Ausgewählter Beitrag

Ich ärgere mich über mich selbst.

"Wenn Sie mich nicht sofort so massiv angegriffen hätten, hätte ich Ihnen gleich sagen können, dass ich noch nie einen Schüler hängen ließ und auch schon mal notfalls in meiner Freizeit die Prüfung abgenommen hatte. Dass meine Motivation durch Ihr unhöfliches Verhalten nun aber einen leichten Knacks bekommen hat, dürfte Sie jetzt hoffentlich nicht wundern."
Außerdem hätte ich diesem Vater auch mit einem schlichten Argument zeigen können, dass seine unwahre Schutzbehauptung durchschaut ist.
Aber was tat ich? Ich rechtfertigte mich blöde und versuchte zu erklären, welche Umstände mich so und nicht anders zu handeln veranlassten!

Warum fallen mir die richtigen Worte immer erst danach ein??!

Was geschehen war:

Externistenprüfung. Die großen und kleinen Kandidaten waren zahlreich und in der Klasse kein Stuhl mehr frei. Aber es war nun also genau ausgegangen und wir mussten nicht zeitaufwändig etwa die Klasse wechseln, was den Prüflingen nur Zeit für die Aufgabenlösung weggenommen hätte.

Ich machte meine Einführung. Dann begann ich mit dem Rhythmusdiktat. Lehrte vorher die Schüler, wie man diese Taktart dirigiert, weil sie die Aufgabenstellung dadurch eventuell besser lösen können und weil ich sie dadurch sanft in das richtige Metrum hineinleiten kann. Und schon hatten alle den Grundschlag im Körper, es konnte losgehen.

In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und ein zuspätkommender ca 12-Jähriger Bub polterte in den Raum. Ich kannte ihn schon, hatte ihm selbst vorgeschlagen, statt den Unterricht weiter zu besuchen, diese Prüfung zu machen um sich den restlichen Unterricht zu ersparen. Denn er war stets unterfordert gewesen.

Jetzt aber hob ich nur abwehrend die Hand und schüttelte verneinend den Kopf denn die aufgebaute Konzentration in der Gruppe wäre sonst wieder weg gewesen. Blitzschnell war der Schüler wieder draußen.

Die Prüflinge verließen nach getaner Arbeit den Raum und neue strömten für eine höhere Prüfung herein, darunter viele Erwachsene. In diesem Moment brach das Donnerwetter über mich herein. Der Vater des abgewiesenen Buben baute sich vor mir auf, schnautzte gleich mal los, rief, dass er selbst auch Lehrer sei, ich sein Kind nicht hätte abweisen dürfen und dann putzte er mich herunter, dass die Wände nur so wackelten. Sämtliche (mir fremden) Prüflinge starrten und beobachteten das Geschehen genau.

Tja, blöderweise bin ich harmoniesüchtig und kann mit solchen Angriffen nur schwer umgehen. Zu ärgerlich, dass ich ihm nicht knapp, selbstbewusst und kühl begegnete, etwa in der Art: "Ich mache das nun aber so und in meinem Fach bestimme ich!"
Später erfuhr ich, dass dieser Mann der Sohn meines Ex-Exchefs ist, was aber nun wirklich nicht weiter von Belang ist aber vielleicht sein Kronprinzverhalten erklärt.

Und was hat der beobachtende (eigentlich sehr nette) Sohn durch solche Beobachtungen lernen können?
--> Notlügen und Generalangriffe dürften die beste Wahl in kritischen Momenten sein.
Na bravo.

Er wird natürlich die Prüfung nachholen können, denn was kann er für seinen ungehobelten Vater? Und er wird auch sicher seinen Einser kriegen. Blöd nur, dass der Vater denken wird, das sei jetzt allein sein Erfolg...

Nickname 13.05.2011, 00.50

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Kommentare zu diesem Beitrag

2. von frau germana

ich hätt´ dem ein triangel in die eier gerammt...frau germana

vom 13.05.2011, 21.34
Antwort von Nickname:

*grö(hhhh)l*!
1. von Viola

Er denkt das, aber Du weisst es besser!
Es gibt halt solche :wut: und solche :-)
Erstere verschwenden viel Energie für nüx und darüber können Letztere nur lächeln.

vom 13.05.2011, 10.12