Ausgewählter Beitrag

Über einen Sinn

Die Disharmonie des Menschen ist Teil des Schöpfungsplans. Die Harmonie (Paradies) ließe und stagnieren, ja wir wären umsonst geboren. Wir sind auf der Welt, die Unvollkommenheit zu erleben, die vielen Knoten in uns zu fühlen, zu erkennen und eventuell auch aufzuknüpfen. Eventuell, denn es reicht auch schon, von ihrer Existenz zu wissen. Darum haben wir die Freiheit, sie auch zugeschnürt zu lassen. Wenn wir uns mit diesen beengenden inneren Stricken versöhnen ist es gut, wenn nicht, haben wir sie zumindest erlebt. Aber am wichtigsten ist eben, die Unvollkommenheit überhaupt wahrnehmen. Und zugleich die Vollkommenheit eben durch diese Existenz so vielfältiger Seiten in uns. Wir sind ein Universum und zugleich zerbrochen, Licht und Dunkelheit steckt in unserem Wesen. So können wir ahnen, was Vollkommenheit bedeuten könnte.
Um tiefer wahrzunehmen, braucht es das Leid. Auch das Sehen anderen Leids. Manches Leid anderer ist unverhältnismäßig groß, man liest davon und denkt, das geht ganz sicher über alle Kräfte. Trotzdem tappe ich nicht in die Falle, es wie die Kirchen, als besondere Gnade zu interpretieren. Da ich für die Existenz von großer Ungerechtigkeit keine Lösung finde, lege ich den Gedanken daran ab. Quasi wie in eine Schublade, die ich ja jederzeit wieder öffnen kann. Aber ich habe einen Auftrag: Leid zu mindern und sei es nur im kleinen.

Das Streben nach innerer Harmonie entsteht aus der Sehnsucht nach dem Paradies. Dort haben wir im Diesseits jedoch keinen Platz und müssen deshalb scheitern.
Manchmal gelingt Vollkommenheit aber doch, in Momenten der Liebe.

So irgendwie ist im Moment meine Daseinsphilosophie. Unvollkommen, ich weiß. Hoffentlich nach einiger Zeit wieder etwas weiter entwickelt. Aber im Groben bin ich schon sehr davon überzeugt.


Nickname 11.12.2006, 02.58

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Kommentare zu diesem Beitrag

4. von Vodia

wir alle haben Sehnsucht nach dem verlorenen Paradies - dort war alles vollkommen und wir wären es auch.

Nur ob ich mir erst ein Bein abhacken muß, um zu schätzen wie schön es ist mit zweien zu laufen?

Erinnert mich auch irgendwie an die Worte: "Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach."

Und Liebe, manchmal, sagt man, ist sie Sünde! Viel größer aber ist die Sünde nicht zu lieben.

LG
Vodia

vom 12.12.2006, 22.50
3. von Eva

Danke Tirilli und Bärenmami .... ich denke auch, dass wir das was uns passiert annehmen muss ... und damit wird es erträglich ... es verändert sich und manchmal sind dann plötzlich noch ganz andere Seiten sichtbar, die vorher nicht zu sehen waren.
Was hat mir mal eine Freundin gesagt:
Das Leben ist ein Spiel und wir nehmen uns selbst viel zu wichtig.
Da ist schon was dran ....
LG von Eva :)

vom 12.12.2006, 20.13
2. von vonferdl

das ist wirklich wieder sehr schön geschrieben, erinnert mich nach einer flasche irgendwie an simmel und pilcher, ....... ;)

vom 11.12.2006, 21.39
Antwort von Nickname:

Gemein!!! wut116.gif
Ich weiß, da sind Gemeinplätze drin. Aber dieser Beitrag war ursprünglich als Reaktion auf einen anderen Beitrag geschrieben. Es ging um asiatische Techniken zur Harmonisierung des Menschen. Die beschriebenen (die ich zugegebenermaßen und naturgemäß aber nicht ganz verstand) fand ich schon schön und gut, aber sie schienen mir eben etwas anzustreben, was letztendlich doch nie ganz gelingen kann.  Zusätzlich am gleichen Tag eine Debatte mit einem Katholiken der ganz anders denkt. Da kamen mir meine Gedanken gar nicht mehr so selbstverständlich vor.

Pöser Von Ferdl!! ;-)
1. von Bärenmami

Schön beschrieben.
Wir selber in unserer Eigenschaft als unvollkommene Menschen können die Knoten alleine sowieso nicht lösen, aber wir bekommen, so wir sie sehen wollen, auch Hilfe angeboten. Oft aus unvorhersehbarer Richtung.
Kein Schatten ohne Licht, kein Licht ohne Schatten.
Und auch die "vollkommenen Momente" sind es nicht, weil es eben paradiesische Momente sind, die die Sehsucht nach dem Paradies (Dauerzustand) größer machen.
Wenn ich aber weiß, daß es "dahinter" ein Licht gibt, das uns trägt, das nie verlöscht und daß ein Funke dieses Lichts auch in mir brennt, dann kann ich mutiger sein, wenn es um mich dunkel wird.
Die Ungerechtigkeit der Welt zu sehen (und zu spüren) aber sich nicht davon unterkriegen zu lassen, sondern da zu stehen wo die eigene Aufgabe ist und dort nach besten Kräften zu helfen, so sollte es sein. Wenn ich mich über die Ungerechtigkeit als solche zu sehr aufrege, dann habe ich selber keine Kraft mehr überhaupt etwas zu tun bzw meine eigene Aufgabe zu erfüllen.
Liebe Grüße
Barbara

vom 11.12.2006, 08.25
Antwort von Nickname:

Wie ich im Absurd.Ag lesen konnte, kennst du dich aber gut aus! Das wusste ich ja gar nicht! Ich sollte da wohl eher nicht mitreden... :-/
Herzliche Grüße Bärenmami!