Ausgewählter Beitrag
Musik ist uns Musikern Sprache.
Einige meinten in Kommentaren, Musik sei doch zum wegträumen da! Gut, warum nicht. Aber das allein wäre doch zu wenig!!!
Nach Konzerten kann es passieren, dass wir zusammen sitzen und dann hört man sowas:
"Dort in der Reprise des ersten Satzes, der Flötist. Da hätte der schon den Ton mehr drüberziehen können, der hatte heute keine Spannung." "Recht langsam genommen, oder?!" "Die hatten da keinen Bogen, viel zu wenig phrasiert!" "Hätte im 3. Satz tänzerischer sein können, finde ich" "Der Einsatz dort, hast es gemerkt? Obwohl der Dirigent da so präzise war!" "Ja eh, aber es ist halt da schwer im Ansatz" u.s.w.
Nun denkt aber nicht, dass dies bedeutet, wir würden nur kopfig hören. Nein! Durch das Wissen und Verstehen steigert sich nur die Freude! Natürlich noch mehr bei besonders guten Interpreten. Wir sind halt kritischer, können aber auch besser entschuldigen. Bei Meistern geht es dann so zu wie oben, aber mit umgekehrter Bedeutung: "Ah, hat der interessant phrasiert und diese Spannungsbögen!!!"
Es wird in jedem Fall faszinierender! Wenn es nicht so wäre, müsste man ja unsere diesbezügliche Arbeit mit den Schülern als vergeblich bezeichnen! Auch Musiktheorie ist im Grunde genau dafür da: Musik wie Sprache verstehen zu lernen. (Aber eben nicht nur) Mit dem Geist tiefer in sie eindringen ist spannend und bereichernd!
Ich vergleiche das manchmal mit einem Briefmarkensammler. Der kann auch begeistert von irgend einer ausgefallenen Marke aus Weißgottwoher erzählen und gerade durch sein Wissen wird seine Sammelei für ihn noch reizvoller. Und dann kann er sich andererseits auch davor setzen und einfach nur ganz entspannt die Farben und Bilder genießen und dabei wegträumen. Beides gehört dazu, nur wir vom Fach tun zweiteres halt weniger, wir träumen weniger weg, weil Musik uns (im wahrsten Sinn des Wortes) anspricht.
Das war jetzt die Frau Lehrerin. :-D
Ich bin immer begeistert, wenn Du etwas darüber schreibst, wie Du Musik hörst und verstehst. Und es klang nicht nach "Frau Lehrerin"!
Liebe Grüße von
Astraryllis.
vom 14.11.2007, 00.06