Ich zur Klavierlehrerin: "Dieser kleine Wifzack da in deiner Klasse, der hat schon was drauf." (Es geht um den 8-jährigen über den ich mal
schrieb)
Sie: "Findest du?" und dann zieht sie ein ein langes Gesicht.
Ich: "Doch, der ist wirklich ein starkes Persönchen"
Sie: "Heute kam der und meinte stolz, er könne schon dieses Weihnachtslied da am Klavier, habe er sich selbst beigebracht. Nur mit der rechten Hand hat der das dann vorgespielt, nur einstimmig bitte! Da habe ich dem gesagt: Na und? Das ist doch wirklich nichts besonderes! Da hole ich dir jeden
Dodel von der Straße und der macht dir das mit links vor! Das was du da machst ist wirklich nichts besonderes! Mit zwei Händen, mehrstimmig, DAS wäre lobenswert gewesen!"
Die Reaktion der Klavierlehrerin gefiel mir nicht und machte mich nachdenklich. Denn eigentlich schätze ich sie sehr, beruflich wie privat, wir verstehen uns ganz ausgezeichnet.
Aber wie kann man nur einem kleinen Achtjährigen seinen Enthusiasmus gleich so sehr austreiben? Man muss doch froh sein, dass er von sich aus tut! Und begeistert auch noch! Da kann man doch einhaken und diese Begeisterung für weitere Leistungsschritte nützen!
Ich hätte gelobt und Freude gezeigt...... aber.....
Aber heute war ich mir dann plötzlich meiner nicht mehr sicher. Schließlich ist die Kollegin eine erfolgreiche Lehrerin! Lobe ich vielleicht doch manchmal zu bald? Ich dachte an das Blogthema von gestern. Da stand:
'Lob, falsch gesetzt, kann kontraproduktiv sein'. Vielleicht bin ich zu weich....? Schließlich, die Welt in die die Kinder wachsen, wird hart sein.
Ich las mal in einem interessanten Buch, dass Mütter den Umgang mit ihren Kindern unbewusst den aktuellen Gesellschaftsbedingungen anpassen.
Bin ich, vor lauter Enthusiasmus, den Kindern im Moment gut tun zu wollen, etwas betriebsblind geworden?
Und doch, ich muss echt bleiben, muss tun wie ich empfinde...
Liebe Tirilli,
jetzt lese ich schon über ein Jahr sehr regelmäßig und genüßlich Deinen Blog. Über den heutigen Beitrag bin ich so nachdenklich geworden, dass ich zum ersten Mal auch einen Kommentar abgeben muss: Was diese Kollegin (bin auch Musiklehrerin) da mit dem Kind gemacht hat, spottet ja jeder Beschreibung: Viele Schüler sind heute nicht in der Lage, sich selbst etwas beizubringen. Und für so einen kleinen Menschen ist es ja doch etwas Großes, ein Lied in der rechten Hand einzustudieren. Und genau das ist meines Erachtens das eigentliche Ziel jeden Unterrichts- selbständige Menschen hervorzubringen. Ich selbst war auch eine viel zu brave, angepasste Schülerin; meine eigentlichen Begabungen hielt ich schön zurück, weil sie nicht in den Unterricht passten. Heute finde ich das sehr schade und versuche, die Schüler zu ermutigen und zu motivieren, Neues auszuprobieren und ihre eigene Kreativität einzusetzen. Du, liebe Tirilli, bist auf dem richtigen Weg mit Deinen Schülern und überhaupt gefallen mir Deine Gedanken zur Musik immer sehr!
Liebe Grüße aus Bayern,
Bibi
vom 08.12.2007, 00.52