beobachten. Die taten
megacool umarmten sich aber auffallend oft gegenseitig, war wohl wegen
der Anspannung und Aufregung so eine Art, den Dampf abzulassen. Voll nett anzuschauen! ;-)