Heute besuchte ich die Oper "
Schlafes Bruder" von Herbert Willi nach dem Libretto von Robert Schneider der auch der Autor des berühmten gleichnamigen Romans ist.
Eine, bis auf einige Längen großartige Inszenierung. Sehr interessante Bühnenbilder und ebensolche Lichtspiele ließen diese Oper auch für Menschen, die der zeitgenössischen Musik nicht gerade nahe stehen, interessant werden.
Für mich, ganz subjektiv gesehen, blieb aber ein schaler Nachgeschmack. Mir schien, die künstlerischen Gestalter dieser Inszenierung hatten ihre ganze Kreativität dazu verwendet, ihre Beziehungslosigkeit zu den Figuren zu kompensieren.
Es ist ein anspruchsvolles Werk, dass nicht jeder erträgt.
So gab es immer wieder Zuseher die mit viel Lärm den Saal verließen, immer solche mit Plätzen in der Mitte, für die dann alle anderen der Reihe geräuschvoll aufstehen mussten. Es war, als wollten diese Leute ihren Frust stellvertretend am Publikum auslassen. Anderere flüstertern und redeten einfach rücksichtslos drauf los. Und als der frenetische Schlussapplauses anbrach, drückten sich zwei aufgedonnerten ältliche blonden Frauchens aus der Mitte der Reihe mit grimmigem Gehabe störend hinaus, so als hätten sie es jetzt plötzlich furchtbar eilig. Und wieder mussten andere Zuseher für sie umständlich aufstehen, ihren Applaus unterbrechend.
Mir fiel wieder einmal auf, wie selbstbezogen manche Leute doch sind. Ein wenig Selbstbeherrschung und rücksichtsvolles Ertragen gehört nicht mehr für jeden zur erstrebenswerten Lebenskultur.
Ein paar FotosVideoclip (Würdet ihr diese Musik auch nicht ertragen?)
Ich habe einmal eine Verfilmung davon gesehen. Auch wenn diese sehr gut umgesetzt war, ist das natürlich immer noch lange nicht mit einem Theaterstück vergleichbar, wo man ja alles noch intensiver "erlebt".
Die selbstbezogenen Reaktionen der Leute hätten mich übrigens auch genervt. Wenn sie es partout nicht "ertragen", dann könnten sie ja still und dezent den Raum verlassen - das ist dann deren Sache. Aber dann noch die ganze Stimmung stören, so dass man selbst als Zuschauer die Lust (oder den Faden) verliert... DAS - und nur das - finde ich rücksichtslos.
Es stellt sich aber auch die Frage, WARUM sie es nicht ertragen. Darüber möchte ich aber nicht spekulieren (ob es z.B. ein gesellschaftliches Phänomen ist usw.).
Ich hoffe, Du hast trotzdem das Stück einigermaßen mitverfolgen können.
LG Karin
vom 02.05.2008, 01.57