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Lachkrampf verboten....
Nachdem ich heute den Unterricht einer 17-jährigen abbrechen musste, (eh fast am Ende der Unterrichtsstunde) weil wir zwei vor lauter Lachkrampf nicht mehr weiter machen konnten, fällt mir eine alte Geschichte ein.
Ich musste mir mein Studium zum größten Teil selbst finanzieren, daher arbeitete ich schon damals an diversen Schulen.
In einem sehr großen Wiener Oberstufengymnasium war die allgemeine Stimmung nicht gerade sehr positiv. Es herrschte eine Hierarchie sondergleichen, die Musiker und bildnerischen Erzieher kamen da nur knapp vor dem Schulwart und die mit den naturwissenschaftlichen Fächern fühlten sich als die Oberschicht. Der Direktor gab sich als unterkühlter Patriarch und "sein" Administrator blickte stets wie ein Minister drein. Beide hatten übrigens versucht mich in einem raffinierten Dreiecksgespräch fertig zu machen, nachdem ich draufgekommen war, dass ich um zwei Stunden zu wenig bezahlt bekam und das korrigiert haben wollte. Sie meinten, ich hätte das nun stillschweigend zu akzeptieren, ich hätte ja früher drauf kommen müssen und außerdem sei ich vermutlich eh selbst schuld an dem Fehler. Mir war schnell klar, dass es das oberste Amt nicht erfahren sollte, also die Spitze der Machtpyramide. Ich ging selbstverstädlich dann genau dorthin, worauf der Schulamtsbeamte sofort diesen Direktor anrief und ihn vor mir schroff runterputzte. Tja, so ging es da zu. Dabei war genau das ein Vorzeigegymnasium der Roten! (Bei uns ist ja die Schulorganisation total verpolitisiert.)
Eines Tages kam dieser Direktor zu mir und schüttelte mir überraschend anerkennend die Hand.
Und das kam so:
Ich unterrichtete gerade sechs Schüler die gar nichts zusammen brachten. Sie waren im Gackeralter. An diesem Tag gackerte ich mit und wir konnten uns alle gar nicht mehr fangen. Was für ein Riesenglück, dass zufällig in diesem Raum ein Telefon war und ein noch größeres, dass die Sekretärin nett war! Denn jetzt rief sie mich heimlich an: "Der Inspektor ist im Anmarsch!!" Meine erste Beurteilung war fällig, entscheidend für die Zukunft, weil das bei Stellenbewerbungen eine Rolle spielt.
Ich hatte gerade noch Zeit, den Schülern zu sagen, dass ICH beurteilt werden würde, nicht sie und dass ich jetzt plötzlich die Strenge markieren würde, denn der Inspektor sei bekannt für seine Frauenfeindlichkeit und ein ganz Schlimmer vom konservativen alten Schlag. Und schon ging die Tür auf und ich tat überrascht. Nun unterrichtete ich also voller Strenge, so sehr, dass eine Schülerin zu weinen begann weil ich so konsequent nachbohrte. Dabei hatte sie doch gewusst, was los ist, trotzdem verlor sie die Fassung....
Warum der Direktor mir dann gratuliert hatte, kann man sich jetzt wohl denken...
Ich hatte die bestmögliche Beurteilung bekommen! Weil ich mich so streng gegeben hatte. Auch weil ich sogar eine Schülerin zum Weinen gebracht hatte? Ich denke, es war so....
Ist das nicht krank??
Ja, das ist krank! Und jetzt rat` mal, warum die Lehrergewerkschaft derzeit in unserem Land so einen Tanz macht...
Was mich aber an Deiner Geschichte sehr beeindruckt: daß Du in der Sektretärin eine Verbündete gefunden hast. Tolle Frauen vor!!
LG E.
vom 27.02.2009, 08.36