Ausgewählter Beitrag
Bei Einbruch der Dunkelheit
Neues Theaterstück von Peter Turrini, geschrieben im Auftrag des Stadttheaters Klagenfurt.
In diesem Stück arbeitet der Schriftsteller einen Lebensabschnitt seiner eigenen Vergangenheit auf. Wer hier den kurz gefassten Inhalt liest wird auf einen 15-jährigen Dorfjungen stoßen und das ist Turrini selbst. Er hatte im Tonhof der Lampersbergs tatsächlich seine ersten Gedichte vorgetragen, darüber liest man sehr interesant hier. Wer Thomas Bernhards "Holzfällen" gelesen hat erinnert sich sicher an den Komponisten Lampersberg, der ja versuchte, das Buch mit gerichtlichen Mitteln zu verhindern.
Warum Turrini aber den Bezug zu realen Personen abstreitet verstehe ich nicht ganz. Es ist ja unzweideutig der Tonhof gemeint. Ich habe die Lampersbergs selbst ein wenig gekannt, in den letzten Jahren ihres Lebens besuchten sie immer unsere Konzerte wenn wir ein Werk von Gerhard Lampersberg im Programm hatten.
Das Stück stellt die Frage nach dem Ernst und den Wirkungsmöglichkeiten von Kunst in einer spätbürgerlichen Gesellschaft ...liest man überall in den Ankündigungen, aber für mich stand eher im Vordergrund was Turrini in einem Interview so darlegte:
"In 'Bei Einbruch der Dunkelheit' zeige ich eine ziemlich tragische Eigenschaft des Menschen, nämlich seine Fähigkeit, mit der Sprache Unglück zu schaffen, und zwar umso wirksamer, je umfangreicher er über die Sprache verfügt. Alle Figuren meines Stückes wollen eigentlich zueinander, aber sie schaffen ununterbrochen, mit jedem Satz, den sie äußern, das Gegenteil - nämlich Distanz, Verletzung und Schmerz. Diese Beobachtung von mir, die nun schon ein Leben lang dauert, dass wir alle Kinder der Sehnsucht sind, aber gleichzeitig Weltmeister der Zerstörung, ist für mich ein wesentlicher Aspekt dieses Stückes."
Tatsächlich wird die abgründige Konversation zum Selbstzweck, in einigen Sätzen merkt man, dass es ausgemacht ist niemanden zu schonen. Nur die Frau des Komponisten macht da nicht mit, daher ruft er ihr mehr als einmal "Idiotin des Positiven" zu. Ein verzweifelter Überdruss schwebt in der Luft, aber für den Zuschauer gibt es ständig viel zu lachen.
Die schauspielerische Leistung war großartig. Mir ist es passiert, dass ich eine gute alte Bekannte unter den Schauspielern nicht wiedererkannt hatte, so gut hatte sie gespielt. Dabei hatten wir einmal vor Jahren in einem großen Projekt monatelang zusammengearbeitet.
Es war ein wunderbarer Abend!
So soll's sein, solche Abende sind dazu da, genossen zu werden und es ist sooo schade, wenn irgendwas stört...
Mach dich auf in ein wunderschönes Wochenende mit vielen Sonnenstunden!!!
Huggels****
vom 04.02.2006, 09.18