Ausgewählter Beitrag
Über den Blick nach innen
"Grabe in der Tiefe deiner Seele, denn in ihr ist die Quelle, und sie vermag nur zu sprudeln, wenn du nach ihr gräbst!"
Marc Aurel (121 - 180)
Interessante Gedanken darüber liest man hier unter der Überschrift "Wo alles von außen kommt..."
Dort steht auch ein Satz der mir zu denken gab:
"In der Tiefe zu schürfen erfordert Zeit; wer möchte sie opfern?"
Opfer! Wird diese Zeit denn als das empfunden? Ich versuche das nachzuvollziehen. Viele laufen vor sich selbst davon sagt man. Aber wie begann das? Vielleicht durch das Gefühl, nie zu genügen? Hat Erziehung im ursprünglichen Sinn des Wortes so viel Selbstverständnis entzogen?
Ich denke mir, das unruhige und von Pflichten vollgestopfte Leben macht nötig, Gedanken die man nur begonnen hat in eine hintere Ecke zu schieben um sie für ein andermal aufzuheben. Allmählich wird diese Gedankenschatulle so voll, dass man sich kaum noch daran wagt sie aufzuräumen. Und irgendwann meint man vergessen zu haben was da so alles war. Müssen das denn unbedingt immer Gespenster sein, wie Osram Unke meint? Vermutlich doch, wenn man noch tiefer gräbt. Aber bei jedem??
Osram Unkes Schlusssatz finde ich aber überzogen. Er schreibt absichtlich provokant aber vermutlich mit einem Augenzwinkern:
"Es gibt nur einen Weg zum Glück: die Betäubung! Oder das Bloggen! Ich blogge, also bin ich!"
Hey, Osram, bloggen ist immer wieder genau das Gegenteil. Sieh mal, die Leute schreiben wieder! Wer hätte das gedacht?
Dass ich selbst schreiben werde hätte ich mir früher nicht träumen lassen! Ich konnte es nie, wollte es nicht, es war immer eine leidige Arbeit.
Schreiben erfordert, die Gedanken auch mal fließen zu lassen, so schnell ist ein Beitrag nicht verfasst. Wie ein Bächlein das sich zaghaft einen Weg durch die karge Landschaft sucht ist das, es kann sich Moos ansiedeln und ein neues Biotop entsteht vielleicht.
Toll, wie Du das alles so auseinander und ineinander zitierst.
Ich bin kein Poet, wenn ich die Gedanken mal so fließen lasse, fällt mir neuerdings nur Äppliges ein (auch jetzt!!!!)... (warum hast Du keinen Engelsmilie?). Ich blogge halt mit Äppeln. Is' das pervers? Aber ist mir schnurz.
Im Ernst: Egal, womit man sich 'betäubt' - mit Worten oder Pixeln oder mit beiden.. Das Wort 'betäuben' ist treffend und irreführend zugleich... Es (das Bloggen) ersetzte viel mehr etwas, was man bisher nicht konnte: Worte schreiben, die früher nie gelesen wurden, Pixel gestalten, was bisher keiner sah. Einfach Freude haben. Zeit die man sich nimmt oder abzwackt für Dinge, die man schon immer gern tun wollte. Dann spielt auch die Zeit keine Rolle. Denn Du 'opferst sie nicht wirklich, sondern Du tust es für Dich selbst, weil es Dir Spaß macht. Das ist das Gute daran. Mein Gott, jetzt brauchte man Zeit, zu erklären, weshalb man sich doch nicht als egozentrisch sieht... Ich gehe mal lieber in die Koje jetzt.
Hab ein schönes Wochenende,
Karin
vom 17.02.2006, 00.27