Ausgewählter Beitrag

Zu forsch geforscht.

Musikgeschmack würde viel von der Persönlichkeit verraten heißt es hier. Das regte eher meinen Widerspruchsgeist an und mir kam der Verdacht, dass solche Forschungen mehr der Daseinsberechtigung der Forscher dienen als der Wahrheitsfindung.
Aber vielleicht sehe ich das zu kritisch, deswegen ordne ich diesen Beitrag in "oder doch nicht" ein und hoffe auf Gegenargumente.

Meine Meinung dazu schrieb ich zwar schon dort, ich will sie aber auch in meinem Blog festhalten.

Das Ganze ist mir zu sehr vereinfacht. Viele Komponenten, wie zum Beispiel Musikalität, Erlernen eines Musikinstruments, Einflüsse durch andere z. B. Elternhaus wurden nicht bedacht. Und am wichtigsten: bewusstes Hören oder nicht, das ist entscheidend. Musik ist Sprache, nicht jeder hört auf sie.

Rückschlüsse auf die Persönlichkeit könnten nur zutreffen, wenn man sich auf Probanden beschränken würde die nur die Stimmung der Musik wahrnehmen. Also wäre Oberflächlichkeit Voraussetzung. Dann ginge es aber auch bei Bildern, Filmen, Zeitschriften, ja sogar beim Essen.

Andererseits, was bei klassischer bzw. historischer Musik auswählt wird kann schon interessant sein. Aber auf andere Weise, nicht um zu katalogisieren!
Welche Sprache sucht sich der Mensch um angesprochen zu sein? Die Sittsamkeit oder auch wilde Ursprünglichkeit der Renaissance, das erfrischende Plätschern des Barock, die geistigen Raffinessen eines Bach, auch wenn 90% der Symbolik nur unbewusst verstanden wird (sie wird, ein Wunder!!!) Das fast übersinnliche Ordnungsprinzip eines Mozart der fast das Paradies ahnen lässt, die romantische Ebene, vielleicht sogar als Gegenpart zum Alltag... oder als emotionales Bedürfnis, schließlich die Spannung, der Konflikt, wie zum Beispiel bei Komponisten des 20. Jahrhunderts.
Wer sie alle kennt wird stets die Entsprechung zu seinem Befinden wählen, quer durch die Literatur.

Ich glaube zu wissen wovon ich rede, unter meinen Musikerkollegen könnte man niemals von ihren Vorlieben auf den Charakter schließen. Höchstens, dass die bevorzugte Musik von ihrem Instrument geprägt ist, das ist meist der Fall. Weil bei jedem Instrument bestimmte Musikepochen Schwerpunkte bilden. Denn dort wo man sich eingearbeitet hat tendiert auch die Neigung hin. (Aber nicht bei mir *g*)

Nickname 12.03.2006, 23.56

Kommentare hinzufügen


Kommentare zu diesem Beitrag

2. von Pat

Ich gebe dir Recht, dass man keine Rückschlüsse auf den Charakter eines Menschen schließen kann nur allein daran, welche Musik er hört. Ist doch gerade die Musik auch sehr stimmungsabhängig.
Von klassisch (bei mir eher selten) bis rockig sind doch alle Facetten enthalten. Bin ich dann eine multiple Persönlichkeit? Wie spannend
:D
LG Pat :D

vom 14.03.2006, 08.42
Antwort von Nickname:

eben, genau! Danke liebe Pat! Aber dann wird er wieder sagen: Jaaa, aber es geht ja um die momentane Befindlichkeit! So wirder speaken, der Mr. Osram, ich weiß es schon ;o))
1. von erowyinn

Jau, und genau deswegen höre ich gerne Blechquintette ... obwohl die Musik als solche in diesem Stil mir gar nicht sosehr entspricht, aber als Blecher war sie lange für mich essentiell ...

Der Jazz, damit verbinde ich auch viel, und auch mit dem alten (!) Rock der 60er 70er schlägt mein Beat, genau das ist mein Rhythmus ...

Die sanften, fordernden, wilden, exstatischen, streichelnden, liebkosenden Klänge Gioras Klarinette berühren mich bis tief ins Innerste ...

Simple Musicals und Operetten lassen mich im Alltag mitträllern und bringen etwas Pep in meine Hausarbeit ...

Die Texte des Liedermachers Reinhard Mey sind simpel aber nett, die sind wirklich hübsch ... Zitat "ja so ´nen netten Kerl, den wünscht man sich als Schwiegersohn" ...

Fürs Gemüt dann die Narodniki mit ihren bildgewaltigen, pompösen Kompositionen ... allen voran Mussorgsky mit all seinen Werken (die Bilder, die Songs of Death and Devotion und den kahlen Berg liebe ich besonders), dann Korsakoff, dann der ruhigere Tschaikowski

Und was sagt das jetzt aus? Vor allelm die russischen schwermütigen wahnsinnigen? :D

Undundund, bin ich irr? verrückt? hochintelligen? selbstüberschätzend? unterprivilegiert? Oder doch nur vielfältig interessiert? Ich tippe mal auf Letzteres ...

Doch, ich sehe das genauso wie Du, die bevorzugten Musikrichtungen hängen viel mit der persönlichen Prägung zusammen. Wie soll jemand, der noch nie mit dieser Musik intensiveren Kontakt hatte, sich für schwerere Klassik als Mozart oder für einen herrlich lässig-verqueren Jazz begeistern können? Es mag wohl auch Ausnahmen geben, aber in der Regel gehört oft ein gewisses Vorwissen dazu oder eben die persönliche Betroffenheit durch ein Instrument ...

vom 13.03.2006, 00.05