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Zeitgenössische Oper

Heute besuchte ich die Oper "Schlafes Bruder" von Herbert Willi nach dem Libretto von Robert Schneider der auch der Autor des berühmten gleichnamigen Romans ist.

Eine, bis auf einige Längen großartige Inszenierung. Sehr interessante Bühnenbilder und ebensolche Lichtspiele ließen diese Oper auch für Menschen, die der zeitgenössischen Musik nicht gerade nahe stehen, interessant werden.
Für mich, ganz subjektiv gesehen, blieb aber ein schaler Nachgeschmack. Mir schien, die künstlerischen Gestalter dieser Inszenierung hatten ihre ganze Kreativität dazu verwendet, ihre Beziehungslosigkeit zu den Figuren zu kompensieren.

Es ist ein anspruchsvolles Werk, dass nicht jeder erträgt.
So gab es immer wieder Zuseher die mit viel Lärm den Saal verließen, immer solche mit Plätzen in der Mitte, für die dann alle anderen der Reihe geräuschvoll aufstehen mussten. Es war, als wollten diese Leute ihren Frust stellvertretend am Publikum auslassen. Anderere flüstertern und redeten einfach rücksichtslos drauf los. Und als der frenetische Schlussapplauses anbrach, drückten sich zwei aufgedonnerten ältliche blonden Frauchens aus der Mitte der Reihe mit grimmigem Gehabe störend hinaus, so als hätten sie es jetzt plötzlich furchtbar eilig. Und wieder mussten andere Zuseher für sie umständlich aufstehen, ihren Applaus unterbrechend.

Mir fiel wieder einmal auf, wie selbstbezogen manche Leute doch sind. Ein wenig Selbstbeherrschung und rücksichtsvolles Ertragen gehört nicht mehr für jeden zur erstrebenswerten Lebenskultur.

Ein paar Fotos
Videoclip (Würdet ihr diese Musik auch nicht ertragen?)

Nickname 01.05.2008, 02.16

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Kommentare zu diesem Beitrag

7. von Karin

Ich habe einmal eine Verfilmung davon gesehen. Auch wenn diese sehr gut umgesetzt war, ist das natürlich immer noch lange nicht mit einem Theaterstück vergleichbar, wo man ja alles noch intensiver "erlebt".
Die selbstbezogenen Reaktionen der Leute hätten mich übrigens auch genervt. Wenn sie es partout nicht "ertragen", dann könnten sie ja still und dezent den Raum verlassen - das ist dann deren Sache. Aber dann noch die ganze Stimmung stören, so dass man selbst als Zuschauer die Lust (oder den Faden) verliert... DAS - und nur das - finde ich rücksichtslos.
Es stellt sich aber auch die Frage, WARUM sie es nicht ertragen. Darüber möchte ich aber nicht spekulieren (ob es z.B. ein gesellschaftliches Phänomen ist usw.).
Ich hoffe, Du hast trotzdem das Stück einigermaßen mitverfolgen können.
LG Karin

vom 02.05.2008, 01.57
6. von Veety

@ katinka

Wieso "leider"?
Völlig richtig würde ich sagen. Es kann einem nicht alles gefallen, aber das heißt doch noch lange nicht, dass man sich rüpelhaft benehmen muss. Der Nachbar findet es vielleicht einsame spitze - und wird durch Gossenart im Genuss gestört.

Behalt das nur bei ;-)

vom 02.05.2008, 01.09
5. von katinka

.. um ehrlich zu sein, so rein vom Buchinhalt hätte ich mir die musikalische Umsetzung auch anders vorgestellt.
Wenn ich es wirklich nicht mehr ertragen hätte, wär ich heimlich in der Pause gegangen.Meine Neugier ist bei solchen Stücken aber meistens größer, hoffend es könnte noch eine plötzliche Wandlung eintreten.
Leider, leider befinden sich heutzutage soviele Menschen in dem irrtümlichen Glauben im alleinigen Besitz einer allgemeingültigen Meinung zu sein und verhalten sich auch dementsprechend egoistisch.
.. das finde ich einfach nur dumm.
( ich gehöre dann aber auch leider zu diesen Menschen, die denen das dann auch direkt an Ort und Stelle sagt.
:-( weil es mich ärgert )

vom 02.05.2008, 00.14
4. von Eva

also mit Ohrstöpseln hätte ich es wohl gut ertragen .... die Bühnenbilder sind klasse gemacht .... die Musik nicht so meines .... und das mit der mangelnden Rücksicht, das stelle ich bei meinen Theaterbesuchen auch fest, es wird immer mehr geredet und gestört ....mich stört das :wut:
Grüße von Eva :) )

vom 01.05.2008, 22.03
3. von Kehrtraud

Nix für mich!
Wahrscheinlich ist es ehr schwer so etwas zu spielen und zu singen.

vom 01.05.2008, 13.49
2. von Veety

Klingt irgendwie nach einer Vermählung von Tschaikowsky und Berlioz. Viel Effekt, nur Akzente, keine melodischen Bögen (zumindest nicht in diesem Video). Erinnert mich eher an Filmmusik in einem Thriller.
Also ... ich wäre auch gegangen. Nicht weil es anstrengend ist, das wäre schon okay, aber ich vermisse einfach, hmm, Musik/Melodien. Vielleicht ist der Ausschnitt auch nicht repräsentativ, aber das Gehörte finde ich wenig überzeugend.

LG Veety

vom 01.05.2008, 04.44
1. von Jens

Moin Tirilli,

Dich scheint das Stück jedenfalls um den Schlaf gebracht zu haben. Die Bilder finde ich interessant. Die Musik über zwei Stunden kann sicher anstrengend werden, aber dann kann man sich auch rücksichtsvoll zurückziehen.. Auch wenn ich mich blamieren sollte, bemerkenswert finde ich die Ähnlichkeit der ersten Takte mit WestSideStory, dann taucht Maria auf, es folgt eine Vergewaltigungsszene und schließlich gehen zwei Gruppen mit Waffen aufeinander los ...

So jetzt schlaf mal schön.

Gruß
Jens

:clown:

vom 01.05.2008, 03.02