Manchmal frage ich mich, ob ich noch zum Bloggern tauge.
Die Lebensklugen bloggen frei von der Leber weg über ihren Alltag, scheuen sich nicht, Nebensächlichkeiten zu besprechen, zeigen Alltagsfotos und ganz wichtig: pflegen vergnüglich Kontakte. Kurz und gut, einfach Hobby und das ist recht so.
Ich war auch mal so, wo sind die Zeiten hin...
Klar könnte ich schreiben, wie ich den heutigen warmen Sonnentag Zeitung lesend auf der Terrasse verbrachte, nur kurz, wegen der Sonnenbrandgefahr, und dann meine erste kleine Radfahrt in diesem Jahr machte, aus Vernunft, ein bisschen hatte ich mich ja gezwungen.
Aber wenn man aber keine Kontakte mehr pflegt, wen interessiert das schon? Seien wir uns ehrlich, Blogger bilden in erster Hinsicht eine Art Community, wo man sich gegenseitig besucht und schon auch mal um des Gegenbesuchs Willen kommentiert. Ich wende nichts dagegen ein, ist ein schöner Brauch, macht Spaß, man lernt Leute kennen, alles paletti.
Aber ich habe schon seit längerem keine Lust mehr dazu. Dabei war es so schön, was hat sich in mir nur verändert?
Nun, als ich anfing, wollte ich in erster Hinsicht Meinungen vertreten, gesellschaftspolitische Dinge ansprechen und kreativ sein. Dann erst entwickelte es sich auch zum Vergnügen durch wunderbar anregende Kontakte. Diese vielen lustigen Kommentare, harmlosen Stöckchen, Blogfeste, erinnert ich euch, wie wir manchmal Kommentarpartys feierten?
Heute war ein schöner Tag, vermutlich Genusstag für viele. Und was hatte ich hier vor? Kein Vergnügen, ich wollte ein
Video aus der unsichtbaren Hölle rund um Fukushima1 zeigen, aus der innersten Evakuierungszone. Das hatte ich mir heute Vormittag angesehen, mich hineingedacht, mir vorgestellt, es wäre meine Heimat und beim Anblick der herrenlosen Tiere beinahe geweint.
"Das fehlt uns noch, wir wollen Ablenkung vom grauen Alltag" würden wohl viele denken. Bei problemorientierten Beiträgen wird in der Mehrzahl schnell weggeklickt.
Aber solches ist, was mich halt jetzt beschäftigt. Zum Beispiel auch diese sagenhafte Armut des Gärtners, den ich jetzt zwei Tage im Garten werken ließ, ein arbeitsloser Rumäne der diese Arbeit dringend braucht, einer ohne Krankenkasse der von diesen zwei Monaten in Österreich das ganze Jahr zu leben versucht. Einer der sehr fleißig ist, keine Geschenke annimmt und trotz eines schweren Arbeitsunfalls in Österreich vor einigen Jahren, wegen dem er tausende Euro für die Bezahlung der nötigen Operationen hinblättern musste, von Gottvertrauen spricht.
Bin ich noch eine Bloggerin die hier reinpasst? Ich bin mir im Moment nicht sicher.
@vonferdl:
Jawollja, ´ne Dame bin ich((wow!!!).Ansonsten sollte man bei Frau Tirilli nicht rechnen sondern hoffen.
vom 17.04.2011, 11.18