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Wie wir uns unsere Hölle selbst erbauen

Ich bin verrückt, habe fast bis zum Morgengrauen am PC gemalt.



z o o m

Alles auf dem Bild ist symbolhaft, manches in mehrfacher Hinsicht und nichts ist Zufall. Aber ich will es nicht erklären, oder besser noch nicht, beziehungsweise nur, wenn es jemand wünscht. 
Es ist nicht gut, wenn man bei kreativen Dingen zu viel erklärt. Man nimmt dem Betrachter das "Bauchgefühl" das bei solchen Sachen erste Instanz sein sollte. Nach dem unbeeinflussten Betrachten kann man sich aber natürlich schon erklären lassen.

Wenn ich in eine Bilderausstellung gehe, verzichte ich aus oben erwähntem Grund immer auf diesen üblichen Audioguide, der ja nur den Intellekt anspricht. Ich mag Kunst lieber mit den Sinnen wahrnehmen.




Der Mensch hat die Hölle in sich selbst.
Martin Luther


Um gleich Irrtümer auszuräumen, hier malte ich nicht meine Hölle, sondern eine, die ich mir im Moment des Malens vorstellte.

Meine Erklärung zu dem Bild:

Der Hintergrund soll den glühenden Jammer sichtbar machen.

Das Feuer brennt nicht hell und rein, im eigenen Ruß droht es fast zu ersticken. Dies symbolisiert die vorläufige Unfähigkeit des Verzweifelnden, mit sich selbst innerlich ins Reine zu kommen.

Was sich da um das Feuer gruppiert, sieht vermutlich im ersten Moment aus wie glühende Kohlen. Die Scheiter sollten aber zugleich auch an süße Schleckereien erinnern. Ich bezweckte damit, jene Laster zu symbolisieren, durch die man meint, sich das Leben leicht machen zu können. Laster können ja auch mal ganz nett sein, ich meinte aber nur solche, die anderen Schaden zufügen und damit auch die eigene Unbefangenheit belasten. Es sind dies Selbstsucht, Gier, Rücksichtslosigkeit, Lüge, Untreue, Brutalität, Machtbedürfnis und Bequemlichkeit. Sie überdecken die Stimme des Gewissens und schaffen nichts als innere Leere. Für mich am entscheidendsten: Sie nähren das dunkle Feuer der Selbstverachtung. 
2 Scheiter liegen abseits. Sie stehen für die Scheinheiligkeit und das Vorurteil. Warum die nicht bei den anderen liegen versteht man, wenn man den nächsten Absatz gelesen hat.

Die 5 grauen Steine haben dreifache Bedeutung. Sie bilden eine Mauer und sehen aus wie Denkmäler, aber mehr noch wie Grenz- oder Grabsteine. Tatsächlich symbolisieren sie Ideologien, Abgrenzung und die 5 Weltreligionen. Sie alle haben, wenn radikal interpretiert wurde, genug Elend in die Welt gebracht und über die Jahrhunderte abertausende verbrannte Seelen zurück gelassen. Bei den Steinen dachte ich am stärksten an die Religionen, deswegen stehen sie an einer einbrechenden Stelle. Scheinheiligkeit und Vorurteil legte ich zu ihnen, dort stehen sie bereit, zu den anderen 8 Übeln dazugeworfen zu werden um das Desaster noch größer zu machen.

Wie kann in der Hölle der Boden anders sein als unfruchtbar und brüchig? Nirgends gibt es Halt, erst recht nicht unter den Füßen.
Was da unter dem Boden sichtbar wird, ist übrigens meine kindliches Bild von der Seele gewesen, ich stellte mir vor, so liege sie hinter den Rippen.

Die Bodeneinbrüche zeigen auch, wie das Innerste höllisch schmerzhaft bloßgelegt wird, es wird auf der Seele herum getrampelt, aber sie bleibt unzerstörbar und darf hoffen. Denn das Feuer wird versiegen, schon bald! Spätestens, wenn man verstehen gelernt hat.

Nickname 04.07.2007, 14.06

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Kommentare zu diesem Beitrag

8. von Eva

Hi (((Tirilli))) .... genau .... ich lasse keine Hölle gelten .... ich denke, dass es uns gut geht, wenn wir so leben wie unsere Seele es sich vorgenommen hat zu leben und dass wir uns unsere Höllen selbst erschaffen .... wenn etwas nicht läuft und es uns nicht gutgeht, dann ist das eigentlich ein Zeichen zur Umkehr und nicht zum ewigen Leiden .... sei auch geknuddelt und schlaf gut .... viele Grüße von Eva :)

vom 10.07.2007, 23.04
7. von Eva

ich habe das Bild zunächst auch intuitiv erfasst, aber die Erklärung dazu finde ich hochinteressant, denn es ist das was Du beim Malen gedacht und empfunden hast

... meine Interpretation sieht so aus:
Dieses Hölle ist eine Scheinhölle ... hinten die Flammen werden von Funken der Hoffnung durchbrochen, die sich immer mehr durchsetzen .... und das Schwarze ist eine Wand vor dem Feuer .... wenn ich die Steine nehme und damit die kalte Wand einwerfe, dann lodert ein wunderschönes und wärmendes Feuer und alles ist durchflutet von warmen Farben, die das Herz aufgehen lassen ....
viele Grüße aus Franken von Eva :)

vom 09.07.2007, 21.54
Antwort von Nickname:

Danke vielmals liebe Eva! Ich habe mir das Bild noch einmal in deinem Sinn betrachtet. Denn du empfandest ja so ganz anders! Hochinteressant für mich, deine Interpretation! Du lässt eigentlich keine Hölle gelten. Die Mauer des Leids ist überwindbar und wandelt sich zum Gegenteil. Es liegt wohl auch daran, dass der Hintergrund als angenehm empfunden wird. Das ging ja auch anderen so... Emotionen sollte es darstellen, Leidenschaften. Rot ist halt auch Symbol für das pralle Leben.

Mir fällt dazu nur ein: Das Leben ist durchwachsen und wir sind dem dunklen Teil nicht hoffnungslos ausgeliefert. Eine der Lösungen kam jetzt von dir. 
Vielen Dank! Sei herzlich zurückgeknuddelt!!
6. von Kehrtraud

Liebe Tirilli,
ohne Deine Erklärung häte ich mit dem Bild nichts anfangen können. Aber sollte ein Kunstwerk sich nicht selbst erklären? Sollte ein Bild nicht ohne Worte auskommen? Ein Bild sollte das REchtshirn ansprechen. Die Worte aber gehen an die linke HÄlfte und haben eine ganz andere Wirkung. Wenn ich die Worte verstehe, brauche ich das Bild nicht mehr.
liebe Grüße
Gertraud

vom 09.07.2007, 08.40
Antwort von Nickname:

Liebe Kehrtraud, du hast ja recht und ich finde sehr gut, dass du deine Gedanken aussprichst. Ich habe es eh zögerlich gemacht. Aber bei diesem Bild ist es anders als sonst, weil eben so einige Gedanken dazu da waren. Letztendlich war es mir ein Bedürfnis, sie darzulegen, auch weil ich annahm, dass viele damit nichts anfangen können. Es sollte aber ansonsten und auch hier schon so sein, dass diese Gedanken bzw. Symbole im Bild auch ohne Erklärung, wie du sagtest, mit der rechten Gehirnhälfte, wahrgenommen werden. Aber ich vermutete, dass es hier nicht in dem Mass rüberkommt wie ich es mir gewünscht hatte. Zu spärlich waren die Reaktionen. War ja auch etwas versponnen. ;-)
Wegen "nicht viel anfangen": Es ist ein ungutes Thema, verleitet leicht zu der üblichen Höllendarstellung und ist in jedem Fall negativ besetzt. Bei kreativen Tätigkeiten kann man aber niemals frei sein. Unfreier geht es gar nicht, man muss es so und nicht anders machen wenn man nicht verstandesmäßig die Bremse zieht, aber dann geht ja gar nichts mehr oder es wird unecht. Ich nenne meine Sachen "kreative Dinge" weil ich sie nicht für Kunst halte. Kunst ist etwas Göttliches, da bin ich weit davon entfernt. Mir kommt vor, der einzige Unterschied zu anderen Normalos wie ich ist, dass ich halt einfach ungeniert tu und damit inzwischen schon ein wenig Übung habe.
Liebe Grüße!
5. von Eva

.... hab jetzt wenig Zeit, weil ich in die Arbeit muss, aber ich muss mir das mal genauer alles durchlesen .... ich finde es sehr sehr interessant .... einen schönen Tag wünscht Dir Eva :)

vom 09.07.2007, 08.15
4. von Astraryllis

Hallo,

heute habe ich von Dir noch gar nichts gelesen. Dein Bild ist gut geworden, aber Schlaf ist kostbar! Ich hoffe, ich höre deshalb nichts von Dir, weil Du Dich heute mal so richtig ausschläfst! Oder etwa nicht?!

Liebe Grüße,
Astraryllis. :)

vom 05.07.2007, 20.38
Antwort von Nickname:

Liebe Astraryllis, ich war brav und habe getan und getan. Danke für deine so häufigen lieben Besuche!
3. von Claudia

zur Hölle habe ich überhaupt keinen Bezug.

Zu Feuer schon - einerseits zieht es mich an, ist Inbegriff für Wärme und Geborgenheit, andererseites habe ich Respekt vor seiner alles zerstörenden Kraft, wenn es ausser Kontrolle gerät.

So gesehen habe ich dieses Feuer (die Hölle) in mir, denn ich habe eine tiefe Sehnsucht nach Feuer gegen die Kälte um mich herum und manchmal auch in mir. Spiele ich mit dem Feuer, habe ich große Mühe damit es in Schach zuhalten, um nicht selbst daran zu verbrennen und/oder verbrannte Erde zurückzulassen.

*ups* was habe ich nun zusammenassoziirt?

:D

vom 04.07.2007, 19.09
Antwort von Nickname:

Danke für deinen Kommentar, Claudia. Unter Hölle verstehe ich auch nicht das, was die Kirchen wollen.
Ahaa, Flirtkönigin! So, ertappt! *ssfggg*
2. von Brigida

Ich finde dieses Bild ungemein interessant...
Möchte es so interpretieren, dieses "eiskalte Feuer, das auf eiskaltem dunklen Boden gedeiht, verbrennt die von der Todsünde betroffenen Seelen, die man als glühende Vierecke im Hintergrund sehen kann. Damit die Kälte des eiskalten Feuers sich nur nach Oben erweitern kann, wird der "Scheiterhaufen" mit Schutzsteinen umgeben, die ab und an nachgelegt werden müssen, damit die Hölle nicht an sich selbst verbrennt".

Das sind meine Gedanken zu diesem Bild.

Liebe Grüsse und ich bin gespannt auf Dein Resultat und was dann in der Schule rauskommt.
Deine Brigida

vom 04.07.2007, 16.14
Antwort von Nickname:

Vielen Dank Brigida!!
Dein Eintrag freut mich besonders. Nichts ist interessanter, als wie andere die Dinge sehen! Und so wie du es sahst lasse ich natürlich genau so gelten. Denn es ist auch eine Wahrheit!
Liebe Grüße!
1. von Astraryllis

Hallo,

mir gefällt an diesem Bild besonders der Hintergrund. Ich sehe ein brennendes Feuer. Links vor den Flammen liegt noch etwas Brennmaterial.
Vielleicht handelt es sich um die "Flamme der Leidenschaft", die für etwas brennt, das man mit echter Begeisterung tut und das einem viel bedeutet?!

Liebe Grüße,
Astraryllis. :)

vom 04.07.2007, 15.19
Antwort von Nickname:

Danke für deinen Kommentar und das genaue Betrachten, liebe Astraryllis!
Die Flamme der Leidenschaft, das ist gut.
Die Leidenschaft
ist eine Eigenschaft
die Leiden schafft....!?

Ja, die hätte auch drin sein müssen, in dem Bildl. aber wenn ich gerade keine habe, wie kann ich da, da kann ich doch nüch... *gg*

Aber bitteschön, wegen der Leidenschafft hat man ja doch nur unter gewissen Umständen höllische Seelenpein. sonst doch eher Verjnüjen. perlweiss_durchs.gif
Danke für deinen Kommentar und das Lob!
Liebe Grüße, hab´s schön!