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Über ein großes Schulprojekt

Wir haben in unserer Schule ein Musical erarbeitet, ein richtiges abendfüllendes mit allem drum und dran und gestern war Premiere im Landestheater. Sogar Weltpremiere, denn es war ein Uraufführung. (Einen Ausschnitt sieht man hier (nach 22 sec.))

Worauf kommt es bei so einem Projekt an?

In erster Hinsicht auf das Erlebnis für die etwa hundert teilnehmenden Kinder und Jugendlichen. Sie werden es ihr Leben lang nicht vergessen, da bin ich sicher.

Die musikalische Leistung war sehr gut für eine Musikschule, ich fühlte mich stolz, auch wenn ich selbst nur mit einer Schülerin den (teilweise exponierten) Gitarrepart erarbeitet hatte.

In der Pause erlebte ich dann bittere Kritik von einigen Kollegen aus anderen Orten.
"Was für ein miserables Stück in Musik und Inhalt, wie kann man das nur wählen, überhaupt nicht kindgemäß, auch noch auf englisch, miserabler Regisseur" so etwa lautete die Kritik und die Gesichter wirkten sehr verkniffen.

Mag ja stimmen, ich gebe es teilweise zu. Die beiden Kritikerinnen gingen in der Pause "das halte ich jetzt nicht länger aus" sagte eine von ihnen, eine sehr gute Freundin von mir übrigens.

Ich hatte viele "Aber!" zu entgegnen, kam aber damit gar nicht durch.

Es kommt in so einem Fall darauf an, was man erleben will. 

Man kann sich hinsetzen, die gute musikalische Leistung bewundern, sich an der Begeisterung der Jugendlichen und an der Tatsache erfreuen, dass so etwas mit irrsinnig viel Idealismus überhaupt auf die Beine gestellt wurde. Überhaupt wenn man weiß, dass das alles ohne viel Geld geschafft wurde, von Kindern die in ihrem Beruf - der Pflichtschule - sehr gefordert sind und außerdem, der Regisseur hatte für ein Werk von 2 1/2 Stunden nur 4 Proben, Bühnen- und Kostümbildner mussten mit minimalen finanziellen Mitteln arbeiten und die Originalbühne im Theater wurde erst kurz vorher kennen gelernt, alles Dinge, die im Profibetrieb so nicht vorkommen.

Oder man setzt sich hin und leidet, weil dies und das nicht gut ist.

Welche Einstellung ist wohl besser? Ich meine, in so einem speziellen Fall....

Ja, das Stück an sich ist nicht viel wert, wäre es eine Profiaufführung gewesen, hätte es mir auch sauer aufgestoßen. Aber ich war diesmal nicht bereit, die Maßstäbe der üblichen Kunstkritik anzuwenden, mir war die Begeisterung der Akteure ungleich wichtiger. Außerdem, für dieses Musical sprach in diesem speziellen Fall, dass verschiedene Genres zu einem Ganzen flossen. Da gab es das klassische Orchester, die Rockband und eine kleine Bigband, Solosänger, Schauspieler und Chor, also alles, was in der Schule unterrichtet wird, keine Richtung wurde ausgeschlossen. Das ist großartig.

Was man dann bei der Premierenfeier erleben durfte, war wirklich herzerwärmend. Eine Kollegin hatte in Eigenregie den Saal geschmückt und ein Buffett gemacht und uns damit überrascht. (Das Gros der anderen Kollegen tat gar nichts)
Am schönsten war es, die Schüler zu beobachten. Regelrecht euphorisch bildeten sie im Park Gruppen und sangen mit leuchtenden Augen Parts aus dem Musical, im Saal jubelten sie mit heller Stimme, feierten, dass sich die Balken bogen, das ganze Team, samt Komponist und Regisseur tanzte im Gänsemarsch um die Tische, die Welt war schön, so schön!

Das ist doch was, oder?

Spät in der Nacht, als sich die Gesellschaft schon allmählich zurück zog, kam ich erst auf die Idee, mit dem Handy noch ein Foto zu schießen. Es zeigt die Stimmung nicht wirklich, aber sei´s drum, das Foto ist trotzdem eine schöne Erinnerung an diesen tollen Abend.

Nickname 12.06.2009, 01.05

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Kommentare zu diesem Beitrag

3. von Eveline

In jedem Fall: man kann sich immer entscheiden zwischen 'genießen, was da ist' und 'nörgeln, was fehlt' - was sind wohl die froheren Menschen....?

Ich freu mich für dich und diejenigen, die einen schönen Abend hatten :-)
Busserls, Eveline

PS: ich habe gerichtet ;)

vom 12.06.2009, 14.31
2. von Sunny

Ich meinte natürlich "Kritik" und die "liebe Tirilli" vor dem Kommentar hab ich auch vergessen ... szzz. :D

vom 12.06.2009, 09.43
1. von Sunny

Ich hab mir den kleinen Ausschnitt angesehen und es wirkte auf mich sehr professionell. War es am Ende der Neid jener Kollegen, die nicht zugeben wollten, selbst so ein Projekt auf die Beine zu stellen? Oder waren ihnen vielleicht die Hintergründe nicht bekannt, wie es entstand? Geschmäcker sind bekanntlich verschieden. Kunstgeschmack sowieso. Wenn da jemand Weltstar-Niveau erwartet hatte - in welcher Form auch immer - dann ist das deren Problem. Wenn man nichtmal die Mühe und Leidenschaft hinter so einem Probjekt sehen und anerkennen kann, ist diese Kretik für mich keinen Pfifferling wert. :wut:

Hauptsache, alle Beteiligten und Akteure hatten ihren Spaß. Nur das zählt.

Liebe Grüße, Sunny :-)

vom 12.06.2009, 09.40