Jeden Tag ein anderer Liegeplatz am Meer heißt jeder Tag ist wie neu. Das war unsere Devise. Wir hatten diesmal einen Platz über den Felsen gefunden. Mit schöner Sicht aufs Meer. Es war ein nur kleines Plateau, aber groß genug für zwei Liegen und die Badetaschen. Auf der Seite, wo andere sich aufhalten hätten können, war es begrenzt von dem dicken Stamm der Pinie, die uns milden Schatten gab. Froh machten wir es uns bequem und begannen zu lesen. Nach nur kurzer Zeit schob meine Schwester aber ihre Liege weiter zurück, es war ihr doch zu zugig.
Binnen Sekunden war der Platz neu belegt. Eine ältere Deutsche hatte blitzartig ihren Campingsessel hergezogen und stellte ihn ganz nahe, ich empfand die Tabuzone als überschritten. "Ich hoffe, das stört Sie nicht, aber das ist seit Jahren unser Platz!" Ich schüttelte so minimal es ging den Kopf und schwieg.
Nun holte sie zwei winzige Holzstühle und quetschte sie daneben. Zwei kleine Buben, wohl noch nicht dem Kindergarten entwachsen, hatten dort Platz zu nehmen. Sie drückte ihnen ein kleines Kinderbuch in die Hand und sprach mit hochgehobenem Zeigefinger: "Und nun keinen Mucks! Hier sind ja schließlich Erwachsene, die ihre Ruhe haben wollen"
Da saßen die Kinder nun mit ernster Miene und machten tatsächlich keinen Mucks. Rechts von ihnen offensichtlich der Opa. Hingegossen auf seiner Liege, ins Leere starrend.
Ich war über diese Behandlung der Kinder entsetzt und fühlte mich in dieser negativen Stimmung immer unwohler, erst recht, als diese Frau auch noch mit Small Talk begann. Fluchtgedanken überfielen mich.
Es dauerte noch ein bisschen, bis ich mich endlich erhob, die Bübchen saßen immer noch reglos da und sahen in ihr gemeinsames Büchlein.
Als ich zusammen packte, konnte ich es mir mit nur schwer unterdrücktem Grimm nicht verkneifen: "Ich mache Platz! Damit die Kinder Kind sein dürfen!" und zeigte mit einer großen Handbewegung über den frei gewordenen Kies.
Da ließ sich der Opa vernehmen. "Ich hab ja schließlich auch ein Recht auf meine Ruhe!" schnauzte er mich an.
Sprachlos machte ich mich davon und ärgerte mich, weil ich nicht wenigstens einen Satz über die Wichtigkeit einer geglückten Kindheit geäußert hatte.
Von nun an mieden wir diese Stelle. Aber immer, wenn wir auf unserem Weg vorbei gehen mussten, sahen wir die Silhouetten dieser Buben, das gleißende Meer im Hintergrund. Stets saßen sie auf ihren Stühlchen, ein Büchlein in der Hand.
oh mein gott, was für arme kinder! *heul*
was waren denn das für säuerliche großeltern?!
da bin ich froh, dass es bei uns lustig und turbulent zugeht mit den enkerln und wir das genießen. jubeltrubelheiterkeit.
vom 28.09.2017, 20.01