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Treffend

Ich schrieb meiner amerikanischen Freundin gestern: Ich höre gerne zu wenn jemand von seinen Sorgen erzählt, empfinde auch Dankbarkeit wegen dem Vertrauen zu mir. Den zu ausgiebigen und langen Bericht über Krankheiten halte ich etwas weniger gut aus, merke ich aber, als "Seelenklo" benützt zu werden, kann ich das nur schwer durchhalten und ziehe mich komplett zurück.

Sie schrieb mir heute zurück:

"Ich kann mir vielleicht vorstellen, was „Seelentoilette“ bedeutet. Sind das Menschen, die ihre Probleme verschlimmern, indem sie sie mit ihrer Aufmerksamkeit füttern und von Ihnen erwarten, dass Sie mitmachen?"



 Hach, wie sehr ich ihre gekonnte Art bewundere, Dinge zu benennen!

Nickname 05.03.2024, 17.21

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Kommentare zu diesem Beitrag

5. von Tirilli

Bärenmami, oh ja, diese Fragen sind berechtigt. Man darf aber auch mal einfach nur aus dem Bauch heraus reagieren.

vom 08.03.2024, 21.18
4. von Bärenmami

Ja, auch Rückzug kann (als letztes Mittel oder auch mal bei Zeitmangel) zur Eigenfürsorge eingesetzt werden.
Die Frage ist nur: warum ist der nötig?
Doch oft, weil man sich nicht anders schützen kann.
Und da landen wir bei der Frage: warum greift mich das Gespräch so an? Liegt es wirklich an der Person des Gegenüber oder eher am Thema, wie zB Krankheiten mit dem ich selber nicht umgehen kann?
Empfinde ich Mit-Leid anstelle von Mit-Gefühl? Warum habe ich nicht den genügenden Abstand?


vom 08.03.2024, 08.33
3. von Regina

Normalerweise kann ich gut zuhören wenn mir jemand seine Probleme anvertraut und bin dann auch bestrebt gemeinsam positive Lösungen zu finden, was bei meiner optimistischen Einstellung wohl normal ist (Löwen sind so ;-) ) Bei Familie und guten Freunden bin ich da auch sehr geduldig.

Aber es gibt Menschen, die sich mit ihrem Problem anscheinend wohl fühlen und eigentlich gar kein Interesse an einer Verbesserung ihrer Situation haben. Wenn ich merke, dass es nur ums Jammern geht, ziehe ich mich zurück, um mir nicht meine eigene Energie rauben zu lassen. Denn damit ist niemandem geholfen. :c:

vom 07.03.2024, 16.12
2. von Regina

@Bärenmami, du hast das super ausgedrückt, dem kann ich mich nur anschließen.
Es freut mich sehr, dass es dir nach so langer Zeit nun endlich wieder besser geht. Weiterhin alles Gute! :)

vom 07.03.2024, 01.20
1. von Bärenmami

Vorsicht, der Post wird wohl lang. Kurz und bündig kann ich bei dem Thema/ den Themen nicht.
Ich sehe hier zwei Themenbereiche, die m.E. auseinandergehalten werden müssen.
Fangen wir mal mit Krankheit an. (Vorausgesetzt die Ursache ist physisch). Da ich selber gerade durch eine krankheitsbedingte Schwächephase durchmußte, von der nicht absehbar war, ob sie vergehen würde, habe ich in der Zeit festgestellt, daß sich für mich tatsächlich tagtäglich alles um den aktuellen Stand gedreht hat - einfach, weil die Kraft für irgendwas anderes gefehlt hat und weil es für mich so wichtig war, ob eine Besserung eintreten würde.
Keiner meiner Freunde hat sich hoffentlich als Seelentoilette gefühlt. ich habe meine Ängste geteilt, und das war gut so.
Je älter die Menschen werden, und je kleiner der Horizont wird, desto mehr Platz erhält die Gesundheit - auch in Gesprächen. Das ist ein ganz natürlicher Vorgang. Wohl dem, der sich schon immer Interessen gesucht hat, die über den Gartenzaun hinausgehen. Auch wenn deren Horizont kleiner wird, bleibt er doch größer als bei anderen.
Aber: kann ich einem "Schwächeren" seine Schwäche zum Vorwurf machen? Eine "Freundschaft" die an so etwas scheitert, ist/ war keine Freundschaft. Ich kann doch nicht von anderen eine andauernde Bereicherung meines eigenen Lebens erwarten.
Abgesehen davon sind für mich solche Gesprächen grundsätzlich auch aus medizinischer Sicht interessant, man lernt auch da nie aus, und wer weiß, wann Erkenntnisse, die aus Zuhören entstanden sind, sich irgendwann mal als nützlich erweisen können.

Der zweite Themenbereich umfaßt, wie oben sehr richtig beschrieben, Menschen, die unzufrieden sind, aber sich in ihrer Unzufriedenheit suhlen und eigentlich keinen Schritt nach vorn machen möchten, warum auch immer. Es kann an Kraft mangeln, an Mut, oder es fehlt einfach der Wille. Dann wird das Jammern über ewiggleiche Themen zum Programm.
Dann kommt es bei mir auf die Person und unsere Beziehung an. Manche lasse ich einfach reden, weil ich weiß, wie wichtig es für sie ist. Dann habe ich aber den Abstand, mich nicht rein-/ runterziehen zu lassen. Das sind Menschen von denen ich weiß, daß sie (s.o.) gerade die Kraft nicht aufbringen können, etwas zu verändern.
Denn: Wie kann ich wissen, was ein anderer gerade zu leisten imstande ist?
Wichtig ist es, seine eigenen Grenzen zu kennen und zu setzen. Nicht am anderen herummeckern, sondern schauen, was man zu der anstrengenden Situation selber beigetragen hat. Man darf "Stop" sagen oder einen Themenwechsel herbeizaubern.
Jeder Mensch verdient Respekt, der Gegenüber und die eigene Person. Keiner steht über dem anderen, so ist es ausgewogen.

vom 06.03.2024, 10.01
Antwort von Nickname:

Liebe Bärenmami, vielen Dank für den Kommentar! Er ist für mich sehr interessant! Auch, weil so glasklar rüberkommt, wie jeder bei der Bewertung eines Geschehens von seinem Erleben ausgeht. Damit animierst du mich, zu erzählen, warum ich so denke und empfinde. Demnächst! 
Es klingt auch die Wahrscheinlichkeit durch, dass du wieder ganz gesund wirst. Ach, wie schön!