Ausgewählter Beitrag
Über Kritikfähigkeit und Harmonie
Der folgende Stoßseufzer wird vermutlich viel öfter gedacht als dann auch tatsächlich ausgesprochen:
Hätt ich nur nichts gesagt.
Heute begegnete ich solchen Worten wieder und das animierte mich zu diesem Beitrag.
So einen Satz kann man natürlich auf verschiedene Weise deuten. Aber meist sagt man ihn wohl, wenn man eine gewisse Aufgeregtheit bei den anderen lieber vermieden hätte.
In der Bloggergegend, in der ich mich befinde, herrscht sehr viel Harmonie. Heilige Harmonie herrscht hier und die hat schon mal jemanden verleitet, Blümchenbloggerharmonie zu sagen.
In anderen Blogrunden ist das ganz anders. Umgekehrt ist es manchmal! Gift und Galle wird verteilt, stressiges Schlachtengetümmel, jedes Wort wird verdreht und übertrieben ausgedeutet. Oder man pflegt genüsslich sarkastischen Humor, Spott und Ironie. Jedenfalls ist man in vielen Ecken nicht so vorsichtig wie hier. Ich bin natürlich froh, wie es hier ist! Hier fühle ich mich wohl!! Die Bösartigkeiten in einem bestimmten Forum, damals vor meiner Bloggerzeit, haben mir mehr als gereicht!
Warum findet man so selten die goldene Mitte?
Jetzt provoziere ich einmal absichtlich:
Ich finde, auf die wahre Meinung zugunsten einer gewissen Nettigkeit zu verzichten, heißt unecht sein, manchmal heißt es sogar falsch zu sein, heißt fade angepasst sein, maskenhaft um des lieben Friedens willen.
So, das war jetzt natülich etwas übertrieben. Denn es ist gut, wenn man versucht, nicht zu verletzen.
Das Problem liegt da: Man ist zu leicht verletzbar!
Wie findet man den richtigen Ton, wenn man anderer Meinung ist? Wie sagt man es, ohne vor den Kopf zu stoßen?
Beides haben wir nicht gelernt: Etwas zu sagen und etwas einzustecken.
Es fällt mir in dieser Harmonieecke mehr auf als im täglichen Leben. Oft lese ich zwischen den Zeilen, wie ein an sich kritischer Kommentator Sätze an mich vorsichtigst in Watte packt und sicherheitshalber auch noch Lob und Streicheleinheiten anhängt. Dann denke ich immer, hallo, du hättest mehr sagen können, ich halte Kritik doch aus!
Wir müssen lernen, Gegenmeinungen anzunehmen und sie auszuteilen ohne verletzend zu sein. Indem wir lernen, dass unsere Fehler uns nicht minderwertiger machen.
Ob dieser Beitrag im Umgang mir gegenüber etwa etwas ändern wird....?
Ach, hätt ich jetzt nur nix gesagt.....
Das war doch nicht etwa auf mich bezogen?
Also eins vorweg: "So schnell fühlt sich ein Psychologe nicht verletzt, oder???" ... Die Fragezeichen können weggelassen werden ;)
Die Aussage "Hätt ich nur nix gesagt" von mir bei Renate war auch nicht ernst gemeint, wie sich hoffentlich erschlossen hat. Wer alles ernst nimmt, was ich so von mir gebe, ist selber schuld
Eine ernsthafte Anmerkung will ich aber noch loswerden: Das gegenseitige öffentliche Kommentieren kann dazu verleiten, dass man sich gegenseitig angenehme Rückmeldungen gibt, was natürlich erst einmal einen positiven Effekt auf die Stimmung hat, aber in bestimmten Dingen nicht weiterbringt. Dann wenn es darum geht, sich in irgend einer Sache "fachlich weiterzuentwickeln" - das kann etwas Künstlerisches sein wie Malen oder Schreiben oder auch Fotografieren... Ich bin nebenher noch in einer - Fotocommunity, die jemand anders von hier auch kennt ;) - wo das von den Rückmeldungen sehr durchmischt ist, einerseits "Streichelzoo", andererseits sehr kritische Kommentare... nicht alles davon immer annehmbar aber trotzdem wichtig... Es ist wichtig, dass man lernt, selbst sachlich zu kritisieren (das Verhalten, das Wie und nicht die Person, und immer auch potentialorientiert = nicht: Das wirst Du nie schaffen!), aber auch dass man lernt, mit harter Kritik umzugehen... Das heißt allerdings nicht, dass man jede Anmerkung nun gleich umsetzen muss - "Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann."
Liebe Grüße
Falk
vom 29.03.2007, 08.52