Ausgewählter Beitrag

Über Entwicklungen in Gesellschaft und Welt.

In letzter Zeit male ich recht oft am Computer. Leider bin ich sehr untalentiert in meiner Vorstellung von dem was entstehen soll. In mir ist meist nur ein blinder Fleck. Aber ich fange einfach an. Und oft entsteht, womit ich mich gerade beschäftige.

Heute stellte ich beim Malen überrascht fest, dass ich im Grunde eine Optimistin bin! Und zwar in dem Sinn, dass ich immer annehme, etwas wird besser werden. Oder besser gesagt, unbewusst erwarte ich das. Und bin dann immer enttäuscht.

Schon in den 80gern erlebte ich zum ersten Mal, dass die so überaus positive Entwicklung im Österreich unter Kreisky nicht kontinuierlich weiter schreitet. Ganz im Gegenteil, so vieles entwickelte sich enttäuschend. Ich dachte damals bitter: Aha, "Reform" heißt nur noch selten Verbesserung, sondern umgekehrt, Rückschritt und Eliminierung des Guten. Zumindest beim Vertrauen auf die Selbstverantwortlichkeit des Arbeitnehmers. Überall entstand wieder neues entmündigendes Reglement, meist so, dass es jede persönliche Initiative nahezu verhinderte. Nein, es waren nicht alle Arbeitnehmer mitverantwortlich dass es so kam, nur ein paar und die trieben alle in neue autoritäre Strukturen!

Damals ahnte ich noch nicht, wie sehr dieser Prozess weiter gehen würde. Was in den späten 70gern freigekämpft worden war, unterlag nun dem kalten Management mit seiner fast zwanghaften Reform- und Optimierungswut. 
Und besonders fatal: Die nachkommenden Politiker kümmerten sich immer weniger um die alten erkämpften Werte. Stückweise ging die Ethik verloren, zum Beispiel bei den Sozialisten. Da kommen die anno dazumal schwer erkämpften moralischen Prinzipien ja gar nicht mehr vor! Und das rächt sich. Irgendwer in unserem Land wollte unlängst sogar die Menschenrechtskonvention "reformiert" haben! Da blieb mir die Luft weg!

Wir dachten doch, ist ein Konflikt mal überwunden, wird die Welt friedlicher. Oder dachte das nur ich?

Tja, ich erwische ich mich weiter bei der Vorstellung, dass die Weltstimmung besser werden wird, wieder aller Vernunft. 

Und was haben wir nun? Managertypen an den Regierungen und eine Menge böser Kriege. 

Hattet ihr das erwartet? 

Mir diesen Gedanken malte ich heute ewig an diesem Bild herum, dilettantisch zwar, aber voll innerer Notwendigkeit.



Es geht wieder einmal dunkel zu auf dieser Welt, der Mensch lernt seit den Neandertalern eindeutig nichts dazu.

Nickname 02.02.2024, 00.44

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Kommentare zu diesem Beitrag

5. von Bärenmami

@Tirilli
Deine Schwester hat durchaus auch recht. Als bei uns Frieden herrschte, gab es für die Franzosen Indochina und dann Algerien. Wehrpflicht war Kriegspflicht, der man sich nicht ungestraft entziehen konnte. Einen der letzten Prozesse gegen Verweigerer habe ich, völlig entsetzt und vorher in D umgeben von lauter Ersatzdienstleistern, fast live mitbekommen. Es war ein Kulturschock der „anderen Art“.
Aus dem Indochinakrieg ging der Vietnamkrieg hervor.
Wir selber waren historisch bedingt „außen vor“. Spätestens seit dem Grünen Fischer (der erste deutsche Kriegsminister seit Ribbentrop dank Afghanistan) hat sich das für Deutschland geändert.

Was mich sehr negativ berührt: in den Dokus und auch um mich herum sehe ich, daß die Entwicklung zu einem riesengroßen bevormundenden Regelwerk nicht nur durch das Pendel zwischen den Generationen erklärt werden kann.
Es ist auch ganz offensichtlich unsere eigene Generation, die da mitmischt und das Erreichte überhaupt nicht mehr zu schätzen weiß.

Daß der Umgang derber wird, beschäftigt mich auch. Und nein, es ist nicht nur das Zusammenprallen von patriarchalischen Strukturen und unserer freiheitlicheren Lebensweise, in der Frauen eigentlich endlich angstfrei leben können sollten. (Femizide sind auch in Frankreich und Spanien ein großes Thema, dort fast mehr im Fokus als bei uns).
Ich denke schon, daß diese gewaltorientierten bzw -verharmlosenden Computerspiele durchaus ihre Rolle spielen. Auch Filme werden immer „härter“.
Es wäre aber zu vereinfachend hier stehen zu bleiben. Die Gründe sind mit Sicherheit vielschichtiger.

Da ich nach wie vor viel zu viel Zeit zum Nachdenken habe, treibt mich das alles ganz schön um.

vom 04.02.2024, 18.47
4. von Tirilli

Ich staune, wie du, Bärenmami, alles so gleich wahrnimmst wie ich. Mit Ausnahme des Denkens in Konsequenzen. Ich bin aber, was den Optimismus betrifft, mehr bei Regina. die Tragik ist unter anderem, dass die Menschen nur für kurze Zeit aus der Geschichte lernen! Meine Schwester reagierte auf das Thema so: Nein, es war immer so, immer Kriege! Nur waren sie weiter weg von uns. Also ich weiß nicht. Wie ihr auch zu spüren scheint, ist die Gesellschaftsstimmung schlechter als früher. Aggressiver und irgendwie... derber?
Danke euch! Herzliche Grüße an euch beide! :h:

vom 04.02.2024, 12.36
3. von Bärenmami

@Regina
Es ist nicht nur die Gewalt, die ist die Spitze des Eisbergs. Jedes vermeintlich "gute" Ziel scheint heutzutage jegliches Mittel zu rechtfertigen.
Zwischendrin wie in einer Presse: der ganz normale Ablauf der Wirtschaft, das ganz normale Alltagsleben der Menschen, auch als Individuum.
Ich bin gelehrt worden, in Konsequenzen zu denken. Und wenn ich das mache, wird mir mehr als angst und bange. Da kommt mir leider jeglicher Optimismus abhanden. Schöne neue Welt?!

vom 04.02.2024, 10.57
2. von Regina

Es macht mir Angst, wie gewalttätig es zurzeit zugeht. Man könnte wirklich meinen, die Menschheit hat aus der Geschichte nichts gelernt!? Zurzeit entwickelt sich vieles in die falsche Richtung. Als Optimist hoffe ich aber trotzdem, dass wieder mehr gesunder Hausverstand eingesetzt wird und sich das Gute durchsetzen kann. Klingt ein bisschen naiv, ich weiß, aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

vom 04.02.2024, 02.21
1. von Bärenmami

Auch ich frage mich inzwischen, wo so Vieles geblieben ist. Man hat das Gefühl, daß es nur noch Regelwerke gibt, die einzuhalten sind, je mehr, desto besser. Damals ging es drum, sich aus dem Korsett der Regeln zu befreien, jetzt geht es nirgendwo mehr ohne. Und ja, Ethik steht nicht mehr ganz oben auf der Liste, wird aber gern in den Mund genommen, ohne Taten folgen zu lassen.

Woher die Verrohung und die Gewaltbereitschaft innerhalb der Gesellschaft und quer durch alle Schichten kommt, kann ich mir kaum erklären. Und wie kann es sein, daß Gewalt gegen Frauen wieder dermaßen aufflammt? Wo bleibt ein zivilisierter Umgang miteinander? Mit dem Bild von den Neandertalern liegst Du nicht wirklich daneben, leider.

Mangels anderer Aktivitäten schaue ich mich durch die verfügbaren Dokus der Mediatheken durch - erschreckend, welches Gedankengut da in Kreisen der Bevölkerung und der Politik so aufgedeckt wird.

vom 02.02.2024, 16.53