Ausgewählter Beitrag

Interventionitis, ein österreichisches Phänomen

Heute mal wieder etwas aus meinem Berufsalltag

Mit viel Tempo war die Sekretärin in mein Unterrichtszimmer hereingestürmt.
"Du sollst sofort im Hauptbüro anrufen!" rief sie aufgeregt, "sofort, jetzt gleich! Es geht darum, dass du eine neue Schülerin aufnehmen musst."
Aha, Vitamin B (Beziehung) dachte ich verärgert und blieb ruhig sitzen. Aber ich sagte vor den Schülern nichts darüber, nur "Später, ich kann ja deswegen jetzt den Unterricht nicht abbrechen, oder?"

Ich rief auch später nicht zurück und ließ mir dafür ein paar Tage Zeit. Nonverbaler Widerstand im Beamtenstil. *g*
Sowas kommt ja fast jedes Jahr zu Schulbeginn vor, bei mir beißt man damit aber auf Granit. Schließlich gibt es eine lange Warteliste von Schülern, die die Aufnahmsprüfung bestanden hatten.
Außerdem will ich keine Überstunde haben, sie wäre ja für den Theorieunterricht dringend nötig gewesen, da habe ich nämlich zu große Gruppen die geteilt gehörten, wenn schon, dann würde das vorgehen, aber ich wollte eben keine.

Bei der nächsten telefonische Invention kam ich leider nicht aus, ich stand zufällig gerade daneben. Nach längerem Hin und Her ließ ich mich zu einem "eventuell" überreden, es gab dann einen Grund den ich akzeptierte und der war nicht, dass es sich um die Nichte des Kons.ervatoriumsdirektors handelt.
Aber dann rührte ich mich wieder eine Woche nicht. Nicht stiller Protest diesmal, sondern das nun notwendige Umorganisieren des Stundenplans war der Grund.
Dann kam der Anruf der Mutter direkt bei mir zu Hause:
"Was ist nun, wird meine Tochter jetzt genommen oder erst später oder gar nicht?" 
"Wissen Sie, es geht jetzt noch darum, dass man nur ein Stundenausmaß von 25 Minuten vorgeschlagen hat, da kämpfe ich noch dagegen an, so kurz ist das doch fast sinnlos."
"Nur 25 Minuten? Kommt ja gar nicht in Frage, das will ich nicht! 40 will ich haben!"
Oha, was für ein Ton.... typisch für jemand mit Interventionitis... ich freute mich natürlich nicht sehr auf die neue Schülerin. Aber sie bekam dann doch ihre gewünschte Zeit. 

Mein nächster Anruf bei der Mutter galt der Mitteilung, dass die ausgemachte Stunde leider entfallen muss, weil ich krank sei. Es kam nur ein kühles "Ach so", mehr nicht. Kein Dank für den Anruf wie sonst üblich, keine Besserungswünsche, nichts.

Heute hatte die Schülerin nun ihre erste Stunde. Die Mutter kam mit, beide waren ausgesprochen nett und die Stimmung wurde freundlich bis herzlich.

Aber ich bleibe wachsam, Vertrauen erwecken solche Nettigkeiten in mir nicht... sie könnten reine Berechnung sein.

Nickname 15.12.2008, 23.21

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Kommentare zu diesem Beitrag

2. von katinka

Dumm wenn solche Eltern nicht mal merken, dass sie für ihr Kind damit nicht gerade den Grundstein für einen guten entspannten Start legen. Obwohls ja gar nix dafür kann ... aber der negative Hintergedanke ist erst mal da ...

Ich hätte nicht anders reagiert wie du
nämlich: Passiv - aggressiv! :D :D :D bezeichnend für meine Persönlichkeit *lol* :D :D :D

*ganzliebdrückfünfmalundnochmasieben*
Üchebusserls :-)

vom 17.12.2008, 15.35
1. von Eveline

"Nonverbaler Widerstand im Beamtenstil" *LOOOL* :D

Hoffentlich geht's 'freundlich bis herzlich' weiter...!!

Busserls, Eveline



vom 16.12.2008, 08.55