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Vreni stellte eine wichtige Frage:

"Der erste Gedanke nach dem Lesen dieses Eintrages war: wie kann das Gegenüber da Rücksicht nehmen. Vielleicht den ICH - Botschaften Gewicht schenken, zuhören, oder einfach nachfragen.......??"

Liebe Vreni, vielen dank für diese Frage! Diesbezügliche Klärung finde ich wichtig.

Man braucht ÜBERHAUPT NICHT Rücksicht zu nehmen. Unsereins braucht nur Akzeptanz, wenn wir uns früher zurückziehen, mehr nicht!
Tja, ganz dringend brauchen wir Toleranz wenn wir früher geistig erschöpft sind. (Ich erlebe mich sogar manchmal mit Wortfindungsstörungen wenn ich überanstrengt bin während rundherum alle noch recht frisch wirken!)
Genau da lagen/liegen auch immer die Selbstvorwürfe: Warum bin ich jetzt recht fertig, die anderen dagegen können nach etwas Intensivem noch ausgehen zum Beispiel, vielleicht sogar Remmidemmi machen. Ich aber will heim und vermeide sogar harmlose Schwätzchen. 
"Warum kann ich weniger leisten als andere?" fragte ich mich schon hunderte Mal. Wobei ich in der Pflicht schon voll da bin, sogar zusätzlich Aktivitäten setze, aus einem gewissen Idealismus heraus. Aber danach: aus und alle. Im Gegensatz zum Umfeld!

Das hatte ich nie an mir verstanden, hatte es mir immer wieder vorgeworfen, andere auch, die Eltern zum Beispiel. Ich habe mich dafür stets verurteilt, von Kindesbeinen an und mir gesagt: "du bist schneller erschöpft als andere, das muss Einbildung sein, denn diese Schwäche gibt es bei anderen nicht! Vermutlich ist es Undiszipliniertheit, dachte ich, faul bist du veranlagt, jawohl! Du Blöde, ganz sicher muss das veranlagte Faulheit sein, minderwertig bist du weil du der geborene Faulpelz bist!" Und ich kämpfte erst recht, aus mir sollte was weden obwohl die Mutter es mir nicht zutraute, mich täglich beschimpfte: "du wirst Straßenkehrer, höchstens, zu mehr taugst DU nicht!"

Und das alles nur, weil ich intensiver aufnahm und dadurch "das Glas schneller voll" war. Aber wie sollte ich das wissen, man kann ja schließlich nicht vergleichen, hat keine Ahnung, wie andere innen drinnen ticken. Ich musste recht alt werden bis ich da endlich drauf kam.

Toll wäre, wenn jemand mit HSP das hier entdecken würde und es sich schon früher verzeihen könnte, denn ich vermute, es geht vielen so!

Nickname 22.03.2012, 00.30

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Kommentare zu diesem Beitrag

8. von Oskar Unke

Nanu Tirilli,
so prompte Antwort!?! Du wirst doch wohl nicht agil werden... womöglich noch frühlingshaft, aufgedreht geupdatet :D

Nö, nö, nix Freudianer :oha:
Bioenergetiker und Reichianer, dies aber schon lange bzw. ziemlich von Anfang an (Anfang der 70er Jahre)Die damals etablierte - auch heute noch - Psychologie und Psychiatrie war mir zu einseitig und engstirnig. Der Mensch ist nun einmal kein mechanisches Wesen. Ein Psychotherapeut / Psychologe muß aber immer den ganzen Menschen sehen/betrachten --- Seele, Psyche und die Körperlichkeit.
Guts Nächtle
wünscht artig
Oskar :-)

vom 29.03.2012, 02.13
Antwort von Nickname:

Doch, flockenblütenstaubleicht herumvitalisiere. *g*
Ich hab "durchblitzt" gemeint, beim Freudianer, nur "durchblitzt" und "neuerdings" außerdem! (Im Alter geschehen ja schließlich oft die seltsamsten Dinge...) *megafrech grinse* Die werte Richtung hab ich mir von früher eh gemerkt gehabt, Herr 68ger.
Und nu tu er nicht so artig. Weil: das isser nich!!
7. von Oskar Unke

Nochmals zur emotionalen Pest:

Hallo Tirilli,
die „emotionale Pest“ ist die Seuche der Menschheit. Dieser ewigwährende Prozeß wird auch niemals ausgerottet. Du spielst immer so sehr auf die Nazizeit an, natürlich war dies ein elementarer Einschnitt. Die Grundlegung für diese geschichtliche Zeitepisode wurde aber im 1. Weltkrieg und in den 20er Jahren gelegt. Ein vorrausschauender und „wissender“ Mensch wußte sogleich, hier ist das Samenkorn für einen neuen Weltkrieg gelegt. Nicht zuletzt durch die äußerst unkluge Politik der Sieger (Versailler Friedens – Diktat) und die dramatische Zuspitzung der Weltwirtschaftslage. Da sind viele paraelle und gleiche Fehler in der heutigen Situation zu beobachten. Genau diese dekadenten, auswüchsigen und irren gesellschaftlichen Derwischtänze haben wir auch heutzutage uns zu vergegenwärtigen. (Das Jahrzehnt der 20er Jahre hat viele Gemeinsamkeiten mit der Jetztzeit – nicht umsonst ist dies auch Hype – siehe die Partyszenen in den Großstädten) Wilhelm Reich hat in seiner Arbeit: Die Massenpsychologie des Faschismus genau herausgearbeitet, auf welchem Nährboden der Faschismus in Europa so gut gedeihen konnte.
Hitler großgemacht hat in erster Linie das Kleinbürgertum. (Millionen von Beamten, die mittlere Kaufmannsschaft, das mehrheitliche Bauerntum und das mittlere Heer des sogenannten spießbürgerlichen Mittelstandes. Vom Enstehungsprozeß her (soziale Basis), war der Nationalsozialismus ursprünglich eine kleinbürgerliche Bewegung, und dies überall wo er auftrat, ob in Italien, Ungarn, Norwegen usw. Das faschistische Kleinbürgertum ist das gleiche wie das kleinbürgerliche demokratische liberale, nur in einer anderen historischen Epoche des Kapitalismus. (siehe der heutige Neoliberalismus – und die Geschichte des Kapitalismus – übrigens sehr gut dokumentiert von Robert Kurz in „Schwarzbuch Kapitalismus“) Diese Erosion emphatischer Gefühle, ist in der zunehmenden sozialen Kälte dieser heutigen Schichten zu beobachten. Wir gehen also erneuten seelischen Eiszeiten entgegen.

Emotionale Pest geht auch mit der Innenweltverschmutzung einher. Beide gedeihen sehr gut im Neurosensumpf und den verdrängten seelischen Konflikten. (der daraus resultierende Muskel- und Charakterpanzer ist eben immer eine Kette von Konfliktverdrängungen.) Im Kern einer Neurose ist immer auch die Unterdrückung emotioeller Bedürfnisse bis hin zu sexuellen Emotionen zu finden. Eine Mehrheit ist immer noch charakterneurotisch krank. (siehe auch Fromms: Die Pathologie der Normalität)

Vielleicht denkt dir noch das „Aufheulen“, als ich mir mal die sogenannten Spießbürger vorknöpfte ( in meiner Matrixzeit bei der Blümchenplattform).

W. Reichs Forschungen führten ihn zu der Erkenntnis: Die Kleinfamilie erzeugt autoritäre Charakterstrukturen für eine autoritäre Gesellschaft.
:cool:
:clown:
VG
Oskar :-)

vom 29.03.2012, 01.07
Antwort von Nickname:

AUUWEIHA!
Das ist arg, ich weiß jetzt nichts zum Widersprechen. bad_nach_links.gif
Ich bin da nicht so belesen wie du, hätte dafür auch gar nicht die Zeit, bzw. bin bei anderen Dingen bohrender. Aber die Sache mit den Wurzeln in den 20gern und auch früher (Ein gewisser Dr. Schreber z.B.) war mir auch schon klar und durch Verschiedenes ins Bewusstsein gerückt.
Weil da nicht belesen ist mir der letzte Absatz zu hoch, aber egal. Mir fällt auf, dass bei manchem ein bisschen Freudianer durchblitzt, neuerdings mehr als früher, nanu!
Aslles in allem danke ich für den interessanten Kommentar, bin allerdings auch sauer weil ich nix widersprechen kann, sowas unfaires aber auch, duuuh! ;o) L.G.
6. von miko

Jammer nicht-straßenkehrer ist besser als Heringsverkäuferin - oder gleich- heilger bimbam-was haben´se mit uns gemacht-abschüttel :D

vom 26.03.2012, 22.30
Antwort von Nickname:

Ist ihnen aber nicht gelungen, ätsch!
5. von christine b

rückblickend ist es einfach sehr schade, dass du erst so spät erfahren hast, dass man durch die hsp einfach anders tickt und dass es völlig normal ist und man keine fehler oder mängel hat, wie einem als kind eingeredet wurde.
wie sehr hätte ich dir gewünscht, dass deine mutter gewußt hätte, dass es nicht faulheit ist, sondern einfach geistige überanstrengung, überforderung.
aber tirilli, positiv denken, du hast es wenigstens jetzt erfahren und das ist schon mal für dich eine große hilfe.
was viola schrieb, vom nicht entspannenkönnen, das geht wohl vielen so, ich bin auch eine davon, die ausgebrannt ist am abend, emotional müde, weil ich wieder einmal zuviel "menschelndes" aus meiner umgebung und arbeit in mich aufgenommen habe und mitschleppe bis in den schlaf.


vom 26.03.2012, 17.50
Antwort von Nickname:

Du hast recht, danke für das Hineindenken Christine! Du vielleicht also auch? 
4. von Sinta

Es müßte doch im Alter zu schaffen sein,
daß man sich von den Verletzungen der Kindheit befreien kann. Mir gelingt es leider auch nicht.
Meine Mutter sagte immer wieder:"Du bist nicht wert, daß dich die Sonne bescheint."

vom 23.03.2012, 11.55
Antwort von Nickname:

Sinta, ich bin schockiert! Das ist ja noch ungleich viel härter, das ist DER Wahnsinn! Die Generation vor uns mit ihrer HJ-Erziehung.... Sowas kommt über die nächste(n) Generatione(en), so läufts.... Denkt man historisch, kann man es zumindest begreifen, verstehen wird man es aber wohl nie. Es bewirkte eine Kettenreaktion in unserem Denken und Fühlen, diese Runtermacherei bestimmte uns zu sehr um solches einfach über Bord werfen zu können. Aber man kann es distanzierter betrachten, das hilft.


3. von Oskar Unke

Hallo Tirilli,
du Ärmste, solche Erziehungspraktiken zertrümmern natürlich jegliches Selbstwertgefühl. Das sind all diese Dinge die ich immer mit der "emotionalen Pest" bezeichne. Sie sterben auch einfach nicht aus, sondern werden immer wieder neu geboren, ein Bioenergetiker (Tiefenpsychologe) bekommt sie dann immer in vielfältiger Weise zu Gesicht.
VG
Oskar :-(

vom 23.03.2012, 01.57
Antwort von Nickname:

Danke Oskar! Diese Explosion der "emotionalen Pest" in der Zeit der Nazis wirkt wohl bei sehr vielen meiner Generation nach, oder? Hochinteressant ist, wie es dazu kam, das ist das Interessanteste an dem Thema. Ein wenig weiß ich davon, ich wüsste gerne mehr.
L.G. Herr Immernochwinterschlafoskar
2. von Viola

Krass, solche Aussprüche, die eine Mutter, da tätigt. Das ist der der blanke Psychoterror.
Ich kann richtig nachfühlen, wie "klein" und minderwertig sowas macht.
Minderwertig sind dabei auch die, die dem Strassenkehrer unterstellen, dass er blöd ist....
Wären alle Menschen studiert, würde der Strassenkehrer einer mit Abi sein - weisst Du warum?
Weil eine Gesellschaft auch auf den Strassenkehrer auf garkeinen Fall verzichten KANN und darf.
Ich krieg die Pimpernellen, wenn ich solche Abwertungen höre oder sehe.
Ich bin ständig mit mir selbst im Gespräch, ständig reflektiere ich das Tun und das Sein meiner Mitmenschen, fühl mich rein, hinterfrage meine eigenes Tun und Sein...ständig drehe und wende ich die Dinge, um in der Sicht der Dinge flexibler und dadurch vielleicht toleranter zu agieren, Vorurteile sein zu lassen und nur zu urteilen...
Ich bin sozusagen immer auf 100, solange Menschen um mich sind und wenn ich dann allein bin, bin ich innerlich völlig ausgepowert, angespannt und tagelang wälze und fühle ich nach....

...
Kurioserweise gelte ich äusserlich als ziemlich gelassen, warum auch immer. Dagegen steht, dass ich absolut NIE richtig entspannen kann, vermutlich nichtmal im Schlaf. Und Entspannung ist etwas, wonach ich mich absolut sehne.
Du siehst, auch wenn ich mich nicht für eine HSP halte, sondern mich eher als sehr empathisch beschreiben würde, ist mir diese absolute Ausgebranntheit und emotionale Müdigkeit, nach einem langen Tag nicht fremd. Gehe ich aus einem "vollen Tag" heraus, bin ich so müde, dass ich nicht schlafen kann und die Ruhe brüllt mir mitten ins Gesicht und dröhnt ewig nach.
So ist das... ich kann es nicht ändern, versuche es aber auch nicht, den Menschen zu erklären, weil viele, viele, es nicht "aufnehmen" können, wenn Du verstehst, was ich meine.
Die mich kennen, wissen, wenn ich mich zurückziehe, dass es Gründe dafür gibt. Das wird praktisch akzeptiert und kaum mal hinterfragt.


vom 22.03.2012, 09.18
Antwort von Nickname:

Viola, deine Replik wegen "Straßenkehrer'" find ich gut!

Huhuu, ich denke trotz deines Widerspruchs: du also auch... :-)
Es gibt ja auch verschiedene Stufen der Ausprägung und auch sonstige Unterschiede in dieser Welt der Vielfalt....
Da hat dir also jemand anno dazumal die Entspannungsfähigkeit ausgetrieben. Ich wünsch dir, dass du dem immer mehr die Stirn bieten kannst!
1. von Vreni AG

ganz spontan jetzt

Nur da muss ich muss ich ernsthaft einen Einwand platzieren.

Ich nehme gerne Rücksicht und in meinem Umfeld gibt es wirklich keinen einzigen Menschen, auf den ich nicht in einer Form besonders acht geben will/muss.

Nur die Frage stellt sich einfach wasist Rücksicht, worauf wirklich.

Wenn ich denke, dass mein Mann Möhren mag (ich nicht) und ich sie ihm zu liebe jahrzehntelang koche (vermeintliche Rücksichtnahme) und er sie mir zuliebe isst auch wenn er sie nicht mag, ist das wirklich falsch und einfach blöde.
Also Kommunikation ist die Lösung, reden in der Hoffnung, dass der Andere zuhört.

Ja es geht mir in irgend einer Form auch so, dass ich nicht viele Menschen ertrage. Grund jeder Mensch sendet Signale aus, manchmal definierbar auf Anhieb oft aber nicht, die ich wohl stärker wahrnehme als andere Menschen.

Wenns dann mehrere Menschen auf einmal sind, ist es mir unmöglich damit umzugehen, darauf einzugehen dann bleibt nur Rückzug. Ich lebe damit.........

Also Akteptanz von Anderen auch wenn sie nichts begreifen zu erwarten :nachdenk: ist schwierig, gehen wohl die meisten auf Distanz.

Habs einfach gut vor allem mit Dir selber :-)

vom 22.03.2012, 08.51
Antwort von Nickname:

Der Einwand ist doch dann gar keiner geworden?
Rücksicht mit Hilfe von Missachtung eigener Bedürfnisse kann nicht lange gut gehen...
Habs auch du gut! :-)