"Auch zu lieben ist gut: denn Liebe ist schwer. Liebhaben von Mensch zu Mensch: das ist vielleicht das Schwerste, was uns aufgegeben ist, das Äußerste, die letzte Probe und Prüfung, die Arbeit, für die alle andere Arbeit nur Vorbereitung ist. Darum können junge Menschen, die Anfänger in allem sind, die Liebe noch nicht: sie müssen sie lernen. Mit dem ganzen Wesen, mit allen Kräften, versammelt um ihr einsames, banges, aufwärts schlagendes Herz, müssen sie lieben lernen."
Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)
Aus einem Brief an Franz Xaver Kappus 1904
Ausgerechnet er, war da mein erster Gedanke.
Denn eine dauerhafte, echte Liebe empfand Rilke ja wohl zuallererst für sich.
Ich mag seine Gedichte sehr, aber als Mensch wäre es schwierig gewesen ihn so zu lieben, wie er es postuliert. Verehrung und Liebe sind zweierlei.
Es wird auf den alten Unterschied zwischen Verliebtheit und Liebe angespielt. Zuerst und vor allem in jungen Jahren, aber nicht nur, ist da die Verliebtheit, die so manches ausblendet, und manchmal entwickelt sich daraus die allumfängliche Liebe.
Was die Liebe im Vergleich ausmacht, ist für mich das Annehmen der anderen Person (es muß nicht unbedingt ein Partner sein), mit allem, was sie ausmacht. das "in guten wie in schlechten Tagen". Besonders eindrucksvoll ausgedrückt in dem Film "a beautuful mind" über den späteren Nobelpreisträger John Nash, der schizophren wurde. Seine Frau hat immer zu ihm gehalten und ihn unterstützt. Auf die Frage, wie sie das aushält, sagt sie (sinngemäß): Ich sehe ihn an und dann sehe ich für einen Augenblick den Menschen, wie er war.
vom 08.01.2025, 09.42