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Kreuzfahrt-Sklaven!

Mit der Überschrift sind die Angestellten eines Kreuzfahrtschiffes gemeint und jeder wird gleich sehen, das ist nicht übertrieben formuliert!

Gerade eben sah ich eine Dokumentation zu diesem Thema im Fernsehen. Eine Journalistin hatte sich mit versteckter Kamera auf einem Luxusdampfer-Koloss als Kellnerin verdingt.

Um überhaupt arbeiten zu dürfen, musste sie erst mal viel Geld investieren. Ich versuche das mal aufzulisten:

pfeil_kl.JPGCa. 300 Euro für den Dienstvertrag.
pfeil_kl.JPGÜber 100 Euro für Arbeitskostüme, sie sind selbst zu bezahlen.
pfeil_kl.JPGCa. 900 Euro für Schulungen.

Macht über 1300 Euro.

Man muss sich für mehrere Monate verpflichten.
Arbeitszeit: 12 Stunden, 7x die Woche.
In der kärglichen Freizeit Verpflichtung zu weiteren Schulungen, Sicherheitstrainings, Besprechungen. (All dies grundsätzlich immer außerhalb der Dienstzeit.)

Gehalt: Zwischen 2 und 3 Euro die Stunde. Am schlechtesten verdienten auf dem Schiff übrigens die Masseusen, ca. 300 - 400 Euro im Monat, ebenso das Reinigungspersonal.

Unterkunft in fensterlosem winzigen Raum, ca 2 - 3 Quadratmeter pro Person, zu zweit.
Im speziellen dokumentierten Fall passten 2 Bewohner menschlich nicht zusammen, es gab Streit. Nur der Personalmanager durfte bestimmen, wer wo mit wem wohnt und das bei monatelangem Aufenthalt!! (Wo bleibt das Menschenrecht??) Ansuchen um Zimmerwechsel. Der Personalmanager wollte Liebesdienst als Gegenleistung für die Intervention...
Alkohol verboten. Feiern in der Unterkunft untersagt.

Für jedes kleinste Vergehen gibt es eine Abmahnung. Bei 3 Abmahnungen sofortige Entlassung.
Provision gibt es nur für Cocktails. Wird man vorzeitig entlassen, oder kündigt man, verfällt die schwer erarbeitete Provision automatisch.

Im Krankheitsfall ist es nicht leicht, vom Bordarzt eine Krankenbescheinigung zu bekommen.

Das Personal ist kräftemäßig am Limit, hat Heimweh, ist unglücklich, man sah Tränen.
Es gilt aber durchzuhalten, hat man doch so viel Geld in den Job investiert. (Viele sind aus 3.Welt-Ländern in Asien, da sind 1300 Euro immens viel Geld!) Diese Investition muss erst mal wieder eingearbeitet werden und das dauert Monate! (So gut wie alle haben zu Hause eine Familie, die auf das sauer verdiente Geld schon wartet...)
Eine Besprechung für Kellner wurde heimlich mitgefilmt. Der Manger sagte:

"Sie müssen zuerst grüßen, fragen wie es geht und sich dann erkundigen, was man trinken will. Notfalls fragt man dreimal. Beim dritten Mal geniert der Gast sich meist, nichts zu trinken und bestellt dann wenigstens ein Wasser. Vergessen Sie nie, der Firma geht es nur ums Verkaufen! Verkaufen Sie also zu wenig, verlieren Sie Ihren Job!"

Soweit aus der Doku. Für die Urlauber ist übrigens die Konsumation so teuer, dass man nach einer Woche schon mal mit 500 Euro rechnen kann. Das zum Vergleich und ich erinnere nochmal: Stundenlohn für das Personal: 2 - 3 Euro...

Auf solchen Schiffen gibt es also zwei konträre Welten.

Für mich gilt nun mehr noch als bisher schon: 
NIEMALS EINE KREUZFAHRT! Denn ich will nicht Nutznießer solcher skandalösen Missstände sein! Abgesehen davon, dass ich mit "verordnetem" Remmidemmi eh nicht viel anfangen kann.

Nickname 19.01.2012, 00.24

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Kommentare zu diesem Beitrag

8. von Eva

In Hamburg haben wir bei der Hafenrundfahrt erfahren, dass es nicht nur auf den Kreuzfahrtschiffen so zugeht. Bei den Frachtschiffen arbeiten die Matrosen auch rund um die Uhr. Meist sind es Philippinos.
Danke für die Infos .... es ist wirklich ein Skandal
Grüße von der Waldeva

vom 25.01.2012, 20.42
7. von Vreni AG

Danke Tirilli, ich hab mich mal weiter umgesehen Sklaverei scheint in Europa weiter verbreitet zu sein, auch auf anderen Gebieten, erschütternd..........

vom 22.01.2012, 21.00
6. von Quizzy

Ich denke, man sollte sich immer selbst vor Ort eine eigene Meinung bilden, bevor man pauschal aufgrund einer einseitigen Berichterstattung im Fernsehen urteilt.

Kreuzfahrten werden immer als Luxusurlaub hingestellt, dabei ist so eine Reise auch für einen Normalverdiener mittlerweile erschwinglich. Auf meiner Mittelmeerkreuzfahrt im April 2009 hatte ich nicht den Eindruck, dass unser Service-Personal unglücklich wäre. Ein großer Prozentsatz der Angestellten kam aus Asien (Philippinen, Indien), war sehr gut ausgebildet und sprach hervorragend englisch. Ich denke, dass es für die Menschen auch eine Chance ist, auf so einem Schiff anzuheuern, um dann zuhause in der Tourismusbranche einen besseren Job zu bekommen.
Auch wenn ihr mich jetzt steinigt - "Lehrjahre sind keine Herrenjahre" sagte bereits mein Vater zu mir, wenn ich während der Lehrzeit oft heulend nachhause kam.
Herzliche Grüße
Renate

vom 21.01.2012, 10.22
Antwort von Nickname:

Liebe Quizzy, du hast die Doku nicht gesehen! Das war keine "Berichterstattung" sondern ein richtiges Erleben mit Hilfe einer versteckten Kamera! 3 französische Journalisten am Schiff, 2 als Gäte, eine (die Arme..!) als Kellnerin. Da wurde nie etwas behauptet, es wurde gezeigt! Und deshalb gibt es da nichts dran zu rütteln. die Angestellten sahen in der Doku übrigens vor den Gästen auch gar nicht unglücklich oder geschafft aus. Hätten sie nicht gedurft, es steht da immer ein Kontrollor irgendwo und eine Abmahnung ist schnell da.

Übrigens, keine Sorge, es steinigt dich keiner..  jeder darf seine Meinung sagen, ist doch klar! Und dafür stehe ich hier.
Liebe Grüße!


5. von christine b

ich habe die doku eben gesehen- im weltjournal.
richtig wiederlich wie man das personal ausbeutet, bis zum gehtnichtmehr.
bemittleidenswert wie sie nachts fix und fertig in die minikabinen wanken.
ist man länger krank, kann man gleich kündigen, egal wo sich das schiff gerade befindet. mehr als einige tage krank wird nicht akzeptiert, wie man sah.

3.-€ stundenlohn bleibt noch,oft nur 2.-

wer klopft den verantwortlichen mal auf die finger?!

kreuzfahrten werden immer billiger, wohl auch auf kosten des personals, in ärmeren ländern finden sie immer jemanden, der auf den schiffen wie ein esel arbeitet!

mein kubanischer schwiegersohn hatte als uniangestellter bis november (jetzt ist er hier in österreich!) 10.-€ monatsgehalt.

das machen sich diese haie zunutze, also meinen sie, 2.-€ stundenlohn reicht für den abwäscher oder die masseurin aus ländern wie brasilien oder asien.
man sah, sie machen nebenher privatjobs, wie kabinenreinigung beim personal, um geld mit heim nehmen zu können.
würden sie ordentlich verdienen, hätten sie dieses zusätzliche malochen nicht mehr notwendig!



vom 20.01.2012, 13.12
4. von Vreni

Mich findet man sicher nie auf einem Kreuzfahrtschiff..........
Aber zu den Verträgen, Arbeitsbedingungen.......... warum lassen dies Menschen mit sich machen? Sie müssen ja nicht. Vertragsunterschrift gibt man ja freiwillig. :nachdenk: Illusionen :nachdenk:
@ferdl danke war mir unbekannnt :-)

vom 19.01.2012, 10.58
Antwort von Nickname:

@Vreni und @Viola
Ich denke, es zeigt dreierlei.
--> Die wirtschaftliche Abhängigkeit der Arbeitnehmer nach dem unfairen Zwang, zuerst in die Arbeit zu investieren. Was auch Zweck der Zahlungen sein dürfte, neben der Gier die verantwortliche Manager vermutlich "wirtschaftliche Notwendigkeit" nennen. Die Leute wussten nicht, was auf sie zukommt! Das kam in der Doku deutlich heraus. Konkret: einigen war zum Feiern zumute, weil ihre Zeit am Schiff um war und sie meinten voller Emotion: Nie wieder im Leben so eine Arbeit!

--> Wenn man für sich und die Seinen das Hungertuch fürchtet, macht man alles.

--> es zeigt auch die Erziehung zur Demut, die vermutlich arme Eltern ihren Kindern mehr oder weniger bewusst mit auf den Lebensweg mitgegeben hatten um in der Not bestehen und ertragen zu können.
3. von vonferdl

masseusen verdienen auf einem luxus-liner mit sicherheit nicht schlecht:
Hier klicken
;-)

vom 19.01.2012, 10.34
Antwort von Nickname:

o.k. Detailfuchserferdl, dann halt Massösinnen. *g*  Du magst die, kennst die, gibs zu, du alter Genussspecht!
Das mit dem Verdienst hatte ich aus der Doku, es werden wohl Asiatinnen sein, mit denen kann man das machen.
2. von Viola

Verstehen werde ich wohl nie, warum es viele hunderte von Menschen gibt, die sich unhaltbare Dinge gefallen lassen - egal wo und wie.
Menschenrecht ist nicht nur ein Wort. warum wird dieses Recht so selten eingefordert?
Wenn ich eines gelernt habe in meinem Leben, dann ist es , dass es immer einen gibt, der es tut und es gibt einen, der es sich gefallen lässt (im speziellen Fall Viele, die sich das gefallen lassen).
Ich finde sowas auch nicht toll, was Menschen mit Menschen machen. Aber ändern können es auch nur Menschen.

vom 19.01.2012, 07.49
1. von Bärenmami

Ich schließe mich dem letzten Absatz voll und ganz an. Könnte mir aber vorstellen, daß die Lage der Angestellten in Hotelhochburgen nicht viel besser ist.
Möglichst billig hat seinen Preis.
lg Barbara

vom 19.01.2012, 07.34
Antwort von Nickname:

Aber in Hotelburgen können sie raus, da sind sie nicht automatisch für Monate ausgeliefert, wie auf den Weltmeeren. Aber du hast recht, vermutlich schon.
Herzlicher Winker rüber!