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Heimat

Es gab einmal eine Zeit, da dachte ich, ich würde an diesem kleinen Fleckchen, das ich als den Kern meiner Heimat empfand, zu sehr hängen. Ich meine die Gegend um mein Elternhaus, es steht nahe am Wörthersee.
Noch als ich dort schon lange nicht mehr wohnte, steckte ich innerlich, wenn ich vorbei fuhr, jedesmal eine Grenzen ab, ab der ich sentimental wurde. Zu klein, dachte ich, ich darf mich nicht so binden, es ist nicht gut für mich.
Aber es ist auch wirklich das allerschönste Fleckchen das man sich denken kann. Sonnige nach Süden weisende Hügel brechen sich im hellen türkisfarbenen See.. hier sieht man das, dieses Foto entstand aber einen Kilometer weiter westlich.
"Mein" Stückchen sieht, vom Ufer aus gesehen, so aus:

281006bartltreetb.jpg

Von hier bis zu der Bucht da hinten verbrachte ich ab dem 13. Lebensjahr meine Freizeit. Die Bucht zeigt nach südwesten und ist wunderschön. (Hier und hier zu sehen, oder hier im leuchtenden Abendrot, auch gemalt... ihr seht, ich hänge dran...)

Genau so sehr hing ich am Elternhaus. Es war unseres, meins, das Zentrum, das A und das O und niemals war denkbar, dass es einmal anders werden könnte.

Doch dann kamen schlimme Jahre. Meine Mutter erkrankte schwer, 13 Monate ging ich mit ihr, begleitete sie auf ihrem Weg durch die Hölle ihres Leidens. Zum Sterben holten wir sie heim. Danach lebte mein Vater noch sieben Jahre allein in dem Haus. Nun depressiv, sehr schwierig und sehr selbstbezogen, war er nun fast ein Pflegefall und ohne mich wäre es nicht gegangen. Gott sei Dank wollte er im Haus bleiben, wäre er zu mir gezogen, ich glaube ich wäre zugrunde gegangen, so wenig ertrug ich seine Nähe. Aber ich war trotzdem täglich für ihn da, aus Pflichtgefühl und aus Mitleid. Ich hätte es auch getan, wenn die sterbende Mutter uns Kinder nicht darum gebeten hätte. Jedes Wochenende gehörte ihm. Dort im Haus fand ich ihn mehrmals am Boden liegend, Schlaganfall oder Herzinfarkt, das Leben wurde für uns beide sehr beschwerlich.
Einmal schrieb ich übrigens schon kurz über das Haus, ein Foto mit dem schönen Seeblick: hier

Nun steht das Haus leer und ich weigere mich, auch nur einen Fuß hineinzusetzen. Ich ertrage die Aura dort nicht, die dunklen Erinnerungen, all dem weiche ich aus.

Und doch, es tat trotzdem sehr weh, als ich das sah:

              Mein Elternhaus

Nickname 04.02.2007, 21.06

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Kommentare zu diesem Beitrag

6. von Eveline

Das glaub ich dir gerne, dass es schmerzt.....
Für das Haus ist es besser, wenn wieder "Leben" reinkommt und euch wird die "Finanzspritze" auch gut tun, dann kannst dein Häuslein wieder a bisserl richten...

Mir würde es auch sehr schwerfallen, hier wegzugehen, deswegen wird sich diese Frage (in ferner Zukunft, hoffe ich) auch mir stellen und mir graut's jetzt schon, man hängt so dran...

Drück dich lieb *knuddddel*
Eveline

vom 05.02.2007, 09.58
5. von Renate

Liebe Tirilli,
ja, es schmerzt, sein Elternhaus zu verlieren. Ich hab es erst nach 15 (!) Jahren geschafft, wieder daran vorbeizufahren, nachdem es verkauft war.
Und für dich ist es ja noch um ein Vielfaches schlimmer, weil du auch noch im gleichen Ort wohnst.
Ich hab mir schon oft gedacht, ob es nicht am besten für dich wär, wenn du ganz neu an einem anderen Ort, z.B. in Klagenfurt, anfängst? Ja, ich weiss, die Frau Schnuzl ....
Liebe Grüße
Renate

vom 05.02.2007, 07.59
4. von Frau Waldspecht

Und aus diesen Gründen sind wir froh, dass wir das Haus von Uli's Eltern nicht verkauft sondern komplett renoviert haben und uns heute darin sehr wohl fühlen ...
Home sweet home ...

Einen See haben wir auch fast vor der Haustüre, leider fehlen die roten Tretboote
Liebe Grüße, gut's Nächtle, Anette
(Ja, du hast richtig gelesen, heute geh ich früh zu Bett. Der Vorsatz ist
da :) )

vom 04.02.2007, 23.12
3. von Eva

Ach ((((Tirilli))) .... und ich dachte 2007 wird leichter als 2006, aber es ist wohl nicht so .... LG von Eva
(ich denke an Dich!!)

vom 04.02.2007, 22.57
Antwort von Nickname:

Liebe Eva, danke für´s Umarmen! Aaaber. 2006 war eh gut, wirklich gut! :-))
Das mit dem Haus ist schon länger so, mit dem kann ich eh recht gut umgehen!

Danke nochmal und dir alles Liebe!!
2. von gitte

Liebe Tirilli,
meine Heimat ist momentan auch nicht da, wo ich momentan lebe. Ich bin immer seht starken Gefühlsschwankungen ausgesetzt, wenn ich "nach Hause" fahre. Viele Erinnerungen werden jedesmal wach. Und vor den Entscheidungen, die die Zukunft bei mir auch bringen werden, vor denen hab ich jetzt schon Angst...
liebe Grüße
Gitte

vom 04.02.2007, 22.08
1. von vonferdl

für alle, die es noch nicht wissen: die tretboote liegen dort, wo der bartl den most holt! :D

vom 04.02.2007, 21.50