Ausgewählter Beitrag

Das Gedächtnis.

"Das Gedächtnis verbindet die zahllosen Einzelphänomene zu einem Ganzen. Und wie unser Leib in unzählige Atome zerstieben müsste, wenn nicht die Attraktion unserer Materie ihn zusammenhielte, so zerfiele ohne die bindende Macht des Gedächtnisses unser Bewusstsein in so viele Splitter, als es Augenblicke zählt."

Der interessanteste Absatz aus einem Gastbeitrag von Hans J. Markowitsch in der Rubrik "Sience" des orf.at.

Alles was man analysiert und kategorisiert hat man dann auch besser verstanden. Daher finde ich diesen Beitrag so interessant, dass ich ihn euch nicht vorenthalten will.

"Zerstieben" ist übrigens ein Wort, dass ich in Österreich nie höre. Ich musste in wissen.de sogar nachsehen, was das genau heißt. Obwohl ja, wie so oft in der deutschen Sprache, der Klang die Bedeutung schon verrät.

Etwas anderes noch: Da steht im Zusammenhang mit dem episodisch-biografischen Gedächtnis: "Wir bewerten, ob die Erinnerung einen freudigen oder traurigen Charakter hatte". Mir fiel dazu gerade ein: Unsere Spezies hat neben vielem anderen, eine ganz spezielle Befähigung: Er ist das Bewertungstier par exzellence.

Was wäre, wenn er über diese Anlage nicht so ausgeprägt verfügen würde?

Es gäbe weniger Unterdrückung, kaum Konflikte oder Kriege und gar keine Vorurteile. Aber es gäbe auch keine Entwicklung, keinen Ehrgeiz, der ja nicht immer schlecht ist. Und auch keine moralische Instanz. Damit auch kein Bewusstsein von Gut und Böse und ganz wichtig, keine Lebensaufgaben im geistigen Sinn!

Immer wieder komme ich zu dem Schluss: Es ist ja doch gut wie es ist.

Nickname 05.08.2007, 02.34

Kommentare hinzufügen


Kommentare zu diesem Beitrag

3. von Claudia

Bewerten ist nicht unbedingt gleich Abwerten. Und Urteilen ist nicht Vorverurteilen.
Ja wir sind zum Glück Geschöpfe mit Vernunft - wenn wir sie nur immer auch benutzen würden!
Viel zu oft lassen wir andere für uns denken. Weil es so viel bequemer ist, Vorgekautes zu übernehmen, als selber zu denken.
Wer selber denkt und sich mit seiner Meinung auch mal gegen die Allgemeinheit stellt, wird aber auch schnell nebenan gestellt und muß sich warm anziehen.

Fazit: nicht das eigene Denken ist das Problem, sondern das der Anderen!

Noch etwas anderes: unser Gedächtnis ist zum Glück auch selektiv: es sortiert gerne Unangenehmes aus und gibt Angenehmen größeren Raum. Nett von ihm, oder? :)

In angenehmer Erinnerung an einen Kärtner Herbst
Busserl
C.

vom 06.08.2007, 23.58
2. von Elke / Miyelo

Hallo Tirilli,
das ist ein interessantes Thema. Nicht bewerten geht vermutlich nicht, aber man sollte ab und zu versuchen "weniger" zu bewerten - finde ich jedenfalls. Denn Bewerten führt ja auch schnell zu Vorurteilen und das ist selten gut - andererseits zu Erfahrung und die brauchen wir.
Übrigens "zerstieben" habe ich wohl auch noch nie gehört. Der Sinn ist zwar klar, hat auch was mit Staub, zu Staub zerfallen zu tun, aber wie lautet bitte der Infinitiv??? Doch ssicher nicht zerstauben?
Herzliche Grüße
Elke :)

vom 05.08.2007, 11.33
1. von Trommlerin

Ja liebe Tirilli, da ich auch so ein Bewertungstier bin, hab ich mich mal einen Tag lang darin geübt, nicht zu bewerten, ich hab es nicht geschafft. Es gibt die Philosophie, dass die Dinge weder gut noch schlecht sind, sondern, dass wir erst durch unsere Bewertung, diese Bedeutungen geben.

Alles unter diesem Gesichtspunkt zu sehen, ist mir zu krass. Für mich gibt es da ein sowohl, als auch ... Kindesmisshandlung und andere Verbrechen, kann ich niemals neutral sehen. Ich hab für diese Handlungen, viele Bezeichnungen, doch sie gehören
für mich in die Kategorie “Böse“.

Liebe Sonnenscheingrüße ~ die Trommlerin




vom 05.08.2007, 10.54