Ausgewählter Beitrag

Ghetto

"...je kräftiger das Theater an Tabus rüttelt, desto unterhaltsamer muss es sein. Und je gefährlicher Theater ist, desto mehr unterhält es."
Joshua Sobol

Ich war heute ungern und mit Furcht vor dem zu erwarteten Grauen in das Theaterstück "Gettho" von Joshua Sobol gegangen. Und mit dem Gedanken, so etwas doch nicht mehr sehen zu müssen, hatte ich mich doch während des Studiums mit allen Schrecklichkeiten dieser Welt recht ausgiebig befasst um diesen Teil des Lebens verstehen zu lernen.
Außerdem gab es schon letztes Jahr ein Stück mit demselben Thema im Abo, immer und immer wieder?

Aber es wurde ein für mich wertvoller Abend. Eine bessere Inszenierung für dieses zu recht berühmte Stück über das man hier nachlesen kann, ist für mich überhaupt nicht vorstellbar. Die Regie hatte übrigens Joshua Sobol selbst übernommen. Und wie es im Eingangsszitat steht, das Stück war auch unterhaltsam, oft allerdings auf schreckliche Weise, es ist das Lachen im Hals stecken geblieben.

Es wirkten ausgezeichnete Schauspieler mit, allen voran eine junge Schauspielerin die unglaublich berührend die Puppe ihres bauchredenden Puppenspielers darstellte. (Auf der neuerdings wenig informativen Webseite des Stadttheaters Klagenfurt konnte ich leider nicht herausfinden, wie sie heißt) Aber auch die Darstellung des ambivalenten Nazi beeindruckte sehr. In seinem Verhalten war schon vorweggenommen, wie er sich später als Zivisilst von jeder Verantwortung wegstehlen wird.

Am Ende lud dieser Kommandant die Theatertruppe des Ghettos zum Dank für ihre Aufführung freundlich zu Brot und Marmelade ein, doch während sie sich zaghaft der Speise zuwandten, erschoss er sie alle mit einer einzigen Salve aus einem heimlich gereichten Maschinengewehr.
Dieses Bild wird mich noch lange verfolgen.......

"Ghetto" im Stadtheater Klagenfurt

Nickname 16.02.2008, 02.19

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Kommentare zu diesem Beitrag

1. von Claudia

Beim Lesen dieses Beitrags fiel mir unwillkürlich dieser Film ein:
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was die Menschen damals betrifft:
wir wissen was geschehen ist und wie es ausgegangen ist.

Zu Recht wurden die Befehlsempfänger vor Gericht gefragt, warum sie nicht auf ihr Gewissen gehört haben, das ihnen doch gesagt haben muß, welch ein riesiges Unrecht gegen Moral und Menschlichkeit es ist solche Befehle auszuführen. Wieviel Mut es aber erfordert hat auf sein Gewissen zu hören und den Befehl zu verweigern, wenn schon die Weigerung den Hit*ler*Gruß zu gebrauchen schwerwiegende Folgen hatte. z. B. Verlust des Arbeitsplatzes, Verweisung von der Schule siehe:
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ich frage mich oft, ob ich den Mut gehabt hätte auf mein Gewissen zu hören und dafür evtl. ebenfalls ins K.Z. zu kommen, möglicherweise sogar mein Leben zu verlieren.
Es redet sich so leicht, wenn man nicht in der Situation ist.
Schau Dich doch um, wie oft heute Menschen aus welchen Gründen auch immer Augen, Ohren und Mund verschließen vor dem Unrecht, dass täglich geschieht.

Die Erinnerung an die Vergangenheit wachzuhalten ist nutzlos, wenn es nicht gelingt, das Bewußtsein dafür zu wecken, dass auch wir uns täglich verweigern müssen jemanden Unrecht zu tun oder es geschehen zu lassen.

Drum wollt ich wenigstens zu diesem Thema etwas kommentieren auch wenn es Zeit kostet und schwierig ist die rechten Worte zu finden.

Danke für solche Beiträge!
Liebe Grüße
C.

vom 17.02.2008, 14.48