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Schülerkonzert

Heute war es wieder einmal so weit, für einen Teil meiner Schüler war der Tag des Vorspiels gekommen. Der Saal war voll, das meiste ging gut, ich war nur wenig aufgeregt und die obligate Rede gelang auch so halbwegs.

Somit könnte ich das Thema abhaken, wäre da nicht während der Generalprobe etwas vorgefallen.

Ich erzählte schon von der musikalischen kleinen 7-jährigen Italienerin die letztes Jahr oft einfach so im Unterricht zu Gast war obwohl sie noch nicht einmal deutsch sprechen konnte.
Dieses Jahr hatte ich sie aufgenommen, aber mit dem Üben klappt es nicht so recht. Macht doch nicht so viel, eine längere Anlaufzeit soll sein dürfen. Nur sehr schwer konnte ich die Mama davon überzeugen, sich bis Ostern mit Vorwürfen zurückzuhalten.
Als das Mädchen erfuhr, dass es vorspielen soll wollte es überhaupt ganz aufhören. Ich bekam sie mit Aufmunterung für heute so weit, sich mit musikalischer Begleitung eines etwas älteren Schülers auf die Bühne zu wagen. Ihre zwei Stücke waren ganz leicht.

Aber die Mama!! Als wir nach der Generalprobe herauskamen fragte sie gleich, wie es denn gegangen sei. Ich sagte, geht schon, nur das Tempo solle sie ein wenig verlangsamen damit der Begleiter überhaupt noch mitkomme! :-)) Das Kind solle alles vor dem Konzert am besten noch einmal ganz langsam durchspielen. Da donnerte die Mama los! Mit italienischem Temperament beklagte sie sich so lautstark über die Tochter, dass das Haus erbebte. "Habe ich ihr gesagt, aber sinnlos! Sie hört ü b e r h a u p t NICHT was ich sage, wir hatten heute schlimme Krach, ich komme zu Konzert NICHT!" Drehte sich um und ging auch tatsächlich!!

Der erste Auftritt im Leben des kleinen Mädchens, das erfordert so viel Mut, ist Stress pur und Mama war tatsächlich nicht dabei!

Wie grausam, wo doch Lob und Stolz der Eltern dazu gehört wie das Amen im Gebet! Mama sollte das eigentlich spüren, ist sie doch selbst Schülerin an der Musikschule.
Wen wundert´s dass das traurige Mädchen nicht besonders gut gespielt hat? Ich frage mich, wie ich das ausbügeln soll. Mama ist stärker. Aber wenigstens Papa war da und mir scheint, er versucht besonders liebevoll auszugleichen.

Nickname 30.03.2006, 00.01

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Kommentare zu diesem Beitrag

1. von christine b

ach tirilli, wie ist das schwierig für die kleine und auch für dich und für den papa auch. was könnte man bloß mit so einer mama machen!? wut die kleine tut mir leid, weil sie so einen stress durchstehen muß. du bist so eine liebe lehrerin, ich hoffe, dass die kleine nicht aufhört mit dem instrument und ich hoffe, dass die mama wieder runterkommt von ihrem egotrip und wieder an ihre tochter denkt und wie es der geht, wenn sie schimpft. mir unverständlich, dass man als mama nicht zum vorspiel geht. bin dort immer so stolz gewesen auf meine kinder! :-) vielleicht hat mama mal eine bessere und ruhigere stunde, wo du ihr das beibringen kannst, um was es geht.
ich wünsche dir und der kleinen alles gute! christine b

vom 30.03.2006, 17.28
Antwort von Nickname:

Liebe Christine, vielen Dank dass du den schon wieder viel zu langen Beitrag gesesen hast! Man muss der Gerechtigheit halber sagen, der Mama geht es nicht sehr gut. Sie hat vor einem Monat erfahren dass ihr Augenproblem ein Gendefekt ist. Sie wird in einigen Jahren alles nur noch doppelt sehen. Aber trotzdem... es ist so wie du sagst. Ich finde, da gibt es höchstens ein gewisses Verstehen aber keine wirkliche Entschuldigung.

Danke für das große Kompliment! Ich weiß nicht genau was ich bin, versuche halt einfach nur, alles nach bestem Gewissen zu machen. Vielleicht mache ich oft etwas falsch und merke es gar nicht? Hoffentlich nicht....