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Am Mittwoch, jenes Konzert....
Eine ganz persönliche Konzertkritik
Es handelt sich um ein Konzert am 9. März in Salzburg
Interpreten
Bobby Mc Ferrin (Dirigent/Sänger)
Rudolf Buchbinder (Pianist)
Mozarteum Orchester Salzburg
Programm
W. A. Mozart - Symphonie Nr. 7
W. A. Mozart - Klavierkonzert KV 482
Bobby McFerrin - Improvisationen
L. v. Beethoven - 8. Symphonie
Es fand in der Salzburger Arena statt
Womit ich schon im ersten Satz beim Hauptkritikpunkt angelangt bin. Die Musik Mozarts in einer riesigen Messe- und Eventhalle ohne Verstärkung erklingen zu lassen, ist, wie Rosen pflanzen, aber nicht in ein schönes Fleckchen Erde, nein, eher mitten ins Spielfeld eines Fußballstadions...
Solches Unterfangen schadet natürlich nicht nur der (Garten)Kunst, sondern auch den Akteuren und es ruiniert den Ruf der Spielstätte. Die Veranstalter hatten eine hellbraune „Schachtel“ in die Mitte gestellt, durch die dann auch noch die Akustik derart eingeschränkt wurde, dass man vermeinte, neben, statt in einem Konzertsaal zu sitzen. Das ist frech finde ich, es müsste ja schon das erste Konzert bei der Eröffnung gezeigt haben, wie misslungen dieser „Konzertsaal“ ist. Man hätte vermutlich nur die Seitenwände der Bühne in einen offeneren Winkel verschieben müssen um ein wenig den zu trockenen und stumpfen Klang zu verbessern. So wie es war, hatten die Huster den effektivsten Platz… sie erreichten fast mühelos die Aufmerksamkeit vieler, mit ihrem lebhaften Gegenspektakel.
Bobby McFerrin ist ein begnadeter Musiker. Daher will ich ein paar Kritikpunkte nicht besonders dramatisieren. In den langsamen Sätzen war er mir als Dirigent zu sehr Taktschläger. Ein musikalischer Spannungsbogen war unter diesen schwierigen Bedingungen nur schwer durchzuhalten. Auch hätte er die Bläser manchmal in ihrer Lautstärke ein wenig zurückhalten sollen. Ansonsten empfand ich Mozarts Symphonie und das von Rudolf Buchbinder wienerisch gespielte Klavierkonzert als sehr schön musiziert.
Beethovens Symphonie Nr. 8 passte schon besser in die Halle, oder hatte man sich an die klanglichen Unbillen nur einfach schon gewöhnt? Das Mozarteum Orchester musizierte leidenschaftlich und sehr klangvoll. Auch die Tempi fand ich sehr gelungen.
Der Höhepunkt des Konzerts war natürlich McFerrins witzige und gefühlvolle Stimmband-Akrobatik.
Hiier erwies sich das Mikrofon als rettende Brücke zu dem so weit entfernten Publikum in den Rängen. McFerrins Kunst zu beschreiben würde den Rahmen hier sprengen, nur so viel: Es war beeindruckend, spannend und immer wieder überraschend, wie viel Interessantes man mit Stimme und Bodypercussion machen kann, wenn man so genial wie Bobby McFerrin ist.
Es ist keine Überraschung, wenn McFerrin immer wieder Nähe zum Werk Joh. Seb. Bachs Werken spüren lässt. Auch er befasst sich mit raffinierter Scheinmehrstimmigkeit.
Was das heißt versuche ich hier mit einer Grafik deutlich zu machen:
Eine in Wahrheit einstimmige Melodie wird so geführt, dass sie durch mehrere Tonebenen springt. Wenn man nun gedanklich eine Verbindung zwischen Tönen einer Ebene wahrnimmt, erkennt man verborgene weitere Stimmen.
Alles in allem hat sich die Fahrt nach Salzburg im Endeffekt doch gelohnt.
bobby mcferrin ist einer meiner absoluten lieblingssänger, auf der persönlichen rangskala ganz, ganz weit oben, ... weil er absolut genial ist und er seine stimme unglaublich einsetzen kann.
als dirigenten habe ich ihn leider noch nie erleben dürfen, genaugenommen überhaupt noch nicht live, ... schade
vom 12.03.2005, 12.25