Ausgewählter Beitrag

Sterbehilfe


Unabhängig von meiner Meinung über Sterbehilfe im Fall Terri Schiavo ist es mir ein Bedürfnis, hier mein Abscheu über die Heuchelei Bushs und die seiner meist evangelikalen Anhänger niederzuschreiben.
Ein Mann der viele tausende Menschen auf dem Gewissen hat, akklamiert von vermeintlichen Christen, die das Alte Testament vor christliche Mitmenschlichkeit stellen, gibt sich hier betroffen und spielt sich als Anwalt des Lebens auf. Einer, der Menschen wie Carla Faye Tucker die Begnadigung verweigert und sie in den Tod schickte, wagt es, den Moralapostel zu markieren.

Für alle die mit dem Namen nichts anfangen können:
Die 38jährige Carla Faye Tucker wurde 1999 im Namen des Volkes von Texas durch Injektion eines Giftes hingerichtet.
Es lässt sich nicht beschönigen: Sie hat 2 Menschen im Drogenrausch auf bestialische Weise ermordet. 14 Jahre lang saß sie im Todestrakt eines Gefängnisses, immer den Tod vor Augen, jedoch noch bis zum Schluss auf Begnadigung hoffend, auf Umwandlung des Todesurteils in lebenslange Haft. Keine Begnadigung gab es, obwohl sie ihr Leben im Gefängnis grundlegend änderte, indem sie zu einer Christin wurde indem sie sich bemühte – soweit das innerhalb von Gefängnismauern überhaupt möglich war - den anderen Mithäftlingen Gutes zu tun. Sie wollte das von ihr angerichtete Unheil durch ihr bemühtes Wohlverhalten mildern. Kurz vor der Hinrichtung bat sie noch inständig die Angehörigen der Opfer um Vergebung ihrer Schuld. Sie hat ihre Tat zutiefst bereut. (Teilweise Text aus der oben verlinkten Webseite)

Wenn es im Denken Bushs aber um das alttestamentarische "Auge um Auge, Zahn um Zahn"* geht, gibt es keinerlei Erbarmen.

Ich spreche Bush daher das Recht ab, sich für das Leben zu entrüsten.

Zur Ergänzung kurz meine Einstellung zum Fall Terri Schiavo:

Ich habe Verständnis für den Ehemann, aber trotzdem wage ich es voll Bangen, gegen die Sterbehilfe zu sein. Das Problem ist unglaublich kompliziert und wir sollten nicht vorschnell eine der beiden Parteien (in diesem Fall Ehemann gegen ihre Eltern) verurteilen. Aber trotzdem neige ich bedenkenlos dazu, ihr Leben zu erhalten. Ein Wiederspruch? Nur vordergründig, denn ich will nicht ein Prinzip zementieren sondern einfach meine private Meinung darlegen, mit der Einschränkung, dass ich irren könnte. Denn ich bin ein gläubiger Mensch, was man durch meine Meinungen da oben vielleicht nicht annehmen wird. Aber genau das Gegenteil ist der Fall. Gerade mein von Kirche unabhängiger christlicher Glauben veranlasst mich, diese ultrakonservativen Evangelikalen abzulehnen.

Können wir beurteilen, welches Leben lebenswert ist? Ich würde es nicht wagen.

*wird historisch falsch gedeutet, der Spruch wurde als gesellschaftlicher Fortschritt gesehen, denn vorher gab es für "ein Aug´" unweigerlich den Rachetod.

Nickname 21.03.2005, 23.33

Kommentare hinzufügen


Kommentare zu diesem Beitrag

3. von Bärenmami

eben in Google-Nachrichten: Richter entscheidet gegen künstliche Ernährung.
Würde verlinken - weiß nicht wie's geht.. :-( ((

lg BArbara

vom 22.03.2005, 14.36
Antwort von Nickname:

Liebe Bärenmami, einfach die Url herkopieren.


Allmählich denke ich, du solltest auch Bloggerin werden....!
Und wenn du das dann mal vorhaben solltest, schick mich bitte vor, zu Bea zum Beispiel! *gg* dann gibt´s nämlich Provision für mich ;-)))

Jedenfalls bin ich überzeugt: Dein Blog wäre hochinteressant!


2. von Bärenmami

Nach einer persönlichen Nahtoderfahrung, einem schnellen Hirntumortod in der nahen Familie und ausgiebiger Beschäftigung mit dem Thema "Tod/Sterben" in den verschiedensten Religionen/
Religionsphilosophien habe ich für mich entschieden: Ausreichende Schmerztherapie, keine lebenserhaltenden KÜNSTLICHEN Maßnahmen aber auch keine "Sterbehilfe". Es gibt Grenzzustände, von denen die westliche Schulmedizin und unser Vorstellungsvermögen noch keine Ahnung hat.
Auf keinen Fall möchte ich der "Apparatemedizin" und ihren finanziellen Auswüchsen in die Hände fallen. Vielleicht noch größere Angst habe ich, s.o., aber davor, daß ein Grenzzusstand unerkannt bleibt.

Was die Mediatisierung des Falles Schiavo betrifft, so stimmer ich Nicole zu: unerträglich. Und daß ein Politiker, der sich nicht scheut aus verlogener "Menschenfreundlichkeit" und ebenso verlogenen humanitären Gründen so viele Menschen direkt und indirekt in den Tod zu schicken nun über einen solchen Fall "punkten" kann..mir fehlen die (höflichen) Worte.

lg Barbara



vom 22.03.2005, 09.35
1. von Nicole

Meine ganz persoenliche Meinung dazu ist, dass jeder - wie bei der Organspende - zu gesunden Lebzeiten per Anwalt urkundlich festhalten sollte, was mit ihm im Falle von Krankheit, Unfall oder aehnlichem geschehen soll.
Aber das setzt voraus, das man sich zu Lebzeiten mit solch unschoenen Dingen auseinanderstezen muss und wer will das schon?
Wir hatten in den letzten 4 Jahren drei Todesfaelle in der Familie und standen jedesmal vor der Frage: Wie beerdigen. Zum Glueck keine grosse Verwandtschaft, ergo kein Aerger.
Was ich damit sagen will ist, das jeder fuer solche Dinge vorab schon die Verantwortung uebernhemen muesste, wenn Sterbehilfe genehmigt werden wuerde.
Ich persoenlich bin dafuer.
Gruende kann ich gerne auf Nachfrage erlaeutern ;)
Ich hoffe, das war jetzt alles nicht zu wirr, werde nicht wach heute :)
Lieben Gruss, Nicole
P.S.: Ich finde uebrigens das Theater, das um diesen Fall bei CNN gemacht wird zum aus der Hose springen. Naja,...

vom 22.03.2005, 03.36