Ausgewählter Beitrag

miserabel

Wir waren heute im Theater und sind in der Pause gegangen.

Gegeben wurde das Musical Les Misérables.

Was jetzt kommt wird heftig und ich bitte diejenigen unter meinen Lesern, denen das Musical gefällt, sich nicht etwa vor den Kopf gestoßen zu fühlen. Ich kritisiere nicht die, denen das Werk gefällt! Denn jeder setzt ja in seiner Wahrnehmung andere Schwerpunkte und was für die einen gut ist, ist für die anderen eben nichts.

Für mich ist das Libretto von Alain Boublil dieses Musicals das geistloseste, dem ich jemals begegnet bin. Das hat Victor Hugo wirklich nicht verdient! Seichteste Dreigroschenroman-Sentimentalität garniert mit unechtem Pathos, so wie klein Lieschen sich die Welt vorstellt, purer Kitsch! Das war es jedenfalls für uns und wir litten uns bis zur Pause durch und haben dabei bestimmt so einige Sünden abgebüßt. Was sowas in einem Kuturtempel zu suchen hat, das frage ich mich wirklich! Und der schön gewandete Mittelstand unseres Städtchens gab sich dem brav hin, ist ja sogenannte Kultur. Leute, die ansonsten vermutlich keine Dreigroschenromane lesen blieben auch über die Pause hinweg, ich frage mich was sie wohl dachten? Wenn auch der Applaus verhalten war, sie blieben...

Die Musik, naja, manche mögens, warum nicht. Für uns waren es immer die gleichen Klänge, die Solonummern einschläfernd, keine Highlights. Kann ja sein, dass im 2. Akt irgend ein Schmankerl verborgen war, da waren wir aber schon weg.

Geistloser geht es nicht mehr und trotzdem bekam das Musical 50 internationale Auszeichnungen und gewann 8 Tony-Awards, also den „Oscar“ der Musical-Szene.

Die Inszenierung kam an, die Kritiken sind durchwegs positiv. Ja, sie war in Ordnung, aber das half auch nicht über den Stumpfsinn hinweg.

Ehrlich, ich fasse das nicht!

Nun, ich gebe zu, das ist eine sehr böse Kritik. Aber ich finde, es muss auch mal gesagt sein was man denkt, und zwar gerade, weil das Ding ansonsten so sehr hochgejubelt wird. 

Nickname 21.03.2009, 00.13

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Kommentare zu diesem Beitrag

4. von Veety

Ja, ich fühle es dir nach. Aus musikalischer Sicht hätte man LM ohne Schwierigkeiten auf maximal 30 Minuten kürzen können (was immer noch besser ist als Wagners RdN, das mit 20 Minuten noch gut bedient wäre).

Das Libretto, naja, aus der so genannten E-Musik bin ich ziemlich schwachbrüstige Texte gewohnt, so war ich nicht ganz so enttäuscht.

Gefallen hat mir die Inszenierung inkl. der Bühnenaufbauten und Kleiderausstattung des Ensembles.
Aber was hilft das alles, wenn der Rest eher schwach ist? Kann dich gut verstehen, dass du es nicht bis zum Ende ertragen konntest.

Zu schade, dass (in allen Bereichen des Lebens) eine nichtssagende Mittelmäßigkeit um sich greift. Kommerz hat eben seinen Preis. Nicht nur in der Kunst.

Veety :cool:

vom 22.03.2009, 11.45
Antwort von Nickname:

Hallo Veety! Welch Überraschung von dir wieder mal zu lesen! Danke! Freut mich, dass andere auch so denken!
Ich hoffe, es geht dir gut! Magst nicht wieder bloggen? :o)
Liebe Grüße!
3. von Barbara

Diese ganze Musical-Hype dient doch hauptsächlich dazu,den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Busweise werden hier die Menschen durch die Republik gekarrt, mal hierhin, dann dahin....Kulturbutterfahrten...

Leider kann man eben viele gute Vorlagen auf eine seichte "Dreigroschenromantik" zusammenstreichen, ein paar Takte Lala dazu und viel Werbung.

liebe Grüße
Barbara


vom 21.03.2009, 06.57
2. von Lucie

Hallo Tirilli,
ich bin ganz deiner Meinung. Auch im 2. Akt hast du/ihr nichts verpasst! Ich habe das Musical in Berlin gesehen, war total enttäuscht davon. Zum Glück hatten wir eine kostenlose Karte, sonst hätte ich mich noch mehr geärgert!

Da gibt es aber sehr viel bessere Musicals!

Schönes Wochende :-)

vom 21.03.2009, 01.54
1. von Josi

moin, moin.

ist vollkommen okay so und ich freu mich, dass ich mal lese, dass es nicht immer nur mir so ergeht.
es gibt so einige kunststücke, wo ich nur staunend stehe und mich frage, ob ich irgendwie gerade einmal das falsche zeitfenster erwischt hätte, weil's jeder andere ach so toll findet.

kunst und kritik, keiner traut sich mal wahrheit zu sprechen. oder besser gesagt, kaum einer traut sich.
als ich das zum ersten mal gemacht habe, habe ich damit vor 21 jahren die trauung aufs spiel gesetzt. pfft, dass der pfarrer ein guter freund von beuys war, kratzte mich herzlich wenig. wobei, ich hätte vielleicht mit meiner kritik bis nach " .. erkläre ich euch hiermit zu mann und frau .." warten sollen. :D

vom 21.03.2009, 00.21