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Die Winterreise
In der Musikgeschichte gibt es wohl kaum einen Liederzyklus mit so großer Intensität und mythischer Größe, wie die Winterreise Franz Schuberts nach Gedichten von Wilhelm Müller.
Ein einsamer Wanderer hat Abschied von seiner Liebe genommen und zieht schwermütig durch das kalte Land.
Fremd bin ich eingezogen,
Fremd zieh' ich wieder aus.
...so beginnt die Winterreise....
Eine Krähe war mit mir
Aus der Stadt gezogen,
Ist bis heute für und für
Um mein Haupt geflogen.
Die Krähe wittert wohl den nahen Tod...
Die Qual des Lebens, Verzweiflung, Todessehnsucht, Wunsch nach Erlösung und letztendlich auch immer ein Sich-Ergeben, ziehen sich durch das ganze Werk und lassen den Hörer trotzdem nicht deprimiert zurück, denn all das hat auch etwas Liebevolles und ungemein Tröstliches an sich, man kann es mit Worten nicht erklären.
Es ist die große innere Tiefe die unsere Seele berührt und sie macht dieses Werk zu einem der größten Schätze aus dem Kulturerbe der Menschheit.
Aber es gibt Menschen, die können dem offensichtlich nicht wirklich etwas abgewinnen. Und doch machen sie sich dran, sich mit Hilfe so eines großen Werkes bekannter zu machen um einem vermeintlich willigen Publikum ihre pseudokünstlerische Selbstverwirklichung zu präsentieren.
Im Stadttheater Klagenfurt durfte man die Winterreise in einer Fassung des Komponisten Hans Zender über sich ergehen lassen. Viel Eigenes hat er eingeflochten, leider mit wenig Respekt vor dem großen Genie Franz Schubert.
Ich frage mich, warum macht man sowas, ich verstehe das nicht! Schuberts Winterreise ist vollkommen, muss man denn da mitten hinein klingen und damit jegliche Tiefe zertrümmern, um sich selbst zu präsentieren? Hätte dieser Komponist nicht besser ganz allein etwas Neues geschaffen? Solche Trittbrettfahrer sind mir suspekt! Ich empfand das Ergebnis dieses Einmischens als sehr seicht!
Zenders Winterreise wurde mit Ballett geboten. In der Choreographie von Karl Alfred Schreiner hopste man fast den ganzen Abend ungeordnet und nervös in Gruppen herum. Ohne Bezug zum Thema, zum Beispiel die Einsamkeit des Wanderers, ohne den Text zu beachten, keinerlei Verstärkung des Inhalts wurde geboten, dafür durfte man die augenscheinliche Selbstverwirklichung des Choreographen erleben und einige im Publikum fühlten sich richtig verarscht. Ein Beispiel: die oben erwähnte Krähe latschte als lächerliche Parodie mit Schwimmflossen durch die Gegend!!
Zusätzlich konnte man im Programm nicht ausfindig machen, wer der Sänger war, die Hauptrolle, immerhin! Überhaupt wird der Künstler in Klagenfurt nicht mehr sonderlich hervorgehoben, wie auch auf der Webseite des Stadttheaters zu sehen ist. Zählt er denn dort nicht mehr viel?
Mir fällt außerdem auf, dass anscheinend die alten Meister in unserer Zeit nicht mehr genügen, es geht wohl mehr darum, massentaugliche Events zu generieren, in denen selbstverliebte Pseudokünstler ihre Eitelkeit ausleben dürfen. (Oder handelt es sich hier um Freunderlkunst im Provinzdorf Klagenfurt?)
Jedenfalls war es ein miserabler Abend trotz ausgezeichneter Tänzer, dankeschön, ich überlege nach mehreren misslungenen Aufführungen in dieser Saison, das Theaterabo zu schmeißen!
Die Winterreise - Text des gesamten Zyklus
Die Winterreise, bildnerisch interpretiert
Gute Nacht
Gute Nacht
(Der Beginn der Winterreise in zwei der für mich besten Interpretationen)
Der Lindenbaum (Das Lied kennt doch jeder?)
Der Leiermann (Das berühmte Lied am Ende des Zyklus)
vom 18.03.2011, 20.02
Hast du das etwa auch gesehen?