Ausgewählter Beitrag

Über die Gegner der Flüchtlingshilfe.

Zur Diskussion gestellt.

Ich glaube nicht, dass alle die sich gegen die Aufnahme von Flüchtlingen aussprechen, unbedingt Menschen mit wenig Moral sind. Aber sie begrenzen ihr Mitleid auf ihr eigenes Umfeld. Tja, da sind wohl bei einigen auch Egoismen dabei, manche können sich nicht einfühlen, oder über den eigenen Tellerrand blicken. Oder sie reagieren gedankenlos reflexhaft und verbergen dabei etwas, das nicht gesellschaftskonform ist: "Das Fremde stört mich." Der Mensch neigt ja dazu, etwas, das weiter weg ist, gedanklich kleiner zu machen. Am meisten aber fürchten sie um unsere Kultur und unsere Werte. Und merken dabei gar nicht, dass sie sie selbst gar nicht leben. Sie sind dagegen, Flüchtlinge von den Schlauchbooten zu retten! Und die Retter, "Ärzte ohne Grenzen" zum Beispiel, werden gerade massiv kritisiert. Auch von gewissen Politikern in Österreich. Ein Wahnsinn eigentlich! Vor Jahren war sowas öffentlich noch undenkbar!

Über diese mitleidlosen Kritiker habe ich nachgedacht. Eine spezielle Facette meiner Grübeleien will ich jetzt aufschreiben.

Haben jene zum Beispiel Ängste, neben ihnen könnten bald sehr arme Menschen leben? Sie haben recht mit dieser Angst. Ein Teil des Lebensglücks besteht nämlich darin, nicht verdrängen zu müssen, wenn nebenan Not herrscht. Wenn man ganz ohne schlechtes Gewissen seinen kleinen Luxus pflegen darf. Gemessen an der Weltbevölkerung leben wir doch luxuriös! Ich sah in der Kindheit in Chile die Armen neben mir und dachte mir noch nichts dabei. Spürte aber das Mauern der Erwachsenen, dieser Selbstschutz war ja ganz natürlich und auch notwendig.

Das, was ich grad über unwillkommene arme Nachbarschaft und das Gewissen schrieb, gilt aber auch überregional. Mögen jene sich doch mal vorstellen, es ertränken 10 000 Menschen auf dem Weg nach Europa und wir alle täten so, als wäre nichts. Wäre das nicht eine enorme seelische Belastung? Ich meine, wir haben doch alle unsere innere Stimme die uns sagt, was recht ist. Es kann nicht glücklich machen, diese abzutöten. Ganz im Gegenteil....

Die Problematik mit den Flüchtenden ist im Grunde unlösbar. Ich denke, wir können nur moralisch agieren, das ist langfristig gesehen und eben auch seelenhygienisch auf jeden Fall besser. Weil wir damit nach unseren Werten gelebt haben! Gewöhnten wir sie uns ab, hätten wir ungemein viel verloren.

Nickname 20.07.2017, 00.09

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Kommentare zu diesem Beitrag

2. von Viola

Ich hatte bisher noch keine Zeit, mich zu äussern, denn gerade das Thema erfordert eigentlich ein riesiges Fingerspitzengefühl und jeder Buchstabe muss bedacht sein.
Das Problem an sich ist da und ich kann einfach keinem Flüchtling vorwerfen, dass er sich und seine Familie in Sicherheit bringen will. Es gibt viele tolle Menschen, die das auch anpacken und sich etwas aufbauen können, ihre Kinder fördern und fordern. Und dennoch, Ängste bleiben immer. Ich gehe durch die Stadt und frage mich, warum Menschen, denen die Sozialleistungen des Staates gewährt werden, warum die Ihr Wohnumfeld so vermüllen, kaputt machen und herunterkommen lassen. Wie werden die Stadtteile in 10 Jahren aussehen. Ich mache mir echt Gedanken, warum diese Menschen zu dritt in unseren Laden kommen, Kaffee, Rindfleisch, kleine Elekroartikel, Rasierer, etc. in Einkaufswagen zusammenpacken, dass fast die Räder abbrechen und das dann in einem unbeobachteten Augenblick durch den Eingang schieben, zu dritt in den Kofferraum schmeissen um es dann an die eigenen Landsmänner oder auf dem Flohmarkt zu veräussern. Die betrügen das eigene Volk und uns auch noch. Ich mache mir auch Gedanken darüber, dass viele derer jungen Leute nicht arbeiten dürfen, weil sie keinen Deutschkurs haben, denn es dauert mitunter 2 Jahre bis ein Kurs frei wird. Oder es muss ein Kurs abgebrochen werden, wegen Desinteresse und mangelnder Beteiligung. Allerdings muss ich auch sagen, jeder ist seines eigenen Glückes Schmied - und das wiederum gilt für Menschen, egal welcher Nation.

vom 23.07.2017, 10.10
Antwort von Nickname:

Da hattest du ja jetzt ein gutes Fingerspitzengefühl! Mich interessieren diese Beobachgtungen. Und die Geschichte von Defne hat mich nachdenklich gemacht... Wir Menschen, hach, wie sind wir doch schwierig und schaffen es allesamt selten, alles richtig zu machen... 
Danke für deinen Kommentar! Und wieder mal liebe Grüße!
1. von Defne

Hallo Tirilli,
es vergeht kein Tag an dem ich nicht über dieses Problem nachdenke.
Folgendes Buch hat mich sehr beschäftigt:
Hier klicken
Ich habe es nicht gelesen sondern nur eine Besprechung des Buches gelesen.
ES gibt so viele Menschen, die Grund haben zu flüchten, auf der Welt dass Österreich, Deutschland, die ganze EU es nicht schaffen alle aufzunehmen. Wenn wir die Flüchtlinge auf die ganze Welt verteilen könnten würde es gehen. Nun bin ich aber schon dafür so viele wie möglich aufzunehmen was für jedes aufnehmende Land einfach unterschiedlich sein kann je nachdem wie die wirtschaftliche Lage ist.
Vor armen Menschen habe ich keine Angst, denn ich gehöre ja irgendwie dazu. Um meine Miete (ca. 75% der Rente) im teuren München als Rentnerin bezahlen zu können muß ich sowieso etwas dazuarbeiten. Damit habe ich kein Problem solange ich die Kraft dazu habe. Die jungen Flüchtlinge dürfen leider nicht arbeiten (ich würde sie eher zur Arbeit verpflichten) und sind von Taschengeld her meistens besser ausgestattet als ich. Es gibt wahnsinnig viel Unterstützung für Ausländer wie z.B. Deutschlernen am PC in der Bücherei. Ich habe dort in der Stadtbücherei neulich mal gefragt ob es für mich als Einheimische auch kostenlose Unterstützung gibt etwas zu lernen. Das gibt es leider nicht. Zwar gibt es in der Stadt zahlreiche Bildungsangebote (wie z.B. Volkshochschule) aber für Leute, die nicht viel Einkommen haben und trotzdem noch etwas Erspartes (und deswegen keine Armenbescheinigung haben) wie ich ist das meistens zu teuer. Es stört mich wenn ich als Eingeborene mit begrenzten Mitteln in gar keiner Zielgruppe mehr bin.
Es erzeugt Unmut bei mir wenn ich auf eine Flüchtlingsgruppe in der Münchner Philharmonie treffe. Ich habe mir diese Veranstaltung (music for the one god) sehr gut überlegt weil der billigste Platz schon 25 Euro gekostet hat. Dann diese Gruppe mit ihren Betreuerinnen, welche ständig die Vorstellung gestört haben (häufiges Rauslaufen und Schwätzen) und sichtlich nicht daran interessiert waren, obwohl viel islamische Musik geboten war. Ich nehme an dass sie die Karten kostenlos erhalten haben weil das Interesse wirklich sehr gering war.
Da frage ich mich wirklich oft ob das die richtigen Leute sind. Ich habe längere Zeit in der Türkei gelebt und habe mich natürlich ganz intensiv mit Land und Leuten beschäftigt. Ich habe den hohen Anspruch an die Zuwanderer dass sie sich auch intensiv mit dem Land beschäftigen in dem sie für einige Zeit oder auf Dauer leben wollen.
Dann gibt es noch das große Fragezeichen ob wir die Richtigen aufnehmen. Ich würde lieber den Schwächeren helfen (sie aus ihrer Kriegsregion holen) und weniger den etwas Stärkeren welche die anstrengende Flucht schaffen und das Geld für die Schlepper haben. Außerdem hätte ich gerne ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis, also genau so viel Frauen wie Männer.

vom 20.07.2017, 11.48
Antwort von Nickname:

Liebe Defne, da kann ich zu allem nur ja sagen, ich kann dich voll verstehen. Danke vielmals für deinen Kommetar! Es ist wirklich schwierig...!